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E Bunte Ge chichten MZ

Die Knöpfe des Grafen Demidoff. Ein junger ruſtißcher Graf Demid .
Erbe eines ungeheuren Vermögens, war von ſeinen Reisen durch Europa
nach Sankt Petersburg zurückgekehrt und bemühte Jich, in Ton, Geſten,
Kleidung, kurz in seiner ganzen Lebensweise, recht deutlich den Pariser
nachzuahmen, so daß man den jungen Herrn reichlich bewitzelte. Der
Onkel des Grafen, ein echter Ruſſe, ärgerte ſich am allermeisten über das
franzöſiſche Wesen des Neffen, und er beſchloß, ihm eine Lehre zu geben.
Mit Hilfe ſeiner Verbindungen konnte er es leicht dahin bringen, daß der
Intendant der Hofbühne einen beliebten Schauſpieler beauftragte, in der
nächſten Vorſtellung eines Stückes, in dem von einem Brüderpaar der eine
eine recht alberne Rolle zu ſpielen hatte, eben jenem ganz die Maske und
das Auftreten des jungen Grafen Demidoff zu leihen. Dem Schauſpieler
gelang seine Aufgabe ausgezeichnet. Das Haus erdröhnte vom Beifalls-
ſturm, als jenerinſeiner Rede französiſche Floskeln in das Runoiſche mengte;
man kam aus dem Lachen nicht heraus, als man das Urbild in seiner
Manie, Franzoſe ſein zu wollen, doch immer wieder als braven Russen
erkannte. Am Morgen nach der Vorſtellung erhielt der Schauſpieler einen
Brief und ein kleines feines Etui. Der Brief lautete : „Meinlieber Herr . . .!
Sie haben geſtern den Schreiber dieſer Zeilen ganz vortrefflich auf die
Bretter gebracht. Ich glaubte wirklich, mich in Ihrer Leiſtung im Spiegel
zu ſehen. Nur eines paßte nicht: ich habe bemerkt, daß die Steine in Ihren
Chemiſetteknöpfen unecht waren. Ein Demidoff trägt nie etwas Unechtes.
Ich nehme mir daher die Freiheit, Ihnen echte Knöpfe zu ſchicken, damit,
wenn Sie wieder den Grafen Demidoff auf die Bühne bringen, dieser in
ganz echter Faſſung erſcheine." Und in der Tat, in dem Etui lagen drei
koſtbare Chemiſetteknöpfe im Werte von dreitauſend Rubel. C. B.

Der verkannte Kanzler. Als Bismarck Kanzler des Norddeutſchen Bundes
geworden war, kam er eines Spätſommertags auf ſein Stammgut Schön-
hauſen, um der Jagd obzuliegen. Auf seinem erſten Spaziergang im Schloß-

/tille

park traf er eine alte Frau, die dort harkte und mit der er ſchon früher zu-
weilen geplaudert hatte. „Na, wie geht's, Mutter?“ fragte er. + „Oh,
mir geht's ganz gut," sagte ſie; „aber über Sie hab' ich mich gefreut, Herr
Graf; Sie ſind ja gar Kanzliſt geworden."“ — „Nein, Mutter," sagte Bis-
marck, „Kanzler bin ich geworden."“ – »I, das macht nichts,“ meinte die
Alte, „was nicht iſt, kann noch werden.“ G. Six.

Schriftſteller, Millionär und . Pechvogel. Walter Scott, der be-
rühmte Barde altſchottiſchen Glanzes, erzielte als Juriſt Beförderungen
und Sineturen, als Schriftſteller aber im ganzen drei Millionen Goldmark.
Und das im achtzehnten bis neunzehnten Jahrhundert! Das heißt, er
verdiente mehr als alle deutſchen Schriftſteller zuſammen in zwei Jahr-
hunderten. Sein Herrensitz Abbotsford war eine Sehenswürdigkeit an
Geſchmack und überreicher Ausſtattung. Durch ehrgeizige Betätigung bei
royaliſtiſchen Anlässen, durch grenzenlose Freigebigkeit und durch Speku-
lationen ging aber Scott dem Ruin entgegen. Durch Teilhaberschaft an der
Buchhändlerfirma Ballantyne wurde der Dichterbei deren Zusammenbruch
für zwei Millionen dreihundertvierzigtauſend Schilling haftbar. Trotz
angebotener Hilfe von fremder Seite wollte Scott dieſe Rieſenſumme
allein mit der Feder wieder ausgleichen. + Eineinhalb Millionen konnte
er noch tilgen, dann ereilte den Nimmermüden der Tod. R.

Der phlegmatiſche Holländer. Zur Zeit der Kaperschiffe war ein hol-
ländiſcher Seemann wegen Seeräuberei zum Tode verurteilt worden. Man
las ihm das Urteil vor und erklärte ihm, daß er vor ſeiner Hinrichtung
gefoltert würde. Der Holländer nickte. Ferner Jollte er gerädert werden.
Er nickte wiederum. Dann Jollte ihm der Kopf abgeschlagen werden. Er
nickte wieder zuſtimmend. Zum Schluz Jollte ſein Körper verbrannt und
die Aſche ins Meer geworfen werden. Nochmals nickte der Holländer. Auf
die Frage, ob er das alles verſtanden habe, erklärte er ſeelenruhig: „Ja +
ja — aber bitte in umgekehrter Reihenfolge.“ Rg.











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Stunden zZ W M



Knacktmandel für Zoologen



Râtſel

Welche Ähnlichkeit iſt zwiſchen einem Rethenyelt ut und

Bilderrätsel

Aufldsungen vom 23. Heft:

des Silbenrätſels : 1. Arena, 2. Rousseau, 3. Bibel,

1. Estrich, 5. Jsmene, 6. Tahiti, >. Mammut, 8. Aristo-
teles, 9. Choriſt, 10: "Tuba, 11. Diagnoſfe, 12. Asseſſor,
? (u. Smolens zk, 14. Lauchſtidt, 15. Eduard, 16. Bellini,
7. Energie, 18. Nel rung, 19. Samuel, 20. Uri, 21. Elfe,













A f einem Bräutigam?
z l:] tl
Vj Bſ V l G | B | H| H| t | L
N os. | s s J









Bei entſprechender Umſtellung obiger Buchstaben be-
zeichnen die ſenkrechten Reihen : 1. Raubfiſch, 2. Schlacht-
tier, 8. Rabenart, 4. Antilopenart. Die wugrem ! qs:
nennt eine Hundberaſsſe. ey!

Wanderfreude

Das Wandern bracht’ ihm große Luſt,

Er fühlt’ sich eins in ſeiner Bruſt

Und dachte auch vergangnuer zeiten,

Sah er auf Höhen von der zweiten.

Nun wohnet er im Badner Land,

Wo er eins-zwei als Ganzes sand. J. H.

Arithmogriph
12 418 4 3 th Blumenpflanze,
4. 9 1 ; i 10 14 großes Säugetier,
7 10 ; 15 183 aſiatiſcher Strom,
10.7 18 2 6 4 Wandeinbuchtung,

4 7 15 6 11 12 10 sſagenhaftes Tier,
s 12 4 13 18. 4 Brunnenpflanze.

An Slelle der Zahlen ſind beſtimmte Buchſtaben zu
setzen, ſo daß die wagrechten Reihen Wörter beigefügter
Bedeutung ergeben. Die erſte und vierte ſtittätthte
Reihe bezeichnen dann eine Dichtung Goethes. A. L

Streichrätſsel





t: Siegſried, 23. Sibylle, 24. Februar – Arbeit macht
das Leben qüß, Faulheit stärkt die Glieder;

der Scharade: Sinnbild;

dergeographiſch en Aufgabe: Kissingen, Altona,
Ingolſtadt, Stettin, Elberfeld, Rathenow, Säckingen,
Landshut, Amberg, Urach, Trier, Ellwangen, Reut-
lingen, Neumünster ~ S Kaiſ ers slautern ;

des Leiſtenrätſels

A
L L B
A. A. R 0 E
ß & & VN. OB. V V:. B V U F
M Z. G I Z
V R R
0

des Röſſelſprungs:







Gent, Elsa, Ring, Deck, Perm, Klee, Norm, Ädil,

<jestl! dich einem Beſsſern zu,
Daß mit ihm deine beſſern Kräfte ringen ;

Chef, Wien. Scherzfrage ; Wer selbst nicht besser iſt als du, j
Wenn vonjedem Wort dasrichtigezuſammenhängende Wurin: hat: ein wersentor \ütmflmeztor mtt ciner Der kann dich auch U a weitck vrugeu! ort;
Buchſtabenpaar geſtrichen wird, bezeichnen die übrig- ) . & )
gebliebenen Lettern eine Szene aus Webers „Oberon“ werdenden Schauſpieler Ähnlichteit ? t. §- L15%
A. L. Auslöſungen in Heſt 25. des Log ogriphs: Heimat, Heirat.



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Namens / Herausgegeben unter verantwortlicher Schriftleitung von Gottlob Ma yer in Stuttgart / Verantwortlich für den Anzelgenteil: Georg Springer in Berlin / In Oſterreich ſür
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