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Fledermausähnliche Pterodaktylen (Flugdrachen)

heute, auch die Flußpferde haben ſolche Zähne als Waffen. Unter den heute lebenden
Säugern sind das Walroß und der Narwal durch große Zähne ausgezeichnet. Es han-
delt ſich aber hierbei nicht nur um Angriffs- beziehungsweise Verteidigungswatifen,
ſondern dieſe Zähne werden auch vielfach als Werkzeuge bei der Nahrungsbeſchaffung

benützt. Das Wildſchwein durchpflügt damit den Waldboden nach Wurzeln, das Walroß |

den Meeresboden, um nach Muſcheln zu ſuchen. Beiden dienen die Zähne aber eben-
falls als Waffen. So wird es auch in der Vorwelt gewesen ſein. Auch hier handelte
es ſich bei der Zahnbildung vielfach um deren Verwendung als Werkzeuge und Waffen.
Oft übernehmen die Schneidezähne dieſe Funktion. Das iſt namentlich bei den Ele-
fanten der Fall, deren Stammbaum die verſchiedenartigſte Zahnentfaltung erkennen
läßt. Vom Möritherium bis zum Maſtodon und Mammut hinauf finden ſich die
verſchiedenſten Formen der Schneidezahnausbildung, indem zunächſt beide Kiefer
Stoßzähne trugen, ſpäter aber, wie noch heute bei unſeren Elefanten, nur der Ober-
kiefer mit ſolchen bewehrt iſt. Wir wissen, daß der afrikaniſche Elefant ſeine Stoßzähne
zum Zersplittern der Baumrinde und zum Brechen der Baumäſte, die ihm als
Mung dienen, benütt. :
Bei den eigentlichen Raubtieren haben ſich die Eckzähne als Fangzähne entwickelt.
Die höchſte Ausbildung zeigt dieſer Zahnentwicklungsgang in der Vorwelt bei den
Säbeltigern, unter denen der furchibare Smilodon durch ſäbelartig verlängerte Eck-
zähne ausgezeichnet iſt. Er ſchlug dieſe Fangzähne in den Nacken seiner Opfer, wobei
es ihm durch die Wirkung des zweibäuchigen Unterkiefermuskels ermöglicht war, den



H cft .

Unterkiefer nach hinten vom Oberkiefer abzuziehen. Auch

unſere heutigen Großkatzen, Löwe, Tiger, Leopard, Puma,
beſißen noch ſtarke Eckzähne, welche Fänge Jie in den
Nadken oder in die Kehle ihrer Opfer ſchlagen, um die
Gefäße des Halſes zu zerbeißen. Selbst bis in den Stamm-
baum des Menſchen hinauf finden ſich die Eckzähne ſtark
entwickelt. Es ſei nur an die furchtbaren Eckzähne der
Paviane, des Mandrils ſowie der Menschenaffen, nament-
lich des männlichen Gorillas, erinnert.

Gefährliche Waffen besitzen die Raubtiere in ihren ein-
ziehbaren Krallen. Sie benützen Jie bei der Überwältigung
ihrer Beutetiere, wobei ſie durch Schläge mit der krallen-
bewehrten Pranke dieſe zu Boden ſtrecken. Der pflanzen-
freſſende Dinoſaurus Iguanodon der Vorwelt besaß in
ſeinen ſtilettartig geformten, ſpitzigen Daumen eine ge-
fährliche Verteidigungswaffe. Außerdem konnte er mit
ſeinem langen, muskelſtarken Schwanz furchtbare Hiebe
austeilen. Ein Gleiches können heutigentags noch die Kro-

kodile sowie die langschwänzigen Warneidechſen. Der
Schwanz diente auch den stark gepanzerten Glypto-

donten aus dem Pampaslöß Argentiniens als Waffe zur
Verteidigung. Bei einzelnen Arten war er keulenförmig
hut V Ctotbctetticher Mannigfaltigkeit treten bei den
Tieren der Vorwelt, wie auch bei den heute lebenden











Ein mit großen Panzerplatten bed 1 ;
(Panzerdrache) beobachtet zwei im Waſſer schwimmende Schlangensaurier





eckterund mit gewaltigen Stacheln versehener Stegoſaurus



" Ein Ceratoſaurus beim Mahl

Geschöpfen, die Angriſffswaffen des Kopfes aut, sei es,
daß es ſich dabeium Knochen- oderHornbildungen handelt.
Auf Nase, Stirn und Scheitel fanden ſich bei Huftieren,
Nagetieren und Reptilien Höcker, Knochenzapfen, Geweihe
oder Hörner. Auch heute noch zeigen die Hirſche, Rinder,
Schafe, Ziegen, Nashörner sowie unter den Reptilien
Schlangen und manche Eidechſen (Chamäleonten) ſolche
Bildungen. In der Vorwelthandelte es ſich häufig um eine
geradezu groteske Ausbildung ſolcher Fang- oder Schutz-
waffen. Furchtbare Knochenzapfen beſaß zum Beiſpieldas
ägnptische Arsinotherium. Die Geweihbildung erreicht ihre
maſſigſte Ausbildung bei dem Elch der Gegenwart und
dem Riesenhirſch der Vorwelt. Hornbildungen finden Jich
in größter Mannigfaltigkeit bei den Hohlhörnern der
Gegenwart, in extremer Entfaltung bei den Steinböcten,
Wildſchafen und unter den Rindern bei den Büffeln. As
Angriffswaffen dienen auch die Hörner der Nashörner,
die in der Vorwelt wie in der Gegenwart teilweise eine
mächtige Ausbildung erreichen. So laſſen ſich zwiſchen den
Tiergeſchlechtern der vergangenen Erdepochen und der
gegenwärtigen Schöpfungsperiode in bezug auf das Vor-
handenſein und die Entfaltung von Angriffs- und Ver-

teidigungswaffen die mannigfaltigſten Beziehungen und

Übergänge nachweisen, Einrichtungen und Merkmale,
die alle dazu dienen, den Tieren im Kampfe ums Da-
sein nützlich zu sein. j


 
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