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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0049
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' 19 '


der Kapelle setzt er in den Anfang des XIII. Jahrhunderts und ver-
muthet, dass sie eilig für die Aufbewahrung der Reichskleinodien errichtet
wurde und zwar nach dem Vorbilde der Kapelle in Trifels, wo sie sich
früher befanden; Gesims und Bogenfries gehören nach ihm etwa derZeit
um 1150 an und waren ursprünglich für ein anderes
Gebäude bestimmt; den Anbau über der Kapelle mit
gekuppelter Säulenstellung hält er für ein Werk des
^ .s; XV. Jahrhunderts.
Westlich von der Kapelle befand sich ein thunn-
artiges Gebäude (Fig. 15 und Fig. 16 von der Südseite)
von drei Stockwerken, dessen Grundfläche ein läng-
liches Viereck bildete, wovon die längere Seite sich
an die Kapelle anschloss. Fig. 17 zeigt ein Reiffen-
. steinsches Bild beim Abbruch des Thurmes im Jahre
1842. Von dem Thurm ist noch die Mauer gegen
die Kapelle mit dem darin befindlichen Gang von
0,73 m Breite und 6,00 m Länge erhalten. Der Gang
ist rund überwölbt, bis zum Scheitel 1,88 m hoch und
liegt 12 cm höher wie die Kapelle; er steht durch
eine Thüre von 0,95 auf 2,08 m Grösse mit letzterer
in Verbindung.
Im Hofe eingemauert sind zwei Säulen von
Basalt, von welchen Fig. 18 eine Abbildung bringt.
Fig. 19 zeigt Fussboden-Plättchen, die beim Abbruch des Thurmes ge-
funden wurden.
An der Saalgasse liegt der im Jahre 1604 errichtete Vorderbau.
Das aus einem Keller-, Erd-, Ober- und Dachgeschoss bestehende, massiv
erbaute, verputzte, mit Schieferdach überdeckte
Gebäude enthält in seinem Inneren nichts Be-
merkenswerthes. Die Strassenfront in gothischem
Stile wurde im unteren Theile in ihren Thüren.
und Fenstern merklich verändert. Die im Ober-
geschosse befindlichen zwei- und dreifach zu-
sammen gefassten Fenstergruppen haben glatte
Umrahmungen von Sandstein. Ueber dem Stein-
unterbau erheben sich seitlich zwei grosse Giebel
(Fig. 20) und in der Mitte ein kleinerer Giebel
(Fig. 21) in Fachwerk und Renaissanceformen.
Bei einer 1881 vorgenommenen Wiederherstel-
lung durch Baurath Wagner wurde ihre Holzarchitektur von der ver-
deckenden Schieferbekleidung freigelegt. Die Felder des Fachwerkes sind
beiderseitig verputzt, das Holz springt durchschnittlich 2 cm vor den
Verputz. An einer Stelle ist eine Ausmauerung mit Backsteinen sicht-
bar. Die Giebel, auf Konsolen vor die Mauerflucht gekragt, durch-

Fig'. IS. Saalhof;


Fig. 19. Saalhof;
 
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