71
Skulpturen für polychrome Bemalung bestimmt. Heute sind beide Figuren
mit grauer Oelfarbe überstrichen. Leider ist uns der Name des Künstlers
nicht überliefert.
Aus derselben Werkstatt stammen auch vielleicht die vortrelfliehen
Bildwerke, welche den einfachen Dachgiebel bekrönen. Auf der Spitze
des Giebels erhebt sich auf glattem, von einem Viertelstab geschlossenen
Sockel, vom First aus durch eine schwere Eisenstange gehalten, die über-
lebensgrosse Statue der Pallas Athene mit Schild, Lanze und Eule. Ein
glatter, römischer Panzer umschliesst eng den schlanken Oberkörper über
einem faltigen Gewände, welches bis auf die Plinthe niederfällt. Die
Aermel sind aufgebauscht, so dass sie den Unterarm frei lassen. Der
rechte, nach unten gestreckte Arm greift die partisanenartige, hochragende
Lanze, der linke stützt sich auf den hohen, barock umrahmten Schild, in
dessen Mitte das von Schlangen umringelte Medusenhaupt angebracht ist.
Während das rechte Standbein ganz von dem langen Gewände verhüllt
wird, fällt letzteres über das wenig nach vorn gesetzte Spielbein vom
Knie an zurück, so dass der mit einer Beinschiene geschützte Unter-
schenkel sichtbar wird. Der rechts nach unten gewendete, edle Kopf
ist von einem Renaissancehelm bedeckt. Lange und zierliche Locken
fallen auf den Nacken herunter, welcher von dem über den Schultern zu-
sammengehaltenen Gewände befreit ist. Die Eule sitzt vor dem rechten
Fusse auf der Plinthe. Die ganze Figur steht, was Bewegung, Faltenwurf
und Proportionen betrifft, weit über den Skulpturen des Portals. Sie ist
in Folge ihres hohen Standpunktes noch unbeschädigt, allerdings aber
auch aus demselben Grunde von der Strasse aus kaum zu erkennen und
bietet von da aus durch die starke Verkürzung einen nicht erfreulichen
Umriss. Die sorgfältige Ausführung kann man ungeschmälert nur von den
Dachfenstern des gegenüber liegenden Hauses Zum Paradies aus beobachten.
Dasselbe gilt von den beiden Putti, welche auf den Ecken des Giebels
auf einer grossen Kugel sitzend, je ein grosses Füllhorn mit beiden Armen
angestrengt emporhalten; ein hier mehr dekorativ als symbolisch auf-
tretender Vorwurf. Auch sie sind virtuos behandelt und in der Bewegung
lebendig aufgefasst.
Das erste Obergeschoss zeigt heute an den Enden der Front je ein
einfaches Fenster, dessen Umrahmung, durch ein Karniesproßl mit Plättchen
gebildet, an den Ecken oben am Sturz und Gewände und unten am Ge-
wände und der Bank rechtwinklig nach aussen gezogen ist. An den fünf
Doppelfenstern ist dasselbe Motiv mit einer einzigen Linie in den Putz
eingegraben. Dieselben hatten früher die gleiche, wohl aus der Zeit des
Banserschen Umbaues stammende Umrahmung und wurden erst in der
zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts verändert. Ein einfaches, aus
Wellenprofil, wenig vortretender Hängeplatte und Karnies bestehendes
Hauptgesims schliesst die Frontmauer. Darüber erhebt sich in der Breite
der drei mittleren Achsen, das von einem schlichten Dreieckgiebel über-