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ragte Dachgeschoss. Interessant sind die wohl aus dem Jahre 1695
stammenden Dachgauben. Die sie einrahmenden toskanischen Pilasterchen
und der kleine Giebel erinnern an die Steinfenster der italienischen Früh-
renaissance. Die ebenfalls im Jahre 1695 entstandenen Brandmauergiebel
tragen als freie Endigung eine Kugel, deren kubischer Untersatz sich
mit der doppeltschrägen Abdeckung der Mauer verschneidet.
Von der einstigen Stuckdekoration und Bemalung ist keine Spur
mehr vorhanden. Bei Kleiner ist deutlich zu erkennen, dass die Fenster
des Erdgeschosses und ersten Stockwerks mit Säulen auf hohem Sockel
und einem Gesimse in derselben Anordnung wie am Portal eingefasst
waren. Im zweiten Obergeschosse erhoben sich darüber gemalte Figuren,
und im Giebelgeschosse herrschte, so weit erkennbar, ornamentale Aus-
stattung vor. Zu beiden Seiten des Portals war über den Fenstern des
Erdgeschosses ein rechteckiges Wappenschild angebracht. Auf einem
Kurszettel aus dem Anfänge des XVIII. Jahrhunderts ist der Braunfels
als damaliger Sitz der Börse abgebildet; die Malereien sind jedoch nur
als Schema ohne Einzelheiten wieder gegeben. Ein kleiner Morgensternscher
Kupferstich aus dem Anfänge des XIX. Jahrhunderts deutet noch Spuren
der Malerei an. Beide Blätter*) haben indessen einen zu kleinen Maass-
stab, um für eingehendere Untersuchung geeignet zu sein.
Vielfache Wandlungen haben auch die Facaden des länglich recht-
eckigen Hofes (Fig. 61) durchmachen müssen. Während auf dem Belagerungs-
plane noch keine Seitenbauten sichtbar sind, ßndet man bei Merian auf dem
nördlichen Flügel zwei einstöckige Bauten in einer Front mit halbrunden
Arkaden; beides wahrscheinlich Holzbauten. Auf einer anderen Darstellung
Frankfurts aus der Vogelschau, welche Mathaeus Merian für sein Werk
„Topographia Hassiae et regionum vicinarum" (Frankfurt 1655) anfertigte
und die im Gegensätze zu dem grossen Plane von Norden aus gesehen
ist, stellt sich die südliche Flügelfront mit ebensolchen Arkaden ausge-
stattet dar, welche wahrscheinlich aus dem Ende des XV. Jahrhunderts
stammen. Am Ende des XVII. Jahrhunderts scheint diese Anordnung in
schlichter Weise an den beiden, dem Hauptbaue anliegenden Achsen in
Stein übertragen worden zu sein; dabei wurde an dieser Stelle noch ein
zweites Stockwerk mit ebensolchen halbrund geschlossenen Fenstern auf-
gesetzt. Den Grund zu dieser Annahme gibt eine in Fig. 60 wieder-
gegebene Zeichnung des Maurermeisters Friedrich August Jänichen, welche
dieser dem Bauamte am 1. Februar 1791 einreichte. Wir dürfen hier
mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Aufnahme des alten Zustandes ver-
muthen, welche als Ausgangspunkt für das neue Projekt des Stadtbau-
meisters Hess des Aelteren erforderlich war. Der einstöckige, mit Mansarden-
geschoss versehene HofRügel scheint ebenfalls dem Ende des XVII. Jahr-
hunderts anzugehören. Das erste Stockwerk hing noch über das mit ein-
') In der Sammlung des Historischen Museums.
ragte Dachgeschoss. Interessant sind die wohl aus dem Jahre 1695
stammenden Dachgauben. Die sie einrahmenden toskanischen Pilasterchen
und der kleine Giebel erinnern an die Steinfenster der italienischen Früh-
renaissance. Die ebenfalls im Jahre 1695 entstandenen Brandmauergiebel
tragen als freie Endigung eine Kugel, deren kubischer Untersatz sich
mit der doppeltschrägen Abdeckung der Mauer verschneidet.
Von der einstigen Stuckdekoration und Bemalung ist keine Spur
mehr vorhanden. Bei Kleiner ist deutlich zu erkennen, dass die Fenster
des Erdgeschosses und ersten Stockwerks mit Säulen auf hohem Sockel
und einem Gesimse in derselben Anordnung wie am Portal eingefasst
waren. Im zweiten Obergeschosse erhoben sich darüber gemalte Figuren,
und im Giebelgeschosse herrschte, so weit erkennbar, ornamentale Aus-
stattung vor. Zu beiden Seiten des Portals war über den Fenstern des
Erdgeschosses ein rechteckiges Wappenschild angebracht. Auf einem
Kurszettel aus dem Anfänge des XVIII. Jahrhunderts ist der Braunfels
als damaliger Sitz der Börse abgebildet; die Malereien sind jedoch nur
als Schema ohne Einzelheiten wieder gegeben. Ein kleiner Morgensternscher
Kupferstich aus dem Anfänge des XIX. Jahrhunderts deutet noch Spuren
der Malerei an. Beide Blätter*) haben indessen einen zu kleinen Maass-
stab, um für eingehendere Untersuchung geeignet zu sein.
Vielfache Wandlungen haben auch die Facaden des länglich recht-
eckigen Hofes (Fig. 61) durchmachen müssen. Während auf dem Belagerungs-
plane noch keine Seitenbauten sichtbar sind, ßndet man bei Merian auf dem
nördlichen Flügel zwei einstöckige Bauten in einer Front mit halbrunden
Arkaden; beides wahrscheinlich Holzbauten. Auf einer anderen Darstellung
Frankfurts aus der Vogelschau, welche Mathaeus Merian für sein Werk
„Topographia Hassiae et regionum vicinarum" (Frankfurt 1655) anfertigte
und die im Gegensätze zu dem grossen Plane von Norden aus gesehen
ist, stellt sich die südliche Flügelfront mit ebensolchen Arkaden ausge-
stattet dar, welche wahrscheinlich aus dem Ende des XV. Jahrhunderts
stammen. Am Ende des XVII. Jahrhunderts scheint diese Anordnung in
schlichter Weise an den beiden, dem Hauptbaue anliegenden Achsen in
Stein übertragen worden zu sein; dabei wurde an dieser Stelle noch ein
zweites Stockwerk mit ebensolchen halbrund geschlossenen Fenstern auf-
gesetzt. Den Grund zu dieser Annahme gibt eine in Fig. 60 wieder-
gegebene Zeichnung des Maurermeisters Friedrich August Jänichen, welche
dieser dem Bauamte am 1. Februar 1791 einreichte. Wir dürfen hier
mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Aufnahme des alten Zustandes ver-
muthen, welche als Ausgangspunkt für das neue Projekt des Stadtbau-
meisters Hess des Aelteren erforderlich war. Der einstöckige, mit Mansarden-
geschoss versehene HofRügel scheint ebenfalls dem Ende des XVII. Jahr-
hunderts anzugehören. Das erste Stockwerk hing noch über das mit ein-
') In der Sammlung des Historischen Museums.