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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0113
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' 77 <

Antike. Der Altan scheint aber, nach späteren Plänen des Bau-Amts und
dem heutigen Standorte der dorischen Säulen zu schliessen, nicht in ellip-
tischer, sondern in gerader Linie ausgeführt worden zu sein. Die dorischen
Säulen, jetzt halb in den Treppenaufgang zum nördlichen Flügel einge-
baut, haben keine Kanneluren und stehen auf einem achteckigen glatten
Sockel. Im Jahre 1859 wurde, um den nördlichen Laden des Vorder-
hauses zu vergrössern, zwischen der Hinterfront des letzteren und den
dorischen Doppelsäulen, in der Breite des Stückes zwischen der Durch-
fahrt und dem nördlichen Flügel ein Erdgeschossbau eingeschoben, und
die dem Eingänge zur Haupttreppe gegenüber liegende, neu entstandene
Wand wurde übereinstimmend mit dem ersteren eingetheilt. Im Jahre 1864
wurde das erste Stockwerk der Säulenkolonnade abgebrochen und unter
Hinzunahme von zwei Achsen der Hoffront -ein neues geräumigeres Stock-
werk aufgesetzt, welches im Hofe auf gusseisernen Säulen schwebt. Letztere
zeigen die hellenisierenden Formen der damaligen Berliner Schule und
wären, obschon sie zu den guten Exemplaren ihrer Art gehören und in
sich tektonisch durchgebildet sind, besser durch Arkaden irgend welcher
Gattung ersetzt worden, denn sie tragen dazu bei, den neuen unschönen
Baukörper noch empfindlicher im Gegensätze zu den grossen Abmessungen
des Hofes hervorzuheben.
Von der einstigen Ausschmückung des Inneren ist ausser dem schönen
schmiedeeisernen Geländer der Haupttreppe, welches aus der Zopfzeit
stammt, nicht das Geringste mehr erhalten. Das erste Stockwerk der
Flügelbauten ist in neuerer Zeit durch Herausnahme aller Zwischenwände,
welche früher zur Einrichtung von Messläden gedient hatten, zu grossen,
heilen Sälen mit gusseisernen Stützen umgewandelt worden, wodurch der
Bau auch den Forderungen des modernen Geschäftslebens gerecht wird;
eine Eigenschaft, die ihn hoffentlich noch lange vor dem Abbruche be-
wahren möge. Dass er noch im Stande ist, weitere Jahrhunderte zu
überdauern, beweisen seine aussergewohnlich soliden Konstruktionen; in
den Decken ist zum Beispiel, wie nach Aussage des Besitzers bei Repara-
turen jüngst zum Vorschein kam, Balken an Balken gelegt, und zwar
Hölzer von fast dem doppelten, heute üblichen Querschnitte.
In den als Weinlager benutzten weitläufigen Kellerräumen fand sich bei
der Untersuchung ein kleines barockumrahmtes Frauensteinsches Wappen
an einer Ecke etwa in Brusthöhe eingemauert, ebenso ein bis zur Un-
kenntlichkeit verstümmeltes Steinbild, anscheinend ein aus ornamentalem
Grunde hervorragender Kopf. Ferner stellte es sich heraus, dass die Stufen
einer jetzt oben, zugemauerten alten Kellertreppe vor etwa zwei Jahren
theilweise von unten an abgesprengt worden waren und sich auf der Unter-
seite mit Inschriften bedeckt erwiesen hatten. Die Bruchstücke wurden als
Unterlage für das Fasslager verwendet. Eine nothwendige eingehendere
Untersuchung des bisher unaufgeklärten Fundes hat noch nicht statt-
gefunden.
 
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