Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0114
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
LICHTENSTEIN.

Archivalische Quellen: v. Fichards Leschlechtergeschichte, Fasz. Schurge
und Bauamts-Protokolle 1725 und 1777 im Stadtarchiv I: Reitfensteins Text zu seiner
Sammlung im Historischen Museum; Akten des Bau-Amts im Besitze des Hochhau-Amts.
Aeltere Pläne und Abbildungen: Krönungsdiarium Leopolds I. von 1658:
Kleiners Florirendes Frankfurt Tafel V: Reitfensteins Sammlung im Historischen
Museum.
Litteratur: BattonnsOertliche Beschreibung IV: Lotz, Baudenkmäler des Reg.-
Bez. Wiesbaden S. 174.

Das Haus Lichtenstein auf dem Römerberg (Nr. 11; Lit. J. Nr. 161),
welches 1326 zum ersten Male unter diesem Namen erwähnt wird, war
im Mittelalter ein Patrizierhaus, der Stammsitz der Schurge zu Lichten-
stein, und bildete in seinem stattlichen Aeusseren von je her eine hervor-
ragende Zierde des Römerberges. In der Reformationszeit war es die
Wohnung Johanns von Glauburg zu Lichtenstein, eines der bedeutendsten
Staatsmänner Frankfurts in jener Zeit. 1694 kam das Haus, damals auch
„zum kleinen Römer" genannt, in den Besitz der fünfzig Jahre vorher aus
Breda nach Frankfurt eingewanderten Familie Leerse, von der es in den
Besitz der Familien Sarasin und Manskopf überging. Jetzt ist es Manskopf-
Leersesches Fideikommiss.
Während der letzten Kaiserkrönung im Jahre 1792 wohnte hier
Prinzessin Luise von Mecklenburg, die spätere Königin von Preussen, im
Jahre 1793 Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preussen und dessen Bruder
Ludwig. Der Kronprinz hat mit seiner späteren Gattin vor der im Gast-
haus zum Weissen Schwan erfolgten Verlobung auf einem vom Besitzer
Manskopf im Hause Lichtenstein gegebenen Ballfeste getanzt. ^)
Die Abbildung Band II, Fig. 203 zeigt die alte gothische Facade;
über dem Erdgeschoss befinden sich zwei Vordächer mit aufgesetzten
Oberlichten; die beiden Obergeschosse zeigen je vier gleich grosse Fenster;
das Dach ist mit drei Thurmgauben besetzt. Diese Facade dürfte aus
dem XV. Jahrhundert stammen. Die innere Eintheilung des Hauses
(Fig. 63) hat wohl im Laufe der Zeit mehrfache Veränderungen erfahren.
Das mittelalterliche Haus war in Messzeiten sehr stark von fremden Kauf-
leuten mit Waarenlagern besucht; 1474 gehörten zum Hause nicht weniger
als 48 Gastbetten.
Am 8. April 1725 erhielt Johann Georg Leerse die bauamtliche
Erlaubniss, die Fenster im Lichtenstein zu vergrössern und ein Zwerch-
haus von Stein darauf zu setzen: das Ergebniss dieses Umbaues sehen
wir schon 1738 auf Tafel V von Kleiners Florirendem Frankfurt, die

0 Horn. Königin Luise (Berlin 1888); Hohenzollern-Jahrbuch 1897, 8. 187.
 
Annotationen