geschosse und die Einrichtung zum Brauhause erhalten; letzterer Be-
stimmung wurde er im Sommer 1879 wieder entzogen. In seinem
Erdgeschosse liegt, vom Hofe aus zugänglich, ein mit drei flachen, scharf-
gratigen Kreuzgewölben überdeckter Raum, der nach der Strasse und
nach dem Hofe je zwei innen mit einer Kehle umrahmte, von einem
Stichbogen überdeckte Doppelfenster hat.*) Im ersten Obergeschosse sind
noch zwei steinerne Doppelfenster, welche den im Kordbau erwähnten in
der inneren Profilierung ähnlich sind.
Auch der Südbau ist um ein Obergeschoss, wahrscheinlich im Jahre
1859, erhöht worden: in seinem Erdgeschosse beßndet sich nach dem
Hofe zu liegend ein dreitheiliges Steinfenster, innen in Sturz und Pfosten
von einer einfachen Kehle umrahmt.
Reihenstein, welcher den Grossen Speicher im Mai 1853 noch
unberührt im alten Zustande gesehen hat, hinterliess uns eine poetische
Schilderung der Eindrücke , die er beim erstmaligen Betreten des
malerischen, von einer Linde beschatteten Hofes empfing; von dem alten,
jetzt längst verschwundenen Ziehbrunnen berichtet er: „In einer Ecke
des Hofes, da wo das letzte Fenster des Saales mit dem nördlichen Bau
einen Winkel bildet, hat sich oben in der Wand neben den Fenstern der
verzierte Stein erhalten, welcher an einem Haken die Rolle zu dem schon
seit längerer Zeit nicht benützten und zugedeckten Ziehbrunnen, dem
eigentlichen alten Brunnen des Hofes getragen. Zu diesem Brunnen konnte
man auch durch eine nischenartige Oeffnung von dem kleinen Höfchen
aus gelangen; durch Wegnahme des die Ecke ausfüllenden steinernen
Brunnenkranzes wurde dieser Raum freigelegt, die Nische bis auf den
Boden heruntergebrochen, in eine Thüre verwandelt, durch welche über
einige Treppenstufen die Verbindung der beiden Höfe jetzt hergestellt ist."
Im Frühjahre 1880 wurde auf Kosten des damaligen Besitzers die
geschnitzte Facade im Hofe unter der pietätvollen Leitung des Architekten
Otto Lindheimer von dem im Laufe der Jahre darauf gestrichenen Kalk-
putze befreit und wiederhergestellt.
GROSSER UND KLEINER ENGEL.
Archivalische Quellen: Hausurkunden und Währschafts-Bücher des Stadt-
archivs I; Akten des Bau-Amtes inr Besitze des Hochbau-Amtes; Reiti'ensteins Text
zu seiner Sammlung im Historischen Museum.
Aeltere Pläne und Abbildungen: Reiffensteins Sammlung im Historischen
Museum; Krönungsdiarien.
Litteratur: BattonnsOertliche Beschreibung III und IV; Lotz, Die Baudenk-
mäler im Regierungs-Bezirk Wiesbadens. 178; Frankfurt a. M. und seine Bauten S. 55;
Lübke, (beschichte der deutschen Renaissance S. 437.
*) Die nach der Strasse liegenden Fenster sind von Reiffenstein auf dem Schau-
bilde (vgl. Fig. 76) nicht abgebildet worden.
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stimmung wurde er im Sommer 1879 wieder entzogen. In seinem
Erdgeschosse liegt, vom Hofe aus zugänglich, ein mit drei flachen, scharf-
gratigen Kreuzgewölben überdeckter Raum, der nach der Strasse und
nach dem Hofe je zwei innen mit einer Kehle umrahmte, von einem
Stichbogen überdeckte Doppelfenster hat.*) Im ersten Obergeschosse sind
noch zwei steinerne Doppelfenster, welche den im Kordbau erwähnten in
der inneren Profilierung ähnlich sind.
Auch der Südbau ist um ein Obergeschoss, wahrscheinlich im Jahre
1859, erhöht worden: in seinem Erdgeschosse beßndet sich nach dem
Hofe zu liegend ein dreitheiliges Steinfenster, innen in Sturz und Pfosten
von einer einfachen Kehle umrahmt.
Reihenstein, welcher den Grossen Speicher im Mai 1853 noch
unberührt im alten Zustande gesehen hat, hinterliess uns eine poetische
Schilderung der Eindrücke , die er beim erstmaligen Betreten des
malerischen, von einer Linde beschatteten Hofes empfing; von dem alten,
jetzt längst verschwundenen Ziehbrunnen berichtet er: „In einer Ecke
des Hofes, da wo das letzte Fenster des Saales mit dem nördlichen Bau
einen Winkel bildet, hat sich oben in der Wand neben den Fenstern der
verzierte Stein erhalten, welcher an einem Haken die Rolle zu dem schon
seit längerer Zeit nicht benützten und zugedeckten Ziehbrunnen, dem
eigentlichen alten Brunnen des Hofes getragen. Zu diesem Brunnen konnte
man auch durch eine nischenartige Oeffnung von dem kleinen Höfchen
aus gelangen; durch Wegnahme des die Ecke ausfüllenden steinernen
Brunnenkranzes wurde dieser Raum freigelegt, die Nische bis auf den
Boden heruntergebrochen, in eine Thüre verwandelt, durch welche über
einige Treppenstufen die Verbindung der beiden Höfe jetzt hergestellt ist."
Im Frühjahre 1880 wurde auf Kosten des damaligen Besitzers die
geschnitzte Facade im Hofe unter der pietätvollen Leitung des Architekten
Otto Lindheimer von dem im Laufe der Jahre darauf gestrichenen Kalk-
putze befreit und wiederhergestellt.
GROSSER UND KLEINER ENGEL.
Archivalische Quellen: Hausurkunden und Währschafts-Bücher des Stadt-
archivs I; Akten des Bau-Amtes inr Besitze des Hochbau-Amtes; Reiti'ensteins Text
zu seiner Sammlung im Historischen Museum.
Aeltere Pläne und Abbildungen: Reiffensteins Sammlung im Historischen
Museum; Krönungsdiarien.
Litteratur: BattonnsOertliche Beschreibung III und IV; Lotz, Die Baudenk-
mäler im Regierungs-Bezirk Wiesbadens. 178; Frankfurt a. M. und seine Bauten S. 55;
Lübke, (beschichte der deutschen Renaissance S. 437.
*) Die nach der Strasse liegenden Fenster sind von Reiffenstein auf dem Schau-
bilde (vgl. Fig. 76) nicht abgebildet worden.
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