Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0143
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
' 104 '

wagrechte Einschnitte sehr massvoll belebt. In besonderer Form, pyramiden-
förmig geschweift mit glatten Füllungsflächen, sind dagegen die Eckkrag-
steine entwickelt. Unter demjenigen des Grossen Engels kanert ein
kleines männliches Figiirchen, welches bei seiner
Winzigkeit (vgl. Fig. 86) nicht gut als Träger
des schweren Kragsteines aufgefasst werden
kann; der Eckkragstein am Kleinen Engel ist
dagegen etwas schwerfällig gerathen, da ihm
die untere Zuspitzung fehlt (Fig. 87). Er be-
sitzt kein Kopfgesims, sondern dafür nur eine
einfache Platte, welche die Inschrift trägt:
DIS-HAVS - SDEHEDN GOTES [ HAND-ZVM-
KLEIN - ENGEL - IS [ T - ES - GENANTd) Die
beiden letzten Worte sind auf unserer Ab-
bildung nicht sichtbar, da sie auf der
senkrecht zur Fassade stehenden Seite an-
gebracht sind. Am Untertheil des Steines
sitzt über Eck ein geflügelter Engelskopf.
Im Gegensatz zu dieser im Uebergangs-

stile erscheinenden Steinarchitektur, deren Ein-
zelheiten wenig kräftig, fast zu zart gegeben
sind, stellen sich die Holztheile des Gebäudes in
einer Formgebung von eigenthümlichem, kraft-
vollerem Gepräge dar. Dies ist vorerst an den
freiliegenden Knaggen, dem unteren Theile des
Erkers und an einem geschnitzten Eckpfosten
am Kleinen Engel zu erkennen, denn leider sind
heute die übrigen Verzierungen an den Gurtge-
simsen, den Fenstereinfassungen und dem Fach-
werke unter Verbretterung und Putz und am
Römerberge unter dem alle drei Obergeschosse
bedeckenden Schieferbelage verborgen.
Der reich mit figürlichem und ornamen-
talem Schmucke versehene, geschnitzte Unter-
theil des Erkers, welcher, konstruktiv in sehr
freier Weise, ohne grösseren Zusammenhang
mit seiner Umgebung sich vor zwei Fenster
des Zwischengeschosses legt, dieselben quer
durchschneidend, wird an der Vorderseite durch
vier profilierte Holzstreben getragen und eingetheilt, welche mit Löwen-
tatzen als Endigung auf dem Gurtgesimse aufstehen; während aber der
Uebergang- von der Tatze in den Balken durch ein längliches, aufsteigendes
*) Bei Home, Frankfurter Inschriften (Frankfurt 1897) Seite 33 ist dieser Spruch
unrichtigerweise zweizeilig abgedruckt; dabei die falsche Lesung „SDEHET IN"


Fig. 87. Kleiner Engel; geschnitzter
Eckpfosten im I. Öbergcschosse.
 
Annotationen