. 120
Hanse stehend, sich wartend nach seinem Reisebegleiter umdreht. Dieser
tauscht mit dem links sitzenden Tobi, schon zum Weggehen gewendet,
einen letzten eiligen Händedruck, als wenn er damit nochmals den
besorgten Eltern seine schützende Aufsicht über den unerfahrenen Jüng-
ling geloben wolle; wiederum ein Beispiel für die grosse Begabung des
Künstlers, den geistigen Inhalt des Vorganges erschöpfend dem Beschauer
vorzuführen. Das letzte Feld
enthält die Schilderung des
Reiseabenteuers; am Ufer des
Flusses sehen wir den im
Wasser stehenden Tobias den
heilbringenden Fisch mit bei-
den Armen ergreifen, links
steht der Engel. Leider ist
hier der Standpunkt dieser
dicht am Rahmen stehenden
Figur verunglückt, da die-
selbe dessen elliptischem Um-
risse angepasst ist. Im Hinter-
gründe findet die Zerlegung
des Fisches statt, womit auf
den glücklichen Ausgang der
ganzen Reise hingewiesen
wird. Es ist bewunderns-
wert!]., wie trotz der Klein-
heit derFiguren, die noch dazu
der perspektivischen Wirkung
wegen sehr skizzenhaft behan-
delt sind, die Handlung klar
und einfach zum Vorschein
kommt. Raphael sitzt etwas er-
höht auf einem Felsblocke und hebt in unterweisender Geberde bedeutsam die
rechte Hand, während Tobia sich aufmerksam vorbeugt, um nichts zu über-
hören. Der Grundgedanke, welcher die wohlgelungenen Darstellungen, die in
Anbetracht ihres künstlerischen Werthes*) hier eingehender besprochen
wurden, in eine Beziehung zu den Bewohnern des Hauses bringt, ist unschwer
herauszufinden: es ist der Segen eines durch die Religion geweihten,
frommen Familienlebens.
Ein Deckenbild, welches auf den Hausnamen anspielt, befand siclD)
in der Mitte der einfachen Felderdecke im ersten Obergeschosse des
ALTER MARKT.
Fig. 104. Goldene Waage; Decke im II. Obergeschosse.
*/,3 natürl. Grösse.
i) Die Ansicht von Lotz, dieselben seien „geringen Werthes", ebenso wie die-
jenige von Gwinner „Die Arbeit ist historisch interessant, aber ohne erheblichen Kunst-
werth" darf wohl nach den obigen Ausführungen als nicht zutreffend berichtigt werden.
P Seit Januar 1890 im Historischen Museum.
Hanse stehend, sich wartend nach seinem Reisebegleiter umdreht. Dieser
tauscht mit dem links sitzenden Tobi, schon zum Weggehen gewendet,
einen letzten eiligen Händedruck, als wenn er damit nochmals den
besorgten Eltern seine schützende Aufsicht über den unerfahrenen Jüng-
ling geloben wolle; wiederum ein Beispiel für die grosse Begabung des
Künstlers, den geistigen Inhalt des Vorganges erschöpfend dem Beschauer
vorzuführen. Das letzte Feld
enthält die Schilderung des
Reiseabenteuers; am Ufer des
Flusses sehen wir den im
Wasser stehenden Tobias den
heilbringenden Fisch mit bei-
den Armen ergreifen, links
steht der Engel. Leider ist
hier der Standpunkt dieser
dicht am Rahmen stehenden
Figur verunglückt, da die-
selbe dessen elliptischem Um-
risse angepasst ist. Im Hinter-
gründe findet die Zerlegung
des Fisches statt, womit auf
den glücklichen Ausgang der
ganzen Reise hingewiesen
wird. Es ist bewunderns-
wert!]., wie trotz der Klein-
heit derFiguren, die noch dazu
der perspektivischen Wirkung
wegen sehr skizzenhaft behan-
delt sind, die Handlung klar
und einfach zum Vorschein
kommt. Raphael sitzt etwas er-
höht auf einem Felsblocke und hebt in unterweisender Geberde bedeutsam die
rechte Hand, während Tobia sich aufmerksam vorbeugt, um nichts zu über-
hören. Der Grundgedanke, welcher die wohlgelungenen Darstellungen, die in
Anbetracht ihres künstlerischen Werthes*) hier eingehender besprochen
wurden, in eine Beziehung zu den Bewohnern des Hauses bringt, ist unschwer
herauszufinden: es ist der Segen eines durch die Religion geweihten,
frommen Familienlebens.
Ein Deckenbild, welches auf den Hausnamen anspielt, befand siclD)
in der Mitte der einfachen Felderdecke im ersten Obergeschosse des
ALTER MARKT.
Fig. 104. Goldene Waage; Decke im II. Obergeschosse.
*/,3 natürl. Grösse.
i) Die Ansicht von Lotz, dieselben seien „geringen Werthes", ebenso wie die-
jenige von Gwinner „Die Arbeit ist historisch interessant, aber ohne erheblichen Kunst-
werth" darf wohl nach den obigen Ausführungen als nicht zutreffend berichtigt werden.
P Seit Januar 1890 im Historischen Museum.