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Treppe aus zugängliches, dreifenstriges Zimmer, im Erdgeschosse liegt
vom Hausflur aus zugänglich das einfenstrige frühere Gesindezimmer,
daneben die Waschküche, die nicht wie sonst üblich gewölbt ist, sondern
eine gerade Decke besitzt, und in welche vom Hofe aus eine einfache
Tliüre führt, die derjenigen in der westlichen Hofseite gleich ist. Die
Waschküche besitzt keine Unterkellerung (das Gleiche war wohl bei dem
ehemaligen Nebenhause der Fall). Auf der Südseite wird der Hof be-
grenzt von der hohen, mit dem Nachbarhause gemeinschaftlichen Brand-
mauer, gegen welche sich in ihrer ganzen Länge ein niedriger, schmaler
Holzschuppen lehnt, in dem ein Holzstall und nach der Küche zu ein
„Seßgemach" untergebracht war, auf der Westseite von der D/2 m hohen
Grenzmauer gegen den Nachbargarten, an welcher der aus der im Hofe
liegenden Regenzisterne gespeiste Pumpbrunnen aus rothem Sandstein
seinen Platz fand. Schuppen und Brunnen waren in der ersten Hälfte
des NIX. Jahrhunderts, dann 1853 und 1861 mehrfach verändert oder
versetzt worden. Ihr heutiger Zustand entspricht wieder dem ursprüng-
lichen, welcher glücklicher Weise auf einer Radierung noch erhalten
ist. Das Blatt trägt die Inschrift: „Der Hof in Goetlre's väterlichem
Hause. Im großen Hirschgraben zu Frankfurt am Mayn Lit. F. No. 74,
der goldnen Federgasse gegenüber. Nach der Natur gezeichnet von L.
Rösel am 28. August 1823. Geätzt von W. Rabe."*) Der Brunnentrog ist
von einfacher Form, aussen mit muschelartiger Riefelung; die von einem
doppelt geschwungenen Spitzdach überragte, flache Nische wird von zwei
seitlichen schmalen Pfeilern mit Füllungen begrenzt, auf deren Deck-
gesims die obere halbkreisförmig abschliessende Muschel sitzt. Das inmitten
der Nische als Wasserspeier dienende Medusenhaupt, in dessen Mund der
Messingkrahnen eingesetzt ist, ist von sorgfältiger, schöner Arbeit. Vor
diesem Brunnen spielte sich auch jener heitere, in Bettina von Arnims
„Briefwechsel Goethes mit einem Kinde" (I. Theil) enthaltene Vorgang ab,
als die Frau Rath den im Jahre 1790 zur Krönung Leopolds II. in Frankfurt
weilenden Prinzessinen Friederike und Luise von Preussen „den Genuss
verschaffte, sich im Hofe am Brunnen recht satt Wasser zu pumpen und
die Hofmeisterin durch alle möglichen Argumente abhielt, die Prinzessinnen
abzurufen, und endlich, da diese nicht Rücksicht nahm, Gewalt brauchte
und sie im Zimmer einschloss."
Der malerische Anblick der Brunnenecke wird noch ergänzt durch
ein rechts von der Nische in. der Höhe des Brunnendaches auf einfachen
Steinkonsolen angebrachtes, schiefergedecktes, kleines Pultdach, welches
etwa 1 m vorspringt und wohl zum Schutze von darunter aufbewahrten
Geräthen diente. Unter demselben führt jetzt eine im Jahre 1897 durch-
gebrochene Pforte in den ehemaligen, von einer alten Linde beschatteten
*) Reihenstein hat diese Radierung zu seiner in den „Bildern zu Goethe's
Dichtung und Wahrheit" abgebildeten Rekonstruktion des Hofes benutzt.
Treppe aus zugängliches, dreifenstriges Zimmer, im Erdgeschosse liegt
vom Hausflur aus zugänglich das einfenstrige frühere Gesindezimmer,
daneben die Waschküche, die nicht wie sonst üblich gewölbt ist, sondern
eine gerade Decke besitzt, und in welche vom Hofe aus eine einfache
Tliüre führt, die derjenigen in der westlichen Hofseite gleich ist. Die
Waschküche besitzt keine Unterkellerung (das Gleiche war wohl bei dem
ehemaligen Nebenhause der Fall). Auf der Südseite wird der Hof be-
grenzt von der hohen, mit dem Nachbarhause gemeinschaftlichen Brand-
mauer, gegen welche sich in ihrer ganzen Länge ein niedriger, schmaler
Holzschuppen lehnt, in dem ein Holzstall und nach der Küche zu ein
„Seßgemach" untergebracht war, auf der Westseite von der D/2 m hohen
Grenzmauer gegen den Nachbargarten, an welcher der aus der im Hofe
liegenden Regenzisterne gespeiste Pumpbrunnen aus rothem Sandstein
seinen Platz fand. Schuppen und Brunnen waren in der ersten Hälfte
des NIX. Jahrhunderts, dann 1853 und 1861 mehrfach verändert oder
versetzt worden. Ihr heutiger Zustand entspricht wieder dem ursprüng-
lichen, welcher glücklicher Weise auf einer Radierung noch erhalten
ist. Das Blatt trägt die Inschrift: „Der Hof in Goetlre's väterlichem
Hause. Im großen Hirschgraben zu Frankfurt am Mayn Lit. F. No. 74,
der goldnen Federgasse gegenüber. Nach der Natur gezeichnet von L.
Rösel am 28. August 1823. Geätzt von W. Rabe."*) Der Brunnentrog ist
von einfacher Form, aussen mit muschelartiger Riefelung; die von einem
doppelt geschwungenen Spitzdach überragte, flache Nische wird von zwei
seitlichen schmalen Pfeilern mit Füllungen begrenzt, auf deren Deck-
gesims die obere halbkreisförmig abschliessende Muschel sitzt. Das inmitten
der Nische als Wasserspeier dienende Medusenhaupt, in dessen Mund der
Messingkrahnen eingesetzt ist, ist von sorgfältiger, schöner Arbeit. Vor
diesem Brunnen spielte sich auch jener heitere, in Bettina von Arnims
„Briefwechsel Goethes mit einem Kinde" (I. Theil) enthaltene Vorgang ab,
als die Frau Rath den im Jahre 1790 zur Krönung Leopolds II. in Frankfurt
weilenden Prinzessinen Friederike und Luise von Preussen „den Genuss
verschaffte, sich im Hofe am Brunnen recht satt Wasser zu pumpen und
die Hofmeisterin durch alle möglichen Argumente abhielt, die Prinzessinnen
abzurufen, und endlich, da diese nicht Rücksicht nahm, Gewalt brauchte
und sie im Zimmer einschloss."
Der malerische Anblick der Brunnenecke wird noch ergänzt durch
ein rechts von der Nische in. der Höhe des Brunnendaches auf einfachen
Steinkonsolen angebrachtes, schiefergedecktes, kleines Pultdach, welches
etwa 1 m vorspringt und wohl zum Schutze von darunter aufbewahrten
Geräthen diente. Unter demselben führt jetzt eine im Jahre 1897 durch-
gebrochene Pforte in den ehemaligen, von einer alten Linde beschatteten
*) Reihenstein hat diese Radierung zu seiner in den „Bildern zu Goethe's
Dichtung und Wahrheit" abgebildeten Rekonstruktion des Hofes benutzt.