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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0251
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Obergeschosses nach oben führenden hölzernen Treppenlaufes erblicken
wir rechts den Namenszug des Hausherrn J 0 G, links denjenigen der
Hausfrau 0 E G. Vom Vorplatze des zweiten Obergeschosses an bis in den
Dachstuhl besteht das Treppengeländer aus den vom Drechslermeister
Reuter gefertigten, mit Knäufen und Ringen gegliederten, schönen ge-
drehten Holzsäulchen. Die hölzernen Treppenläufe haben auf der Unter-
seite eine mit einfachen Füllungen versehene Verschalung; die beiden
oberen Podeste werden von je zwei weit vorspringenden Traghölzern ge-
stützt, deren Köpfe stark profiliert sind (vgl. Fig. 137).
Die gediegene Ausgestaltung der Zimmerthüren und der „Lambris"-
Vertäfelungen in Eichenholz und der Kaminthüren auf den Vorplätzen
ist, wie auf den beiden Schnitten Fig. 136 und 137 zu sehen, selbst in
dem ersten Obergeschosse sehr schlicht gehalten. Nur das Mittelzimmer
im ersten Obergeschosse, die Staatsstube (6,30x6,10 m), besitzt drei Flügel-
thüren, sonst sind im ganzen Hause nur einflügelige Thüren mit kräftiger
Umrahmung. Auch die Decken sind sehr einfach: sie haben alle eine
glatte Voute, die mit einem Rundstabgesims aus der Wand entspringt,
und sind mit einfachen Stuckleisten in Felder nach Massgabe der Unter-
züge eingetheilt. Die Decke der Staatsstube hat zwei derartige Felder,
deren Ecken und Mitte von Rokoko-Ornament eingenommen wird, auch
der Durchzug ist an der Unterseite dekoriert; in diesem Zimmer ist die
Ofennische ebenfalls mit Stuck-Ornamenten verziert, sie hat ein Zwischen-
^gesims, die seitlichen Stirnflächen tragen schmale längliche Füllungen.
Einen ähnlichen Schmuck an Decke und Ofennische hat das Mittelzimmer
des zweiten Obergeschosses, die Gemäldestube. Die Einfassung der Kamin-
thüren aus rothem Sandstein wird von einem Stichbogen überdeckt, dessen
glatter Schlussstein in der Vorderfläche gebogen ist. Im ersten und
zweiten Obergeschosse finden sich über diesen Kaminen glatte Füllungen,
deren Stuckleisten einen mehrfach durch Kreisstücke unterbrochenen Um-
riss bilden.
Von grösster Einfachheit, ohne indessen nüchtern zu wirken, ist die
Architektur der fünf Fenster breiten westlichen Hoffacade und der recht-
winklig daran stossenden drei Fenster breiten, nach Süden gerichteten
Facade des Hinterflügels (Fig. 136). Sämmtliche Fenster und die beiden
Thüröffnungen haben platte, unproßlierte, mit Stichbogen gedeckte Um-
rahmungen, welche im Erdgeschoss ohne Schlussstein glatt herumlaufen;
in den Obergeschossen dagegen, wo dieselben aus aufgelegten Leisten
bestehen, haben sie eine glatte Schlussstein-Verzierung und besonders
profilierte Bank. Die über jeder Fensterachse sitzenden Mansardfenster
und der Anstrich dieser beiden Hoffacaden sind wie an der Strassenseite,
dagegen besitzen dieselben nur einen einzigen Ueberhang (8 cm) über
dem Erdgeschosse; das Hauptgesims ist ähnlich demjenigen der Strassen-
seite, aber etwas niedriger. In den Obergeschossen des Seitenflügels be-
findet sich je ein, von dem schmäleren Streifen des Vorplatzes neben der
 
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