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EHEMALIGES von BETHMANNSCHES MUSEUM.
Archivalische Quellen: Akten der Stadtkämmerei A 111. 2. Nr. 43. Abt. 11:
Mittheilungen aus den Protokollen der Gesetzgebenden Versammlung, XIV. Band, 1852/53.
Aeltere Pläne und Abbildungen: Bemalter Aquatinta-Stich nach einer Zeich-
nung von F. A. Ramadier, 1827, im Historischen Museum.
Litteratur: (Pallmann), Simon Moritz von Bethmann und seine Vorfahren
(Frankfurt 1898) S. 299—301.
Lieber die Erbauung der kleinen Museumsanlage (Wallgrundstück
Lit. C Nr.'III, jetzt Seiler-Strasse 34), welche Simon Moritz von Bethmann
in seinem Garten bei dem Friedberger Thore errichten liess, ist nur spär-
liches Material vorhanden. Der Architekt konnte nicht ermittelt werden.
Bald nachdem die aus der Demolition der Festungswerke entstandenen
Wallgrundstücke zur Veräusserung an Privatleute parzelliert*) worden
waren, erwarb von Bethmann dieses Grundstück am 19. November 1807.
Der kunstsinnige Bankier, der namentlich, dem Zuge seiner Zeit folgend,
den Schöpfungen der Antike eine grosse Begeisterung entgegenbrachte,
besass eine Sammlung von Gipsabgüssen der besten Skulpturen, die von
dem damals berühmten Former Getti geformt worden waren. Diese
Sammlung, die einzige ihrer Art in Frankfurt zu jener Zeit, gedachte er
in einem besonders hierzu zu errichtenden Gebäude der Allgemeinheit
zugänglich zu machen. Jedenfalls wurde aber der Bau erst geplant und
in Angriff genommen, nachdem Bethmann bei dem Stuttgarter Bildhauer
Dannecker dessen berühmte Ariadnestatue laut Vertrag am 20. Dezember
1810 in Marmor bestellt hatte. ^) In einem Schreiben vom 4. April 1814
macht Dannecker Vorschläge zur Ueberführung der mittlerweile vollendeten
Statue von Stuttgart nach Frankfurt und legt einen eigenen Entwurf bei zu
einem von einer Kuppel bekrönten Rundtempel in antiker Form, in welchem
die Ariadne aufgestellt werden sollte. Hieraus könnte gefolgert werden,
dass damals noch kein anderer Bauplan für das Museum vorhanden war, es
sei denn, dass Dannecker diesen Entwurf für die Aufstellung der Statue allein,
ohne von Bethmann aufgefordert zu sein, erfunden und dann dem letzteren
unterbreitet hatte. „Am 7. August 1814 zeigte dann Dannecker an, dass
auch das drehbare Gestell für die Statue fertig sei; die Absendung zog sich
aber noch hinaus, da das für die plastische Sammlung Bethmanns bestimmte
Gebäude noch nicht vollendet war. Erst am 19. Juni 1816 ging das Kunst-
werk an seinen Bestimmungsort ab und wurde wenige Wochen nachher in
einem eigenen Raum des Bethmannschen Museums an der Seilerstrasse auf-
*) Vgl. Bd. II, 117.
2) Vgl. hierzu: Beyer, Danneckers Ariadne, Zeitschrift für Bildende Kunst, Neue
Folge, Jahrgang VIII, 1897, S. 244—248; auch als besondere Schrift mit einigen Zu-
sätzen veröffentlicht unter dem Titel: Beyer, Danneckers Ariadne, Eine kunsthistorische
Studie (Frankfurt 1902).
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EHEMALIGES von BETHMANNSCHES MUSEUM.
Archivalische Quellen: Akten der Stadtkämmerei A 111. 2. Nr. 43. Abt. 11:
Mittheilungen aus den Protokollen der Gesetzgebenden Versammlung, XIV. Band, 1852/53.
Aeltere Pläne und Abbildungen: Bemalter Aquatinta-Stich nach einer Zeich-
nung von F. A. Ramadier, 1827, im Historischen Museum.
Litteratur: (Pallmann), Simon Moritz von Bethmann und seine Vorfahren
(Frankfurt 1898) S. 299—301.
Lieber die Erbauung der kleinen Museumsanlage (Wallgrundstück
Lit. C Nr.'III, jetzt Seiler-Strasse 34), welche Simon Moritz von Bethmann
in seinem Garten bei dem Friedberger Thore errichten liess, ist nur spär-
liches Material vorhanden. Der Architekt konnte nicht ermittelt werden.
Bald nachdem die aus der Demolition der Festungswerke entstandenen
Wallgrundstücke zur Veräusserung an Privatleute parzelliert*) worden
waren, erwarb von Bethmann dieses Grundstück am 19. November 1807.
Der kunstsinnige Bankier, der namentlich, dem Zuge seiner Zeit folgend,
den Schöpfungen der Antike eine grosse Begeisterung entgegenbrachte,
besass eine Sammlung von Gipsabgüssen der besten Skulpturen, die von
dem damals berühmten Former Getti geformt worden waren. Diese
Sammlung, die einzige ihrer Art in Frankfurt zu jener Zeit, gedachte er
in einem besonders hierzu zu errichtenden Gebäude der Allgemeinheit
zugänglich zu machen. Jedenfalls wurde aber der Bau erst geplant und
in Angriff genommen, nachdem Bethmann bei dem Stuttgarter Bildhauer
Dannecker dessen berühmte Ariadnestatue laut Vertrag am 20. Dezember
1810 in Marmor bestellt hatte. ^) In einem Schreiben vom 4. April 1814
macht Dannecker Vorschläge zur Ueberführung der mittlerweile vollendeten
Statue von Stuttgart nach Frankfurt und legt einen eigenen Entwurf bei zu
einem von einer Kuppel bekrönten Rundtempel in antiker Form, in welchem
die Ariadne aufgestellt werden sollte. Hieraus könnte gefolgert werden,
dass damals noch kein anderer Bauplan für das Museum vorhanden war, es
sei denn, dass Dannecker diesen Entwurf für die Aufstellung der Statue allein,
ohne von Bethmann aufgefordert zu sein, erfunden und dann dem letzteren
unterbreitet hatte. „Am 7. August 1814 zeigte dann Dannecker an, dass
auch das drehbare Gestell für die Statue fertig sei; die Absendung zog sich
aber noch hinaus, da das für die plastische Sammlung Bethmanns bestimmte
Gebäude noch nicht vollendet war. Erst am 19. Juni 1816 ging das Kunst-
werk an seinen Bestimmungsort ab und wurde wenige Wochen nachher in
einem eigenen Raum des Bethmannschen Museums an der Seilerstrasse auf-
*) Vgl. Bd. II, 117.
2) Vgl. hierzu: Beyer, Danneckers Ariadne, Zeitschrift für Bildende Kunst, Neue
Folge, Jahrgang VIII, 1897, S. 244—248; auch als besondere Schrift mit einigen Zu-
sätzen veröffentlicht unter dem Titel: Beyer, Danneckers Ariadne, Eine kunsthistorische
Studie (Frankfurt 1902).
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