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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0317
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264 —

vorhanden war, was sich meiner Schilderungsfähigkeit entzieht, indem
meine frühesten Jugenderinnerungen kaum bis zu dem Jahre 1825 hinauf-
reichen. Aber manchmal, wenn schon die ganze Strasse in abendlichem
Schatten lag und und nur noch die alten Schornsteine, Griebel und Horsten
der Brandmauern von den Strahlen der untergehenden Sonne glühend
erleuchtet waren, tauchte in mir eine Ahnung des Eindrucks auf, den
nun vor längst verschwundener Zeit diese jetzt stummen Zeugen derselben
gar oft lebendig mitredend gewährt haben mögen."
Reiffenstein hat in seiner obigen Schilderung schon angedeutet, dass er
auch zahlreiche Aufnahmen von Häusern und Haustheilen der Juden-Gasse
seiner Sammlung einverleibt hat. Es ist hier nicht möglich, diese kostbaren
Vermächtnisse, die er mit geschultem Malerauge und heissiger Künstlerhand
in Umrissen oder in reizvoller
Farbenwirkung geschaffen hat,
in zahlreicheren Abbildungen
oder gar ausführlich wieder-
zugeben ; wir müssen uns
daher beschränken, ausser der
schon mitgetheilten Fig. 169
noch die auf den Figuren 170
und 171 dargestellten, charak-
teristischen Grebäudetheile aus-
zuwählen. Der Grüne Hut ist
ein gutes Beispiel für die-
jenigen Häuser, bei denen
auch das Erdgeschoss aus
Holz errichtet war. Neben
der Hausthüre behndet sich
hier noch eine Geschäftsaus-
lage, welche aus zwei, um
wagrechte Achsen drehbaren
Holzläden, die man beim Ge-
brauche aufklappte, gebildet wurdeJ) Auch das Nebenhaus auf der linken
Seite zeigt dieselbe Einrichtung, ebenso die gleichen gedrehten Stäbe in
dem Halbrund über der Hausthüre. Ein steinerner Erker im Erdgeschosse,
wie er am Einhorn (Fig. 171) vorkam, wird wahrscheinlich nur in diesem
einen Beispiele gebaut worden sein oder dürfte sich jedenfalls nicht an
mehreren Häusern der Gasse wiederholt haben.
Ein ungemein wichtiges Material über die Bauweise der Judenhäuser
bietet der Faszikel des Stadtarchivs „Abriss der Juden-Gebäu seit Anno
1711", dessen 185 Blätter alle sorgfältig in Federmanier (öfters getuscht)

*) Vgl. hierzu in der Schiusslieferung dieses Werkes die sogenannten Messläden
im Nürnberger und Gläsern Hofe.


Fiß-. 170. Juden-Gasse: Grüner Hut, Lit. B 122.
 
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