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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0346
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besonders befestigt; das nördliche Brückcken hat statt dessen nur ein
freistehendes hölzernes Thorgestell. ^)
Das Weiherhaus ist von länglich rechteckigem Grundriss und zeigt
in seinem Aeusseren die Trennung in Palas und Bergfried (vgl. oben 8. 275),
letzterer den Palas um ein Geschoss thurmartig überragend. Aehnlich
dem Herrenhause des Grossen Rieder Hofes (vgl. Fig. 175) besass das
Erdgeschoss aus fortitikatorischen Gründen nur spärliche Durchbrechungen
durch Fenster, das Kellergeschoss einige schlitzartige Oetfnungen. Unter
dem oberen Thurmgeschoss fehlte nicht der im Festungsbau obligate Rund-
bogen-Konsolenfries. Auf der dem Thurm entgegengesetzten Seite war
über der südöstlichen Ecke des Palas ein sechseckiges schlankes Thürinchen
als Luginsland keck aulgesetzt, das neben seiner praktischen Bedeutung
auch einen architektonischen Werth besass, denn es belebte als malerisches
Motiv in reizvoller Weise die starre, einfache Front, deren Schmuck im
übrigen sehr sparsam gehalten war und wohl hauptsächlich in dem Wappen-
steine (Fig. 188; vgl. oben S. 288) bestand. Sehr wahrscheinlich waren
alle Fensterumrahmungen, sowie die Mauerecken aus Basalt, denn auf dem
Oelgemälde sind alle diese Theile mit grauer Farbe gemalt, nur das Wappen
über der rundbogig geschlossenen Eingangsthüre zeigt rothen Sandstein.
Da die letztere auch an dem heutigen Bau dieselbe Form besitzt (ein
einfacher Rundstab umfasst Rundbogen und Gewände und läuft in einiger
Höhe (1,10 m) über der Schwelle an der rechteckigen Gewändecke tot)
und auf dem Entwürfe des de la Fosse anfänglich für den Neubau von 1727
eine reichere Form mit besonderer, barocker Verdachung geplant war,
die nicht zur Ausführung kam, und da ferner diese ausgesprochene Rund-
bogenform stilistisch an sich nicht an den Bau des de la Fosse passt, so
darf vermuthet werden, dass das heutige Thürgestell (lichtes Mass 1,29x3 m)
dasjenige des älteren Baues von 1571 ist, ^) im Mauerwerk aber nicht mehr
an seiner ursprünglichen Stelle sitzt, sondern in die Mittelachse gerückt
wurde; im anderen Falle hätte beim Neubaue von 1727 das ganze Fundament-
Rechteck nach Süden verschoben oder verlängert werden müssen, was
ohne triftige Gründe nicht gut angenommen werden kann. Das Wappen
blieb bei dieser Versetzung nicht mehr dicht über dem Rundbogen und

9 Aehnliche mit dem Schutzweihei* in Verbindung stehende Wassergräben und
den Zugang zum Palas über eine Insel zeigt die Günthersburg (vgl. oben Fig. 180).
Am grossartigsten tritt uns die iortißkatorische Idee einer solchen Schutzinsel durch
ein komplizierteres System von Gräben auf dem grossen Grundrisse des weiter unten
noch zu besprechenden Hofes Goldstein entgegen.
9 Zum mindesten der Form nach; ob einzelne Werkstücke dabei ausgewechselt
und erneuert wurden, bleibe dahingestellt. Die heutige Untersuchung ergab an beiden
Gewänden als Material rothen Sandstein. Dieser Befund würde vielleicht auf eine
Auswechslung hinweisen, da auf dem Oelbilde diese Gewände ebenfalls grau, ähnlich
Basalt, gemalt sind. Es ergeben sich hieraus noch mehrere Möglichkeiten, von deren
Erörterung jedoch hier als weniger wichtig abgesehen sei.
 
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