380 '
sein sollte, scheint nur spärliche Begründung* zu haben, ebenso, als wäre
es ein kleiner Hafen für die Färcher.
Der Gutleut-Hof war naturgemäss von einer Ringmauer umschlossen,
jedoch keineswegs im höheren Sinne wehrfähig. Ausser der schmalen
Mainpforte besass er noch je ein Hauptthor auf der westlichen Frankfurter
und auf der nördlichen, der Galgen-Warte zugekehrten Seite. Diese Thore
scheinen niemals befestigt gewesen zu sein. Von dem ältesten Zustand
des Hofes sind heute nur noch einige unbedeutende Reste der Umfassungs-
mauern und die beiden, von Kreuzen überragten massiven Giebelwände
und der Keller der Kirche (Fig. 224) übrig geblieben. Die einzige brauch-
bare Ansicht der letzteren aus früherer Zeit ist uns auf dem Blatte der
Gerning-Sammlung (Fig. 222) erhalten. Demnach war es eine sehr be-
scheidene, länglich rechteckige Saalkirche von drei Achsen Länge. Drei
Fenster lagen nach der Mainseite, eines nach Osten; die Fenster waren
verhältnissmässig niedrig und rundbogig geschlossen mit einfachem Mass-
werk. Auf dem Dache erhob sich ein einfacher Dachreiter. Die auf der
Abbildung sichtbaren beiden Kreuze sind heute noch erhalten; ausrothem
Sandstein gefertigt, zeigen sie eine alterthümliche Form. Die Kreuzarme
sind in den Ecken durch konkave Bogenstücke verbunden, denen im
Mittelpunkt des Kreuzes eine Durchbrechung in Form eines auf der Spitze
stehenden, von ähnlichen Bogen gebildeten Quadrates entspricht. Die drei
oberen Theile des Kreuzes laufen in eine von zwei kleinen seitlichen
Voluten und einem mittleren, spitz auslaufenden, blattförmigen Stücke
gebildete freie Endigung aus; das Schaftende besitzt eine der letzteren
entsprechende, in der Fläche liegende, knaufartige Unterbrechung. Diese
Kreuze dürften dem Anfänge des XIV., vielleicht auch schon der II. Hälfte
des XIII. Jahrhunderts angehören ;Q die Rundbogenfenster sind stilkritisch
in dieselbe Zeit zu setzen.
Es scheint, dass die Vergrösserung der Gemeinde durch die Protestanten
der benachbarten Höfe und Dörfer im XVIII. Jahrhundert auch einen
Anbau an die Kirche nothwendig machte; nach der Benennung auf einem
nichtsignierten Grundrisse war diese Kapelle auf der nördlichen Seite der
Kirche vorgelagert, wahrscheinlich in der Ausdehnung, wie sie auf dem
Situationsplane um 1800 (Fig. 223) kenntlich gemacht ist. Ob der auf
demselben Plane südwestlich vor der Kirche gezeichnete kleine Raum als
spätere Vorhalle oder ältere Orgelempore zu gelten hat, bleibe dahingestellt.
Er ist wie die Kirche mit doppelten Linien, das heisst also im Sinne der
Zeichnung mit massiven Mauern umschlossen. Vielleicht war es eine mit
der Kirche nicht unmittelbar verbundene Kammer für die Beerdigungs-
gerätschaften. Jedenfalls ist sie nicht als die eigentliche Kapelle anzu-
sprechen, denn diese wird auf dem erwähnten, nichtsignierten Grundrisse
0 Diese Kreuzesform zeigt eine nahe Verwandtschaft mit derjenigen auf dem
südlichen Apsidenthurme der St. Leonhards-Kirche: vgl. I, 13 und Fig. 2.