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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0472
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Theil, dessen Schieferbelag wenigstens mildernd wirkte (Fig. 290). Auch
die nördlich dahinter sich erhebende, an den Treppenthurm stossende Hof-
fassade zeigte in früherer Zeit ein ganz anderes, für die Frankfurter Hof-
arcliitektur viel charakteristischeres Aussehen, da, wie sich beim Abbruche
im Jahre 1900 herausstellte, im zweiten Obergeschoss ein offener, die ganze
Länge dieses Gebäudetheiles einnehmender Altan zu Tage trat, der im
XIX. Jahrhundert durch Zubretterung in eine geschlossene Fensterwand
verwandelt worden war. Seine hölzernen, quadra-
tischen Pfeiler hatten bei dieser Umwandlung ihre
Kopfbänder eingebüsst, dagegen war die Balustrade
bis zuletzt noch vorhanden; ihre schön gedrechselten
Gitterstäbe stimmten mit denjenigen der südöstlichen
Treppe (vgl. Fig. 292) fast völlig überein. Auch die
östliche Hofseite hatte einen niedrigen Anbau erhalten,
wahrscheinlich im Jahre 1732, da das im Hofe sicht-
bare, im XIX. Jahrhundert zugemauerte rundbogige
Thor (vgl. Fig. 290), wie aus dem Grundrisse des
Erdgeschosses (Fig. 284) ersichtlich, mit dem Thor-
bau. an der Kerben-Gasse in unmittelbarem Zusammen-
hänge stand. Sämmtliche Bäume des Erdgeschosses
scheinen für Handelszwecke bestimmt gewesen zu sein, weshalb sie auch
einer besonderen Ausstattung entbehrten; immerhin war in einem Magazin
des Nordflügels ein mächtiger hölzerner Pfeiler mit Sattelholz durch
ernste tektonische Formgebung bemerkenswert und schliesslich noch
manches Stück der Kleinkunst, wie z. B. der schöne Thürklopfer von einer
Hofthüre des Ostflügels (Fig. 299), der zur selben Zeit wie die Gitter der
Thore an der Kerben-Gasse, mit welchen er stilistisch grosse Verwandt-
schaft aufweist, entstanden sein wird.


Fig. 299. Clescrn-Hof;

JUNG-HOF.
Archivalische Quellen: Akten des Bau-Amtes im Stadtarchiv; Reiffensteins
Text zu seiner Sammlung im Historischen Museum.
Litteratur: Battonn VI, 288; von Oven, Das erste städtische Theater zu
Frankfurt a. M. Neujahrsblatt des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde 1872;
E. Mentzel, Geschichte der Schauspielkunst in Frankfurt a. M. im Archiv etc. Neue
Folge, Band IX.

Der Jung-Hof wird zuerst 1361 als „der Junge Wesseler hof in der
nuwenstadt" erwähnt; der Besitzer hiess Junge und war ein Wechsler.
Schon im XIV. Jahrhundert bürgerte sich die Abkürzung „der Jungen
hof" ein, aus welcher bald die noch kürzere Bezeichnung Jung-Hof entstand.
 
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