552
K. J. Czyżewski, W. Walanus, M. Walczak
muss auch die im Potsdamer Ausstellungsfuhrer
angegebene Information, dass sich Jan Wielki „in
Olkusz“ der Signatur ,,HG“ (also „Hans GroB“)
bediente76. Auf einer Tafel des Polyptychons aus Ol-
kusz sind tatsachlich Buchstaben zu sehen, doch sie
werden seit langem als ,,PH“ gelesen, d.i. als Kurzung
von „Pinxit Hanus“. Die deutsche Form des Namens
von Jan Wielki taucht in keiner Quelle auf und ihre
Verwendung im Ausstellungsfuhrer ist unbegrun-
det77.
Manche Fehler beweisen mangelnde Kenntnis
oder Fehlinterpretation der Fachliteratur. Das Trip-
tychon des Entschlafens Mariens mit dem in der Be-
krónung gemalten Wappen der Radziwills, wahr-
scheinlich aus der Birgittenkirche in Lublin, wird im
Ausstellungsfuhrer aus Kutna Hora auf 1546
datiert78. Dieses Datum ist tatsachlich auf der Pre-
della zu sehen, sie unterscheidet sich aber stilistisch
(was mit bloBem Auge festgestellt werden kann) von
den ubrigen Teilen des Relabels, mit denen sie nach-
traglich verbunden wurde79. Das Triptychon selbst
wurde von Jerzy Gadomski mit der Werkstatt des
Krakauer Maiers, der ublicherweise als Meister des
Triptychons aus Szyk (poln. Mistrz Tryptyku z Szy-
ku) bezeichnet wird, in Verbindung gebracht und auf
1522-1525 datiert80. Die Hypothese der Autoren,
das Retabel kónnte von Mikołaj Czarny Radziwiłł
(1515-1565) oder Mikołaj Rudy (1512-1584) gestif-
tet worden sein, entbehrt im Lichte dieser Lebensda-
ten jeder Grundlage81.
Nur in Kutna Hora wurde der mannliche Kopf
aus Holz gezeigt, der angeblich die beriihmte Decke
im Gesandtensaal (Sala Poselska) des kóniglichen
Schlosses in Krakau verziert haben soil82. Er wird im
Nationalmuseum Krakau (Abteilung Jan-Matejko-
Haus) neben vier ahnlichen Kopfen aufbewahrt. Die
76 EJ Potsdam, Nr 1.3, S. 28.
77 GADOMSKI, Jan Wielki..., S. 22, 26 und Anm. 42.
78 EJ Kutna Hora A, Nr. III.49, S. 225-226.
79 Tadeusz DOBRZENIECKI, Malarstwo tablicowe. Ka-
talog zbiorów, Warszawa 1972, Katalognummer 15, S.
53; GADOMSKI, Gotyckie malarstwo tablicowe... (wie
Anm. 43), S. 98, Anm. 254.
80 GADOMSKI, Gotyckie malarstwo tablicowe... (wie
Anm. 43), S. 98.
81 Die Hypothese wurde bereits in der englischen Version
verworfen, siehe EJ Kutna Hora B, Nr III.49, S. 225-226,
datur wird da fur móglich gehalten, dass das Retabel von
einem weiblichen Mitglied der Familie gestiftet wurde,
worauf die Ikonographie ein Hinweis ware. Der Kataloge-
intrag in der polnischen Version unterscheidet sich deu-
tlich von den anderen, es wird darin u. a. die richtige
Datierung angegeben, siehe EJ Warszawa, Nr III. 12,
S. 215-216.
82 EJ Kutna Hora A, Nr. 1.12, S. 38-39.
Authentizitat dieser Werke wird seit langem in Zwei-
fel gezogen - in der letzten Monographic der Kas-
settendecke im Gesandtensaal werden sie als Imita-
tionen aus dem 19. Jahrhundert bezeichnet83. In der
Ausstellung wurde der Kopf indes als Renaissance-
Werk prasentiert, angegeben wurden auch die Na-
men seiner Schópfer: des Schnitzers Jan Janda und
des Autors der Fassung Andrzej Jungholcz. Auch
diese Informationen bediirfen einer Kritik. Jan Jan-
da kommt in den Krakauer Quellen ein einziges Mai
vor; die altere Literatur versuchte ihn mit dem archi-
valisch (auch in den Hofrechnungen) mehrmals ver-
zeichneten Schnitzer Hans gleichzusetzen, wofur es
allerdings keinen Grund gibt84. Ob dieser Hans an
der Entstehung einiger Wawel-Kópfe beteiligt war,
ist ubrigens auch fraglich85. Uber Jungholcz ist hin-
gegen bekannt, dass er fur die farbige Bemalung der
Deckenkassetten bezahlt wurde, wahrend der Fass-
maler der Kópfe namentlich nicht iiberliefert ist86.
Ein trauriger Fehler ist auch, dass die Autor-
schaft des sog. Kleineren Reliquienkreuzes aus dem
Gnesener Dom Marcin Marciniec zugeschrieben
wurde87. In der Fachliteratur taucht diese Zuschrei-
bung tatsachlich auf, doch in Bezug auf das sog.
GroBe Reliquienkreuz, das ebenfalls in der Ausstel-
lung gezeigt wurde88. Hinzu kommt, dass der Name
des Kiinstlers angesichts des hypothetischen Cha-
rakters dieser Zuschreibung mit einem Fragezeichen
hatte versehen werden sollen89.
In der Besprechung des Reliefs mit einem Engel,
das mit Giovanni Maria Mosca, genannt Padovano,
verbunden wird, wurde der Kiinstler dem Publikum
richtig als Schópfer des Ziboriums in der Krakauer
Marienkirche naher gebracht. Irrefuhrend ist hinge-
gen die Erklarung, es handele sich dabei um eine
baldachinartige Struktur uber einem Altar90. Die
83 Kazimierz KUCZMAN, Renesansowe głowy wawel-
skie, Kraków 2004 (Biblioteka wawelska, 11), S. 114,
Abb. 53.
84 Uberblick uber die bisherigen Forschungsmeinungen in
dieser Frage: WALANUS, op. cit, S. 65-67.
85 KUCZMAN, op. cit., S. 80-83.
86 Ibidem, S. 83-84.
87 EJ Kutna Hora A, Nr. 1.57, S. 70-71.
88 Ibidem, Nr. 1.58, S. 71. Der Fehler wurde in Warschau
und Potsdam korrigiert, siehe EJ Warszawa, Nr. 1.56-57,
S. 84-85; EJ Potsdam, Nr. 11.21-22, S. 108-109.
89 Positiv hebt sich hier die polnische Version ab, in der
die Zuschreibung mit dem Wort „wahrscheinlich“ verse-
hen wurde; EJ Warszawa, Nr. 1.57.
90 EJ Kutna Hora A, nr 11.25, s. 125. Der Fehler wird we-
der in der polnischen noch in der deutschen Fassung wie-
derholt, siehe EJ Warszawa, Nr. 11.25, S. 149 und EJ
Potsdam, Nr. 11.28, S. 116-117.
K. J. Czyżewski, W. Walanus, M. Walczak
muss auch die im Potsdamer Ausstellungsfuhrer
angegebene Information, dass sich Jan Wielki „in
Olkusz“ der Signatur ,,HG“ (also „Hans GroB“)
bediente76. Auf einer Tafel des Polyptychons aus Ol-
kusz sind tatsachlich Buchstaben zu sehen, doch sie
werden seit langem als ,,PH“ gelesen, d.i. als Kurzung
von „Pinxit Hanus“. Die deutsche Form des Namens
von Jan Wielki taucht in keiner Quelle auf und ihre
Verwendung im Ausstellungsfuhrer ist unbegrun-
det77.
Manche Fehler beweisen mangelnde Kenntnis
oder Fehlinterpretation der Fachliteratur. Das Trip-
tychon des Entschlafens Mariens mit dem in der Be-
krónung gemalten Wappen der Radziwills, wahr-
scheinlich aus der Birgittenkirche in Lublin, wird im
Ausstellungsfuhrer aus Kutna Hora auf 1546
datiert78. Dieses Datum ist tatsachlich auf der Pre-
della zu sehen, sie unterscheidet sich aber stilistisch
(was mit bloBem Auge festgestellt werden kann) von
den ubrigen Teilen des Relabels, mit denen sie nach-
traglich verbunden wurde79. Das Triptychon selbst
wurde von Jerzy Gadomski mit der Werkstatt des
Krakauer Maiers, der ublicherweise als Meister des
Triptychons aus Szyk (poln. Mistrz Tryptyku z Szy-
ku) bezeichnet wird, in Verbindung gebracht und auf
1522-1525 datiert80. Die Hypothese der Autoren,
das Retabel kónnte von Mikołaj Czarny Radziwiłł
(1515-1565) oder Mikołaj Rudy (1512-1584) gestif-
tet worden sein, entbehrt im Lichte dieser Lebensda-
ten jeder Grundlage81.
Nur in Kutna Hora wurde der mannliche Kopf
aus Holz gezeigt, der angeblich die beriihmte Decke
im Gesandtensaal (Sala Poselska) des kóniglichen
Schlosses in Krakau verziert haben soil82. Er wird im
Nationalmuseum Krakau (Abteilung Jan-Matejko-
Haus) neben vier ahnlichen Kopfen aufbewahrt. Die
76 EJ Potsdam, Nr 1.3, S. 28.
77 GADOMSKI, Jan Wielki..., S. 22, 26 und Anm. 42.
78 EJ Kutna Hora A, Nr. III.49, S. 225-226.
79 Tadeusz DOBRZENIECKI, Malarstwo tablicowe. Ka-
talog zbiorów, Warszawa 1972, Katalognummer 15, S.
53; GADOMSKI, Gotyckie malarstwo tablicowe... (wie
Anm. 43), S. 98, Anm. 254.
80 GADOMSKI, Gotyckie malarstwo tablicowe... (wie
Anm. 43), S. 98.
81 Die Hypothese wurde bereits in der englischen Version
verworfen, siehe EJ Kutna Hora B, Nr III.49, S. 225-226,
datur wird da fur móglich gehalten, dass das Retabel von
einem weiblichen Mitglied der Familie gestiftet wurde,
worauf die Ikonographie ein Hinweis ware. Der Kataloge-
intrag in der polnischen Version unterscheidet sich deu-
tlich von den anderen, es wird darin u. a. die richtige
Datierung angegeben, siehe EJ Warszawa, Nr III. 12,
S. 215-216.
82 EJ Kutna Hora A, Nr. 1.12, S. 38-39.
Authentizitat dieser Werke wird seit langem in Zwei-
fel gezogen - in der letzten Monographic der Kas-
settendecke im Gesandtensaal werden sie als Imita-
tionen aus dem 19. Jahrhundert bezeichnet83. In der
Ausstellung wurde der Kopf indes als Renaissance-
Werk prasentiert, angegeben wurden auch die Na-
men seiner Schópfer: des Schnitzers Jan Janda und
des Autors der Fassung Andrzej Jungholcz. Auch
diese Informationen bediirfen einer Kritik. Jan Jan-
da kommt in den Krakauer Quellen ein einziges Mai
vor; die altere Literatur versuchte ihn mit dem archi-
valisch (auch in den Hofrechnungen) mehrmals ver-
zeichneten Schnitzer Hans gleichzusetzen, wofur es
allerdings keinen Grund gibt84. Ob dieser Hans an
der Entstehung einiger Wawel-Kópfe beteiligt war,
ist ubrigens auch fraglich85. Uber Jungholcz ist hin-
gegen bekannt, dass er fur die farbige Bemalung der
Deckenkassetten bezahlt wurde, wahrend der Fass-
maler der Kópfe namentlich nicht iiberliefert ist86.
Ein trauriger Fehler ist auch, dass die Autor-
schaft des sog. Kleineren Reliquienkreuzes aus dem
Gnesener Dom Marcin Marciniec zugeschrieben
wurde87. In der Fachliteratur taucht diese Zuschrei-
bung tatsachlich auf, doch in Bezug auf das sog.
GroBe Reliquienkreuz, das ebenfalls in der Ausstel-
lung gezeigt wurde88. Hinzu kommt, dass der Name
des Kiinstlers angesichts des hypothetischen Cha-
rakters dieser Zuschreibung mit einem Fragezeichen
hatte versehen werden sollen89.
In der Besprechung des Reliefs mit einem Engel,
das mit Giovanni Maria Mosca, genannt Padovano,
verbunden wird, wurde der Kiinstler dem Publikum
richtig als Schópfer des Ziboriums in der Krakauer
Marienkirche naher gebracht. Irrefuhrend ist hinge-
gen die Erklarung, es handele sich dabei um eine
baldachinartige Struktur uber einem Altar90. Die
83 Kazimierz KUCZMAN, Renesansowe głowy wawel-
skie, Kraków 2004 (Biblioteka wawelska, 11), S. 114,
Abb. 53.
84 Uberblick uber die bisherigen Forschungsmeinungen in
dieser Frage: WALANUS, op. cit, S. 65-67.
85 KUCZMAN, op. cit., S. 80-83.
86 Ibidem, S. 83-84.
87 EJ Kutna Hora A, Nr. 1.57, S. 70-71.
88 Ibidem, Nr. 1.58, S. 71. Der Fehler wurde in Warschau
und Potsdam korrigiert, siehe EJ Warszawa, Nr. 1.56-57,
S. 84-85; EJ Potsdam, Nr. 11.21-22, S. 108-109.
89 Positiv hebt sich hier die polnische Version ab, in der
die Zuschreibung mit dem Wort „wahrscheinlich“ verse-
hen wurde; EJ Warszawa, Nr. 1.57.
90 EJ Kutna Hora A, nr 11.25, s. 125. Der Fehler wird we-
der in der polnischen noch in der deutschen Fassung wie-
derholt, siehe EJ Warszawa, Nr. 11.25, S. 149 und EJ
Potsdam, Nr. 11.28, S. 116-117.