Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
hausartig, besaß jedenfalls durch seine Lage die Eigenschaft eines
praktisch unangreifbaren Rückzugsortes. Ungeklärt muß bleiben,
ob hier die alltägliche Wohnung des Burgherren lag, oder ob dies
eher ein Bau auf der mittleren Plattform gewesen ist, während
der Felsturm nur in Notzeiten aufgesucht wurde.

Bemerkenswert in mehrfacher Hinsicht ist die Alt-Windsteiner Kapelle,
die zur ersten Anlage der Burg gehört hat. Trotz des extrem einge-
schränkten Raumes auf dem schmalen Felsgrat, der nur einen geradezu
winzigen Bau ermöglichte und eine Ostausrichtung unmöglich machte,
wurde die Kapelle im inneren, herrschaftlichen Bereich der Burg
errichtet. Ohnehin war in ihr mühsam Platz für den Priester und
die Familie des Burgherren, kaum noch für das Gesinde. Es handelt
sich also um eine Kapelle von privatem Charakter, darüber hinaus
aber gewiß auch um eine symbolkräftige Unterstreichung der Beziehung
des Burgherrn zur Religion, die legitimatorisehen Charakter hatte.

Die Betrachtung von Vergleichsbeispielen ergibt - im Gegensatz
zu der populären Lehrmeinung, nach der angeblich jede Burg eine
Kapelle besessen habe - daß freistehende Kapellen im elsässisch-
pfälzischen Raum so gut wie ausnahmslos auf Hochadelsburgen des
12. Jhs. auftreten. Ein Sonderfall von besonders komplexer Gestaltung,
nicht nur als Kapelle des kaiserlichen Hofes, sondern insbesondere
auch zur Aufbewahrung der Reichskleinodien gestaltet, war die
in Grundzügen von R. Will rekonstruierte Pfalzkapelle inHagenau,
wohl in den 1160er Jahren entstanden. 204) Zusammen mit der gleich-
falls verschwundenen Kapelle in der Pfalz Kai sersl autern
(Abb. 44 ), die um 1152-1160 entstand, 205' verdeutlicht sie die
entscheidende Rolle, die die Kapellen der Kaiserpfalzen, meist
direkt an die Saal- und Wohnbauten angebaut, gespielt haben. 206)

Die gut erhaltene Kapelle der relativ kleinen Burg W i n z i n -
gen ';Pfalz), um oder bald nach 1100 in Anlehnung an Formen
des Speyerer Doms errichtet, verdeutlicht in Größe und monumentalem
Anspruch die wichtige Rolle, die in dieser Frühzeit den Burgkapellen
zugemessen wurde (Abb. 45 ). Bedeutsam ist hier allerdings der

182
 
Annotationen