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5. Die Entstehung der Adelsburg des Oberrheingebietes im
11. - 13. Jahrhundert

5.1 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen als
Voraussetzung für die Typenbildung der Adelsburg

Insbesondere durch die sowohl historisch als auch bauanalytisch
orientierten Untersuchungen H.-M. Maurers über den Burgenbau
des südwestdeutschen Sprachgebietes ist geklärt worden, daß die
Anfänge des zunächst hochadeligen Baues von Höhenburgen im 11. Jh.
liegen, der Höhepunkt der Entwicklung jedoch im späten 12. und
13. Jh., als mittlere und niedere Adelsschichten Burgen in großer
Zahl und eindrucksvoll klarer formaler Ausprägung errichteten.
Diese Grunderkenntnis wird durch eine ständig wachsende Zahl bau-
geschichtlicher und vor allem in der Schweiz auch archäologisch
argumentierender Monographien, ' die bisher kaum zusammengefaßt
wurden, zunehmend abgesichert. Auch die breit angelegte und auf
langjährigen Forschungen beruhende Arbeit von W. Hotz über "Pfalzen
und Burgen der Stauferzeit" ' belegt eine Blütezeit des südwest-
deutschen Burgenbaues im späten 12. und 13. Jh. durch eine Fülle
von Beispielen.

Es ist gleichfalls H.-M. Maurer zu verdanken, daß dieses Phänomen
einer neu auftretenden Bauform zum ersten Mal und in überzeugender
Weise als Folge von Entwicklungen in der gesellschaftlichen Funktion

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des Adels interpretiert werden konnte. Seine Kernthese, aus
umfassender Quellenuntersuchung und -interpretation gewonnen,
bezieht sich auf den "Privatcharakter der Burg". Die Burg
war demnach "einerseits Objekt von hohem öffentlichen Interesse,
verdankte ihre Existenz einer öffentlichen Konzession und war
Zentrum der Herrschaftsausübung - andererseits war sie privater
Bereich, dem geltenden Recht entzogen und gegenüber der Exekutive
der öffentlichen Gewalt verschlossen." Sie war also "keine Wehr-
anlage für die Allgemeinheit, sondern Bauwerk eines Herrn
für seine persönlichen und dynastischen Zwecke. Sie hatte damit

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