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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0082
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Anordnung des in Schnitt gehaltenen Baumwuchses auf Rasenflächen, solchen Anlagen
entsprechend von Wegen durchschnitten. Die ganze dreifache Aufreihung im oberen
Gartenteil umfaßt ein breiter Gang mit Querverbindungen. Darüber hinaus rahmt ein
parallel verlaufender wallartig erhöhter Umgang, an der Kante mit kegelförmig verschnit-
tenen Taxusbäumen besetzt, alles ein. Es gibt damit also weiteren Niveauwechsel, eine
Verstärkung des Bodenreliefs im Gartenraum, eine Bereicherung des Profils und damit
der räumlichen Wirkung. Dieser Umgang rundet die gesamte Anordnung nach Süden
aus und ist seinerseits von geschorenen hohen Hecken gegen den Baumwald abgeschirmt,
der hinter dieser Wand nun schon ungeordnet sein darf, hier aber immer noch von
symmetrisch angelegten Wegen durchzogen wird. In der letzten Abteilung dieses Wald-
stücks erkennt man freie Flächen, die schon irgendwie ihre besondere Bestimmung für
den Genuß der ganzen Gartenschönheit haben, etwa als sogenannte Kabinette. Jene an sich
raumabschließende Ausrundung vor dem Baumwald läßt die Raumstraße in der Haupt-
achse mit erheblicher Breite als Allee durchstoßen, deren sehr hohe, schlanke Bäume, in
schöner Form gehalten, auf der Kante des beiderseits weitergeführten wallartigen Umgangs
wie Grenadiere stehen. Sie stößt auf eine letzte Terrasse, die den Garten in seiner seitlichen
Ausdehnung senkrecht zur Achse durchquert und mit einem Rondell die generelle Nord-
Südausrichtung der Gesamtanlage abschließt. Eine langgestreckte Balustrade begrenzt diese
Terrasse nach außen hin, in der ausgerundeten Mitte unterbrochen von einem zweifellos
kunstvoll geschmiedeten Geländer in Raumstraßenbreite. Auf den so gekennzeichneten Ab-
schluß der Anlage gegen Süden münden noch Wege aus, die hinter den Waldstücken beider-
seits parallel verlaufen, von geschorenen Hecken begleitet, die sich vielfach für Durchgänge
öffnen. Auf der Ostseite zeigt der Plan noch links des Weges eine Waldecke. Im Westen
konnte hinter der rechts flankierenden Hecke nicht mehr als ein schmaler Gang Platz finden.
Diesen „Schlobittischen Garten" einschließlich des Schloßkomplexes mit seinem Vorhof
umfloß zum größten Teil und in bewegter Linienführung ein Graben100. Er wand sich um
Bollwerke, in Art von Bastionen, herum (vgl. Anm. 21, 2), die zweifellos auch gärtnerisch
geziert waren. Das innere Ufer ist im Gartenbezirk durchweg mit einer Schutzmauer be-
setzt, wie jedenfalls das Projekt zeigt. Sie fehlt nur da, wo der „große Teich" die genannte
Funktion des Grabens übernimmt, als östliche Flanke des ersten Parterres. Wie Alexander
es möglich machen wollte, mit Wagen „den Garten auf dem äußersten Teil zu verlassen"
(vgl. Anm. 21, 7), ist im Plan nicht zu erkennen. Auch die stattliche Wasserfläche ist räum-
lich gefaßt durch die entlangführende Promenade und den angrenzenden Baumbestand.
Sie benutzte eine von Abraham stammende dammartige Anschüttung. Broebes verwandte
sie für seine Gartengestaltung zweifellos gern. Es kam noch mehr Bodenrelief und damit
Bewegung in die Raumbildung hinein. Der „große Teich", schon eher ein See, ist sehr
glücklich in die Gesamtheit einbezogen, am Ostufer überragt vom neuen Gutsvorwerk.
Dieses, das Schloß und der verbindende Baumbestand spiegelten sich in seinem Wasser.
Ein großer Freiraum nach weitgespannter architektonischer Empfindung war geschaffen.
Boote lagen bereit „zum verlustieren". Schwäne und andere Schwimmvögel belebten die
Fläche. Es gab auch den obligaten „Tiergarten", den jede stilgerechte und ausreichend
geräumige barocke Anlage haben mußte. Im entsprechenden Gehege, das in einem der
Waldstücke eingerichtet war, wurde zeitweise ein in den großen Wäldern der Begüterung

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