63. Mittelstück der Decke in der Königlichen Vorstube. 1709
Stellung gekommen170. In Schlobitten dürfte die Parallele zu dem Taufnamen des zweiten
Bauherrn die Wahl dieses Sujets, auch für eine Folge von Wandteppichen aus Beauvais,
beeinflußt haben.
Das Parkett ist dem Charakter der Vorstube entsprechend einfacher als in den beiden
andern königlichen Stuben. Von Wand zu Wand reichende dünne Diagonalstäbe über
acht, in zwei Reihen angeordneten Quadraten fassen die gesamte Fläche unter Verzicht
auf ein besonderes Mittelstück großzügig zusammen (Abb. 21).
Am 31. August 1709 konnte Kraus Alexander mitteilen, „das Vorgemach, worin der
Mars gemahlt, werde künftigen Mittwoch fertig sein".
Königliche Mittelstube (19). 1650: Schlafkammer dabey; 1728: Große gehöhnte Cammer;
1737: Kgl. Gemächer, folgendes Gemach; 1771: Kgl. Gemächer, darauffolgendes Gemach;
1786: nicht erwähnt; 1828: Kgl. Wohnzimmer (Abb. 67—69).
In seinen verhältnismäßig bescheidenen Abmessungen171 und mit nur zwei gewöhnlichen
Fenstern an einer Schmalseite ganz unbarock, hat das kurfürstliche Schlafgemach des
Abrahamschen Hauses allein durch seine Auszierung eine Verwandlung erfahren, die in
Formen und Farben unverkennbar den Geist des 18. Jahrhunderts widerspiegelt und jeden
Besucher von Schlobitten in staunendes Entzücken versetzt. Der Festsaal ist selbstverständ-
lich großartiger und monumentaler, aber die Mittelstube bot Kraus und Schannes die
Gelegenheit zu Feinheiten in der Erfindung und Ausführung und zu einer Verschmelzung
von Stuck und Malerei von einer Eleganz und Zartheit, die fast schon an das Rokoko
erinnern. Der Raum diente als königliches Wohngemach und ist als solches genau so ein-
gerichtet geblieben wie bei einer Bestandsaufnahme aus dem Jahr 1714. Die Schlafstube
verlegte Alexander in das angrenzende alte Fürstengemach, aus dem durch Einziehen einer
Wand zwei kleinere Räume gewonnen wurden1'2.
118