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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0406
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Archiv —, die dann vom Königsberger Ständetag im Februar 1813 unter seinem Präsidium
beschlossen und unter seiner Leitung durchgeführt wurde. Die Ernennung Alexanders zum
Zivilgouverneur Preußens östlich der Weichsel gab dem selbständigen Wirken der ost-
preußischen Stände nachträglich die königliche Legitimation. Mut und Unabhängigkeit be-
wahrte er auch noch in der folgenden Reaktionszeit, indem er als Generallandschaftsdirektor
das Comite der Stände zu einem Protest gegen die Karlsbader Beschlüsse bewog, weshalb
er den Schwarzen Adler-Orden nie erhalten sollte. Der tief gläubige Christ stellte sich auch
der politischen Durchführung der Union entgegen.
Bei dem Werk der Landesbewaffnung Preußens unterstützten ihren ältesten Bruder
wirkungsvoll Ludwig, der als Oberst ein Korps der ostpreußischen Landwehr bei der Be-
lagerung von Danzig führte, und Friedrich, Schwiegersohn Scharnhorsts und später preu-
ßischer Generalfeldmarschall. Nach dem Tode des unverheirateten Alexander erbte sein
zweiter Bruder Wilhelm (1773—1845) Schlobitten, während er Finckenstein an seinen
jüngeren Bruder Fabian abtrat, dessen Nachkommen es bis 1945 besaßen. Wilhelm war
1810 bis 1826 preußischer Gesandter in Kopenhagen gewesen, wurde dreimal zum Land-
tagsmarschall gewählt und vom König zum Landhofmeister im Königreich Preußen ernannt,
damals nur noch ein hoher Titel ohne Amt. Seine Vermählung mit Amelie, geb. Gräfin
von Schlieben-Birkenfeld, einer Nichte der Friederike Herzogin zu Holstein, geb. Gräfin
von Schlieben-Gerdauen, erneuerte die Verwandtschaft mit dem Hause Holstein-Beck (seit
1825: Holstein-Glücksburg). Deren Sohn Richard (Friedrich) (1807—1894) war Legations-
rat an der preußischen Gesandtschaft zu Turin, wo er Mathilde, Tochter des preußischen
Gesandten Friedrich Ludwig Graf zu Waldburg-Truchseß und der Antonie Prinzessin zu
Hochenzollern-Hechingen, heiratete; sie war Erbin des Gutes Capustigall bei Königsberg,
das in Waldburg umbenannt wurde und später an ihren jüngeren Sohn Eberhard überging.
Richard wurde, wie ehedem sein Vater, Landhofmeister. Die gleiche Ehre wurde später
auch seinem ältesten Sohn zuteil: Richard (Wilhelm) (1843—1916), der sich mit Amelie,
Tochter des Generalleutnants Emil Dohna-Schlodien aus dem Hause Mallmitz und der
Marianne Dohna-Schlobitten, vermählte. Wie alle Inhaber der vier alten Dohnaschen Fidei-
kommisse Lauck, Reichertswalde, Schlobitten und Schlodien war er erbliches Mitglied des
preußischen Herrenhauses, daneben war er freikonservativer Abgeordneter im deutschen
Reichstage und Vorsitzender des Provinziallandtags. Er war der letzte in einer nur einmal
(durch den jung gefallenen Alexander Aemil) unterbrochenen Reihe seiner direkten Vor-
fahren auf Schlobitten, die alle die höchste Auszeichnung Preußens, den Hohen Orden
vom Schwarzen Adler, seit seiner Stiftung im Jahre 1701 getragen haben. Wilhelm II.
verlieh Richard den Fürstenhut, den dessen Vater abgelehnt hatte. Der letzte Kaiser hatte
einer Vorliebe für den jagd- und pferdepassionierten Richard mit seinem Sinn für groß-
zügige Repräsentation ebenso wie für dessen Bruder, den geistvollen, mehrere Künste
ausübenden Maler Eberhard. Häufig kam er zur Jagd nach Schlobitten beziehungsweise
nach Prökelwitz.
Nachfolger des Fürsten Richard wurde sein Sohn Richard (Emil) (1872—1918), der
Marie-Mathilde Prinzessin zu Sohns-Hohensolms-Lich als Gemahlin heimführte und sich
dadurch mit dem kunstsinnigen Großherzog Ernst Ludwig von Hessen verschwägerte. Sein
ältester Sohn Alexander hat nicht nur die Begüterung nach dem frühen Tode des Vaters

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