Eilenburg.
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steht die ii. Anna mit den Figrirchen des Christkindes nnd der Maria auf den
Armen. Die letzte Figur dieser Abtheilung ist eine Heilige, welcher jetzt die
Beigaben felhen. In der unteren Abtheilung iinks hat sich keine Figur erhalten,
ebenso nicht in der unteren auf der rechten Seite des Mittelstücks. Dieses ist
ungetheilt. und seine Figuren haben mithin die doppelte Grösse der genannten.
Es sind links der h. Jacobus der Aeltere — nicht Johannes wie Simon meint —
kenntlich an der Muschei seines Pilgerhutes. Neben ihm, die Mitte des Ganzen
bildend, steht die h. Maria mit dem Kindlein. Alsdann zur linken Seite der
Madonna steht der in Georg als Ritter auf einem Drachen, die Lanze fehlt ihm
jetzt. Rücksichtlich dieser Stellung sollte man annehmen, dass nicht, er, sondern
der h. Jacobus der Titelheilige der alten Kirche gewesen sein müsse. Links in
dem obereren Fache der rechte!! Abtheilung erblicken wir die h. Catharina mit
dem Rade(?), dann den b.Franziscus, welcher stigmatisirt ist und die Wunden in
den emporgehaltenen Händen sowie m der linken Seite zeigt. Die letzte Statue,
ein Bischof mit einem Kirchenmodelle, dürfte wohl eben der Bischof sein, welcher
das alte Kirchlein gestiftet hat. Was nun die Arbeit dieses allerdings stark be-
schädigten Schreines anbetrifft, so können wir derselben nur unbedingt Lob spenden.
Verhältnisse, Haltung und Ausdruck so wie die technische Behandlung erfreuen das
Auge trotz der Schäden noch immer.
Die in den Fünfzigerjahren erbaute katholische Kirche kann hier nicht
in Betracht kommen.
Die Burg,
über deren Gründung wir in der Einleitung zu Eilenburg bereits gehandelt haben,
ist 1384 oder 1386 am 29. August ganz eingeäschert worden, als ihr damaliger
Besitzer Andreas von Duba, Freiherr von der Birck, mit dem Bischöfe Heinrich
von Merseburg in Fehde stand. Aus Mittellosigkeit konnte der Wiederaufbau
nicht stattfinden; Duba verkaufte Schloss und Stadt an Vollhardt, Herrn von Ool-
ditz, dessen Söhne das Schloss 1394 und 1395 den Brüdern Wilhelm und Bal-
thasar, Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meissen auf 8 Jahre
wiederkäuflich abtraten. Diese bauten das Schloss nun wieder auf, welches 1404
an Wilhelm erblich verkauft wurde. Nach dessen Tode 1407 verblieb das Schloss
bei den Herzogen und Kurfürsten von Sachsen, von denen es nur selten noch be-
wohnt worden ist. Von 1464—1484 hatte die Wittwe des Kurfürsten Friedrich]!,
dort ihren Wittwensitz, auch die Amtshauptleute wohnten liier, es fänden auch
Huldigungen auf dem Schlosse statt und unter Friedlich dem Weisen, sowie 1575
wird an den Gebäuden reparirt, aber im dreissigjährigen Kriege begann die Zer-
störung. 1644 am 6. September nahm Kurfürst Johann Georg I. das von 33
schwedischen Soldaten besetzte Schloss ein. Die Schweden aber kamen nun von
Leipzig her, boten das Landvolk auf und Hessen die vorher nicht zerstörten Mauern
besonders an der Südseite seit dem 17. December des genannten Jahres niederreisseti,
damit hinfort keine Besatzung hier sicher sei. WVnngieich 1652 das bisher öde und
leere Schloss wieder „angerichtet und ausgeputzL wird, so sieht man doch daraus, dass
die Fürsten im Gasthofe zum rothen Hirsche absteigen, wie beschaffen das Schloss
gewesen sein muss. Am 20. Juni 1690 trifft der Blitz den Kapcllenthurm und
im folgenden Jahrhundert werden die Steine der Ruine zum Aufbau des jetzigen
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steht die ii. Anna mit den Figrirchen des Christkindes nnd der Maria auf den
Armen. Die letzte Figur dieser Abtheilung ist eine Heilige, welcher jetzt die
Beigaben felhen. In der unteren Abtheilung iinks hat sich keine Figur erhalten,
ebenso nicht in der unteren auf der rechten Seite des Mittelstücks. Dieses ist
ungetheilt. und seine Figuren haben mithin die doppelte Grösse der genannten.
Es sind links der h. Jacobus der Aeltere — nicht Johannes wie Simon meint —
kenntlich an der Muschei seines Pilgerhutes. Neben ihm, die Mitte des Ganzen
bildend, steht die h. Maria mit dem Kindlein. Alsdann zur linken Seite der
Madonna steht der in Georg als Ritter auf einem Drachen, die Lanze fehlt ihm
jetzt. Rücksichtlich dieser Stellung sollte man annehmen, dass nicht, er, sondern
der h. Jacobus der Titelheilige der alten Kirche gewesen sein müsse. Links in
dem obereren Fache der rechte!! Abtheilung erblicken wir die h. Catharina mit
dem Rade(?), dann den b.Franziscus, welcher stigmatisirt ist und die Wunden in
den emporgehaltenen Händen sowie m der linken Seite zeigt. Die letzte Statue,
ein Bischof mit einem Kirchenmodelle, dürfte wohl eben der Bischof sein, welcher
das alte Kirchlein gestiftet hat. Was nun die Arbeit dieses allerdings stark be-
schädigten Schreines anbetrifft, so können wir derselben nur unbedingt Lob spenden.
Verhältnisse, Haltung und Ausdruck so wie die technische Behandlung erfreuen das
Auge trotz der Schäden noch immer.
Die in den Fünfzigerjahren erbaute katholische Kirche kann hier nicht
in Betracht kommen.
Die Burg,
über deren Gründung wir in der Einleitung zu Eilenburg bereits gehandelt haben,
ist 1384 oder 1386 am 29. August ganz eingeäschert worden, als ihr damaliger
Besitzer Andreas von Duba, Freiherr von der Birck, mit dem Bischöfe Heinrich
von Merseburg in Fehde stand. Aus Mittellosigkeit konnte der Wiederaufbau
nicht stattfinden; Duba verkaufte Schloss und Stadt an Vollhardt, Herrn von Ool-
ditz, dessen Söhne das Schloss 1394 und 1395 den Brüdern Wilhelm und Bal-
thasar, Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meissen auf 8 Jahre
wiederkäuflich abtraten. Diese bauten das Schloss nun wieder auf, welches 1404
an Wilhelm erblich verkauft wurde. Nach dessen Tode 1407 verblieb das Schloss
bei den Herzogen und Kurfürsten von Sachsen, von denen es nur selten noch be-
wohnt worden ist. Von 1464—1484 hatte die Wittwe des Kurfürsten Friedrich]!,
dort ihren Wittwensitz, auch die Amtshauptleute wohnten liier, es fänden auch
Huldigungen auf dem Schlosse statt und unter Friedlich dem Weisen, sowie 1575
wird an den Gebäuden reparirt, aber im dreissigjährigen Kriege begann die Zer-
störung. 1644 am 6. September nahm Kurfürst Johann Georg I. das von 33
schwedischen Soldaten besetzte Schloss ein. Die Schweden aber kamen nun von
Leipzig her, boten das Landvolk auf und Hessen die vorher nicht zerstörten Mauern
besonders an der Südseite seit dem 17. December des genannten Jahres niederreisseti,
damit hinfort keine Besatzung hier sicher sei. WVnngieich 1652 das bisher öde und
leere Schloss wieder „angerichtet und ausgeputzL wird, so sieht man doch daraus, dass
die Fürsten im Gasthofe zum rothen Hirsche absteigen, wie beschaffen das Schloss
gewesen sein muss. Am 20. Juni 1690 trifft der Blitz den Kapcllenthurm und
im folgenden Jahrhundert werden die Steine der Ruine zum Aufbau des jetzigen