Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0098
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kreis Delitzsch.

9^

Amtshauses das Material geliefert. ha!)en. Ausser der Umfassuugsma.ucr, die zwar
an vielen Stellen beseitigt ist, in ihrem Etmfe sich jedoch noch überall wohl ver-
folgen lässt, haben sich von den Bauten nur noch drei Thürme erhalten Sicher-
lich werden in einem Amtshause aus dom 18. Jahrhundert, sowie in anderen mo-
dernen Gebäuden daselbst die noch brauchbaren Iheiie der älteren Baulichkeiten
benutzt sein, aber erkennen lässt sich von ihnen bestimmt nichts mehr. Die alten
Iveiler bieten gar nichts Interessantes. Es scheint, als ob die Burg anfänglich
nicht ihren von der jetzigen Mauer von 0,90 m Stärke gebildeten Umfang gehabt
habe, sondern auf die nördliche Hälfte des Gebietes beschränkt gewesen sei. Eine
grabenartige, wenn auch schon stark ausgefüüte Einsenkung scheidet diesen älteren
Theil, auf welchem ein Thurm hegt, von dem jüngeren, mit den anderen beiden
Thürmen. D Es lässt sich der Annahme, dass der Thurm, welcher unmittelbar
an bez. in der Nordmauer steht., und unweit dessen sich der Eingang befunden
hat, der älteste sei, nicht mit Gründen widersprochen, wenngleich wir weit entfernt
sind, der Knopfinschrift, diesesThurmcs zu glauben, welche 1071 in des Chronisten
Simons Hände gekommen ist und von ihm also mitgetheilt wird:
Romano Comite exstructa hacc ubi Turris ab Jlba est
Venturum ad Christum ter tria lustra est manent:
Post natum üuee ab Augusto quando renovatur
Secuta ter quinque, et tot quoque lustra manent
Die Inschrift gehört also wohl dem Wiederhersteilungsjahre des Thurmes 1577) an.
Nach 1071 scheint, nicht nur der Knopf, sondern auch die Bedachung nicht wieder
auf den Thurm gebracht worden zu sein.
Der Thurm ist im Grundrisse quadratisch und hat ausser dem Sockel drei
sich in zwei Absätzen äusserlich zeigende Geschosse. Kino Thurmerhöhung,
so sagt man, sei tue geglückt, weil, was tags über erbaut wurden wäre, nachts
stets wieder abgebrochen sei. Das Material
ist Backstein von einer weisslicheti, je nach
dem stärkeren Brande mehr gelblichen Farbe.
Die Steine mit grossen Boren haben das
nebenstehende Format und sind von starken
Fugen voll ziemlich scharfsandigen Mörtels
getrennt. Auf der Westseite ist jetzt eine
Thür eingebrochen; wo aber anfänglich der Eingang gelegen sein mag, lässt
sich nicht erkennen, vielleicht war er unterirdisch. Im ersten'Obergeschosse be-
merkt man in der Westwand die Reste eines ursprünglichen Kamins. Immerhin
möglich und wahrscheinlich, dass dieser Thurm noch ein Uebcrrest der ersten Be-
festigung des Berges durch Friedrich gegen das Ende des 1U. Jahrhunderts ist,
aber erweislich ist die Annahme nicht. Aeiter kann das Gemäuer nicht sein,
weil sich alsdann gewisse technische Schwierigkeiten vortinden würden, die hier
fehlen.
Als den Zweitältesten Thurm möchtet) wir jenen in der südlichen Umfassungs-
mauer hegenden ansehen, welcher ebenfalls im Grundrisse quadratisch ist und
ganz oben in das Achteck übergeht. Ein Dach von verschiedenen Flächen giebt


p Siehe die Abbildung der Burg auf dem perspectiviseheu Stadtplaue bei Simon.
 
Annotationen