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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0157
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Lindenhain.

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gungen hergestellt ist, schon dem 15. oder 16. Jahrhundert angehören. J. Simon
hat der Kirche auch einen formal unbedeutenden Kelch geschenkt.
Die Glocke von 0,85 m im Durchmesser hat oben zwischen vier nach oben
und unten mit sehr gefälligen Ornamenten bordirten Reifen diese Schrift:
GLORIA IN EXCELSIS DEO - SIDEVS- PRO NOBIS - QVIS
CONDRA (= contra) - NOS - ANNO 1653
Am Schlagringe steht:
O GOT BEHVT FVR FEWR KRIEGE AVFRVHR VND GEFAHR
VNS ZWEY ZV DEINER EHR ALL ZEIT
und das Schlusswort IMMERDAR steht dann auf der anderen Glocke, welche
1,05 m im Durchmesser hat, von ähnlicher Form und Ausschmückung ist und
ausser den nämlichen Inschriften oben und am Schlagringe einerseits Namen zeigt,
andererseits folgende Schrift hat:
IM SECHZEHENHVNDERT NEUN VND DREISSIGSTEN IAHR
ZERSCHMELZET IM KRIEGE VNS DREY DAS FEWR GANTZ
VND GAR - ABER IM DREI VND FVNFZIGSTEN BEI
FRIEDLICHER ZEIT HAT VNS ZWEI PETER STENGEL IN
LEIPZIG BEREIT - OANN (offenbar für anno) 1653.

Lindenhain.
Pfarrkirchdorf, L05 km östlich von Delitzsch gelegen, zeigt noch wendische
Gehüftanlage. Die Kirche liegt mitten im Dorfe. Der untere Theil des Thurmes
und das Schiff, welches jetzt freilich im Osten gerade schliesst, sind romanisch
Ueber dem alten jetzt vermauerten Portale an der Südseite erkennt man noch die
atte Fugentechnik des 12. Jahrhunderts. Das Baumaterial bilden durchweg Feld-
steine, die Backsteinverzwickung am Thurme rührt wohl erst aus späterer Zeit her.
Der Thurm zieht sich oben in ein seiner Mitte aufgesetztes Achteck zusammen,
welches aus Backsteinen besteht und eine welsche Haube mit Laterne trägt. Im
Inneren bemerkt man in der Nordwand die Nische eines Sacramentsschreines. Die
ehemalige Altarmensa mit Sepulcrum liegt vor der Kirchenthür. An der Südwand
des Chores befindet sich die holzgeschnitzte Statue des h. Moritz, welche wohl
schon dem 16. Jahrhundert zugeschrieben werden muss. Dem 15. Jahrhundert
hingegen muss ein Crucifixus auf dem Kirchenboden angehören, der gute Ver-
hältnisse und einen realistischen Gesichtsausdruck hat. Die ebenda befindliche
Statue einer Maria mit dom Kinde in Dreivierteilebensgrösse weist einen sehr
schlechten Stil auf. Eine dritte hier befindliche Statue ist vielleicht die der h. Era
sie ist abgesehen von einer Kopfumhüllung mittels Tuch oder Schleier nackt,
jedoch ausser im Gesichte völlig behaart; die Arme fehlen jetzt. Diese Arbeit ist
gut, namentlich das Gesicht. Die Kirche besitzt einen Kelch von 1692; an den
Zapfen seines plumpen Knaufes über einem sechsblättcrigenFusse steht: JEHSUS.
Die zugehörige Patena hat ein Signaculum.
Die Glocke von (J,50 m Durchmesser ist oben von vier Riemen umzogen,
übrigens jedoch ohne Zierrath; sie hat eine hohe Haube, ist von schlanker Form
 
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