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Kreis Delitzsch.
Schreine sieht man den h. Martin, weicher einen Zipfel seines Rockes abschneidet
für einen Armen, der sieb zu seinen Fussen befunden hat, aber verschwunden
ist; die Mitte nimmt Maria mit dem Rinde ein, zu deren Rechten meistentheils
der Kirchenpatron zu stehen pflegt, so dass hier angenommen werden darf, das
Gotteshaus sei dem in Martin geweiht gewesen. Zur anderen Seite der Maria
steht der h. 'Bischof Nicolaus, kenntlich an den Broten, die er hält. Da der
eigentliche Schrein in der Höhe nicht gethoilt ist, so sind diese letztgenannten
drei Figuren von doppelter Grösse wie die in den Flügeln. Im rechten Flügel
oben steht die h. Dorothea mit einem Körbchen, neben ihr der Apostel Jacobus
der Aeltcre im Pilgerkleide und mit einem Pilgerstabe; unten erblickt man die
h. Barbara mit dem Kelche und einen Heiligem der jetzt ohne Beigabe ist.
Der Stil dieser Schnitzarbeit ist nicht bedeutend. Interessant ist die Figuren-
ordnung, die sich der Art übrigens häufiger findet: in jedem Felde steht eine heilige
Frau mit einem heiligen Manne, nur in der Mitte Maria wird von zwei heiligen
Männern umgeben, ausserdem wechselt die Reihenfolge der Geschlechter ab.
Die Glocken hängen in einem besonderen Gehäuse, unweit der Kirche auf
einem freien Platze errichtet. Die von 0,40 Durchmesser ist um den Hals mit
drei Schnüren verziert, übrigens aber ohne Schmuck und Inschrift; sie gehört
muthmasslich in dieselbe Zeit, wie die andere Glocke, nämlich in die Mitte des
15. Jahrhunderts. Letztere ist von 0,74 m im Durchmesser und hat oben zwischen
vier Riemen diese über sehr flache "Wachsmodelle geformte Minuskelschrift.:
umritt -j- (Crucifixus) ))itf I MMttf S lüTHtt) O (Medaillon mit nicht er-
kennbarer Darstellung).
Beerendorf.
Kirchdorf, Filial von Döbernitz, km östlich von Delitzsch gelegen. Die
Anlage des Dorfes erinnert nicht an wendische Art. Die Kirche liegt im Dorfe
und besteht aus einem in Bruchsteinen ohne Eckquadorung hergestclltcn Thurtne,
einem Schilfe, welches ebenfalls in Bruchsteinen mit Raseneisensteinquadern
untermischt erbaut ist, und in einem nur aus Backsteinen bestehenden dreiseitig-
geschlossenen Chore ohne Strebepfeiler. Die
lundbogigen Fenster des Schiffes sind von
Backsteinen umsäumt; sie situ! wie die
gleichförmigen des Chores ziemlich weit.
Das Hauptgesims am Schiffe und Clane
hat die in Nr. 1 gezeichnete Form, die ebenso
wenig ihren Backsteincharakter wie ihre
Entstehung in der nachmitt.elaiterlichen Zeit
verleugnet. Letzterer, vielleicht, schon dem
16. Jahrhundert, gehören die sämmtlichen
Backsteintheile des Baues an, nicht aber
dessen ursprüngliche Anlage, welche unstreitig
in die gothische Periode und zwar wahr-
scheinlich noch in das 14. Jahrhundert fällt. Maassgebend für diese Annahme
sind die Kunstformen des Portales auf der Südseife. Das ihm entsprechende
Kreis Delitzsch.
Schreine sieht man den h. Martin, weicher einen Zipfel seines Rockes abschneidet
für einen Armen, der sieb zu seinen Fussen befunden hat, aber verschwunden
ist; die Mitte nimmt Maria mit dem Rinde ein, zu deren Rechten meistentheils
der Kirchenpatron zu stehen pflegt, so dass hier angenommen werden darf, das
Gotteshaus sei dem in Martin geweiht gewesen. Zur anderen Seite der Maria
steht der h. 'Bischof Nicolaus, kenntlich an den Broten, die er hält. Da der
eigentliche Schrein in der Höhe nicht gethoilt ist, so sind diese letztgenannten
drei Figuren von doppelter Grösse wie die in den Flügeln. Im rechten Flügel
oben steht die h. Dorothea mit einem Körbchen, neben ihr der Apostel Jacobus
der Aeltcre im Pilgerkleide und mit einem Pilgerstabe; unten erblickt man die
h. Barbara mit dem Kelche und einen Heiligem der jetzt ohne Beigabe ist.
Der Stil dieser Schnitzarbeit ist nicht bedeutend. Interessant ist die Figuren-
ordnung, die sich der Art übrigens häufiger findet: in jedem Felde steht eine heilige
Frau mit einem heiligen Manne, nur in der Mitte Maria wird von zwei heiligen
Männern umgeben, ausserdem wechselt die Reihenfolge der Geschlechter ab.
Die Glocken hängen in einem besonderen Gehäuse, unweit der Kirche auf
einem freien Platze errichtet. Die von 0,40 Durchmesser ist um den Hals mit
drei Schnüren verziert, übrigens aber ohne Schmuck und Inschrift; sie gehört
muthmasslich in dieselbe Zeit, wie die andere Glocke, nämlich in die Mitte des
15. Jahrhunderts. Letztere ist von 0,74 m im Durchmesser und hat oben zwischen
vier Riemen diese über sehr flache "Wachsmodelle geformte Minuskelschrift.:
umritt -j- (Crucifixus) ))itf I MMttf S lüTHtt) O (Medaillon mit nicht er-
kennbarer Darstellung).
Beerendorf.
Kirchdorf, Filial von Döbernitz, km östlich von Delitzsch gelegen. Die
Anlage des Dorfes erinnert nicht an wendische Art. Die Kirche liegt im Dorfe
und besteht aus einem in Bruchsteinen ohne Eckquadorung hergestclltcn Thurtne,
einem Schilfe, welches ebenfalls in Bruchsteinen mit Raseneisensteinquadern
untermischt erbaut ist, und in einem nur aus Backsteinen bestehenden dreiseitig-
geschlossenen Chore ohne Strebepfeiler. Die
lundbogigen Fenster des Schiffes sind von
Backsteinen umsäumt; sie situ! wie die
gleichförmigen des Chores ziemlich weit.
Das Hauptgesims am Schiffe und Clane
hat die in Nr. 1 gezeichnete Form, die ebenso
wenig ihren Backsteincharakter wie ihre
Entstehung in der nachmitt.elaiterlichen Zeit
verleugnet. Letzterer, vielleicht, schon dem
16. Jahrhundert, gehören die sämmtlichen
Backsteintheile des Baues an, nicht aber
dessen ursprüngliche Anlage, welche unstreitig
in die gothische Periode und zwar wahr-
scheinlich noch in das 14. Jahrhundert fällt. Maassgebend für diese Annahme
sind die Kunstformen des Portales auf der Südseife. Das ihm entsprechende