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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0102
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Kreis Delitzsch.

gehörige Abbildung) verbildet, jedoch unterscheidet sich dieser Stein von anderen
dadurch, dass der Fries viel kräftiger hervortritt und in jedem Bogen einen ver
zierten vorspringenden Knopf zeigt. Ein der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
angehörender Kelch hat, an den Noduszapfen diese Buchstaben: IHHSAS. Der
Verfertiger hat also wohl nicht lesen können.
Die Glocke mit 1,20 m Durchmesser hat diese Halsumschrift:
GEGOS.: V L - EBERWEIN IN HALLE 1869;
an der Glocke ist als Schmuck ein Christuskopf angebracht mit dieser Inschrift:
VERKVND'GE VNS DEN BVND DER TAVFE,
RVF VNS ZVR KIRCH VND VNTERRICHT,
VND TOENE, WENN BEI VNSERIVI LAVFE
DER PILGERSTAB AIV) GRABE BRICHT.
an der anderen Glockenseite ein Posaunenengel mit einer Palme, darunter Luc. 2,
V. 24.
Die Glocke mit 0,99 m im Durchmesser hat oben diese Umschrift:
GEGOSSEN VON LEOPOLD ERERWEIN IN HALLE 1879
an ihr dient ein Christuskopf als Schmuck, darunler der Vers Luc. 14, 17.
Die dritte Glocke misst 0,82 m im Durchmesser hat oben dieselbe Umschrift
wie die vorige Glocke, an ihr steht der Psalm 100, 4.

Guetz.
Pfarrkirchdorf, 1.0 km nördlich von Delitzsch gelegen, ist vielleicht von
wendischer Anlage, welche sich jedoch bestimmt nicht mehr erkennen lässt. Von
1540, der ältesten Namensanführung, bis zum 17. Jahrhundert wird der Ort Geutz
geschrieben. Die im Dorfe liegende Kirche wird 1540 zuerst erwähnt und scheint
höchstens einige Jahrzehnte älter zu sein. 0 Das SchiS' hat ein schmäleres
Canctuarium, welches dreiseitig schliesst. Die Architektur ist bedeutungslos. Die
Thür an der Südseite hat einen dreifach geknickten Bogen, roh verziert und mit
einem Kreuze über dem Scheitelpunkte. Der Thurm ist 1856 mit Ausnahme
seiner unteren Partie, in welcher sich noch südlich der Rest eines spitzbogigen
Tonnengewölbes über dem Erdgeschosse vorfindet, neu gebaut. Erwähnt mag
auch werden, dass die auf dem Chordache angebrachte Fahne eine hübsche
Schmiedeeisenarbeit des Jahres 1777 ist. Aus dem folgenden Jahre und 1792 stammt
der Altar nebst dem Taufbecken. Ein Kelch von vergoldetem Silber hat einen runden
Fuss mit senkrechtem Handornamente. Der Stilus ist über und unter dem Nodus
mit einfachen Kerbschnitten geschmückt. Der aus acht Polstern bestehende Nodus
ist abwechselnd glatt und mit gut gezeichneten Flachornamenten in Peter-Flüttner-
i) Es lässt sich nicht erweisen, dass das Kirchengebäude anfangs in Wölls, einem
nachbarlichen eingepfarrten Dürfe, gelegen gewesen ist, wie der Geistliche meint in Rücksicht
auf die hei von Dreyhaupt. 11 869 etc. abgedruckte Urkunde, in welcher als zum Petersberg-
kloster die silva Welsice genannt wird. Dass die geistlichen Angelegenheit,en vom Petersberge
aus bis zur Reformation geregelt wurden, mag immerhin richtig sein.
 
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