Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0158
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
152

Kreis Delitzsch.

und ludet unten weit aus. Die Technik ist zu loben. Die Entstehungszeit dürfte
mit der folgenden (Docke, welche Ido m im Durchmesser hat, gleichzeitig sein.
Den Hals dieser umgiebt folgende Minuskelschrift zwischen zwei Schnüren:

0H$u!(H' uitm pro mortM fiam üociun n - &


Zu ergänzen ist natürlich Ht ffff vor 1. An der Glocke steht über dem Relief des

h. Moritz mit der Fahne in sitzender Haltung:

Htdünntts


Die dritte Glocke hat 0,95 m im Durchmesser; oben lesen wir:
DYRCH DAS FE WER BIN ICH GEFLOSSEN
GEORG 8CHES(8)LER ZU LEIPZIG HAT MICH GEGOSSEN.
an der Glocke steht:
AD DEI GLOR1AM SVB (dem und dem, es folgen die Namen) . . .
IHEC NOLA RE8TAVRATA EST DIE 12 AVGVST1 ANNO 1659-
Der Ausdruck nola für campana ist sehr selten.

Gross Lissa.
Pfarrkirchdorf mit einem Rittergute 5,0 km südwestlich von Delitzsch ge-
legen. Die Anlage des Dorfes lässt wendische Art nicht erkennen. Die Kirche
liegt westlich im Dorfe. Ihr Thurm, welcher Eckquaderung hat und aus Porphyr-
bruchsteinen besteht, ist sammt dem Schiffe romanisch. Die Fugen an der West-

wand des Thurmes sind ausgewittert.

Die Glockenstube hat gegen Norden und

Süden je zwei, gegen Osten und Westen je drei Schalllöcher mit Sandstein-
gewänden, auch bemerkt man weiter unten am Tlmrme Oeffnungen, die mit
einer Sandsteinplatte geschlossen sind, welch' letztere ein rundes oder etwas ovales
von einem Rundstabe umzogenes Loch hat. Der Chor und die ihm nördlich an-
liegende Sacristei sind im 15. Jahrhundert angebaut worden. Dieser Chor ist zwei
Joch lang und schliesst dreiseitig. Die Strebepfeiler und das aus zwei über ein.
ander vorkragenden Viertelstäben bestehende Hauptgesims sind von Backsteinen ge-
macht, die Gewände der nicht grossen, spitzbogigen und mit Eckfase oder flacher Kehle
profilirten Fenster dagegen sind von Sandstein hergestelit. Im westlichen der beiden
Joche liegt an der Südseite eine kleine, spitzbogige Thür. Das Chordach ist höher als
das des Schiffes. Der jetzige Eingang an der Südseite wird von einer Fachwerksvorhalle
des 16. Jahrhunderts überbaut. Im Inneren findet sich über dem Chore ein Netzgewölbe
in Tonnenform mit Stichkappen. Die Rippen sind durch zwei flache Kehlen mit
stumpfer Spitze keilförmig, sie setzen sich auf Consolen, die als Blattwerk oder
Wappen gemeisselt sind. Frei gearbeitete Wappen zieren die Schlusssteine, nur

der Schlussstein über dem Altäre hat eine solche Dreipassform,


mw

elcher

der h. Michael, den Drachen tödtend, ausgehauen ist. Diese Darstellung lässt da-
rauf schliessen, dass die Kirche dem h. Michael geweiht geweseu ist. Darauf weist
auch derSacramentsschrein in der Nordwand hin, dessen Ausbildung durch zwei Fialen
 
Annotationen