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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0192
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186

Kreis Delitzsch.

Werbelin.
Pfarrkirchdorf, 5 km südlich von Delitzsch gelegen, war ursprünglich Filial
von Weissigk, eines im Hussitenkriege zerstörten Dorfes. Die Kirche liegt mitten
im Dorfe und wird, da das Kirchweihfest auf den Montag nach Ursula fällt, der
h Ursula geweiht gewesen sein. Bis zur Glockenstube ist der aus Bruchsteinen
mit Eckquaderung erbaute Thurm romanisch. Sein barocker Helm bildet eine
Zwiebelspitze. Das Schiff wird gleichzeitig mit dieser Thurmspitze im vergangenen
Jahrhundert angebaut sein. Es schliesst östlich dreiseitig. Das zinnerne Taufbecken
ist inschriftlich vom Jahre 1666.
Die älteste Glocke scheint die von 0,83 m Durchmesser zu sein; sie hat eine
längliche, schöne Form und eine sehr kleine Krone; Inschrift, Zierrath, ja sogar
Reifen fehlen ihr, sodass sie wenigstens in das 13. Jahrhundert zurückgesetzt
werden muss.
Eine andere Glocke von 1,11 m Durchmesser hat oben zwischen vier Riemen,
unter deren untersten einzelne späthgothische Blätter herabhängen, folgende Minuskel
schrift:

4%^
: (— Sonne),


Brustbild der Maria mit dem Kindein starkem Relief,


Sonne). tUütO - Mt! M! #4 (= flaclireliefirter Altarschrein)

tau - xutt


(= das hallesche Stadtwappen als das Zeichen des Giessers)


Münze?) üHHit! -

Die Glocke von 0,52 m Durchmesser ist von länglicher Form ohne Inschrift
doch mit vier Riemen oben umzogen. Der Guss ist gut. Sie ist wahrscheinlich
mit der vorigen Glocke gleichzeitig entstanden.

Wiedemar.
Pfarrkirchdorf, 7 km südlich von Landsborg gelegen, zeigt keihe wendische
Anlage. Die im Dorfe liegende Kirche ist der ti. Catharina geweiht gewesen
1824 ist diese Heiiige in der Agende angegeben worden, später nach Aussage des
Geistlichen dem h. Nicolaus. Das Kirchengcbäudo ist wohl ganz neu am Ende
des 15. Jahrhunderts erbaut worden. Es hat einen geraden Ostschluss; an der
Nordseite ist die Sacristei mit einem einfachen, auf Diagonalrippen ruhenden
Kreuzgewölbe mit rundem Schlusssteine und mit einer Piscina angebaut, an der
Südseite eine Vorhalle. Der Thurm von Norden gen Süden oblong, hat ein Sockel-
gesims und zwei Gurtsimse, wird dann durch Abschrägung der Ecken zu einem
länglichen Achteck, welches nach den vier Haupthimmelsgegenden zu je drei
schmale lange Fensternischen mit Eselsrückenbogen zeigt. Die Glochenstube hat
in den Seiten ein flachbogiges Fenster, welches von einem schwachen, zur Unter-
stützung von Gardinenbögen dienenden Pfosten getheilt wird. An der West- und
Ostseite befinden sich je zwei solche Fenster. Unten an der Westseite des Thurmes
 
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