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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0114
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Kreis Delitzsch.

den Ecken je ein Wcihkreuz. Im Dach rau nie der Sacristei hegt der Körper eines
Crncihxus. Es ist eine gut proportiouirte Figur in Lebensgrösseaus Holz ge-
chnitzt, tiamcntlich sciiön zu nennen ist der Gesichtsausdruck. Die Arbeit scheint
dem Anfänge des 16. Jahrhunderts anzugehören und hat künstlerischen Werth.
Yen den Glocken dürfte die ätteste die mit 0,45 nrim Durchmesser sein.
Sie ist von länglicher Form und ohne Inschrift und Zierrath. An ihrem Hehne
steht die Jahreszahl ihrer letzten Aufhängung 1615 cingeschnttten; ihr Guss jedoch
wird mit dem Kirchenbaue gleichzeitig, mithin in den Beginn des DF Jahrhunderts
zu setzen sein.
Die andere Glocke von 1,0 m im Durchmesser wird oben von vier Riemen
umzogen, zwischen denen diese Majuskclinschrift steht:
-F 2KAS - DG24S - ROG - S1GI2A -PLOBS - SRLVA -
SIT - AVRA - BGI2IGRA -
Die Buchstaben sind nach Wachsmode]len hergestellt, sodass man die Ent-
stehungszeit der Glocke wohl um die Mitte des 14. Jahrhunderts anzunehmen hat.
Eine dritte Glocke hat 1,6)4 m im Durchmesser. An ihr steht oben:
O DIESE GLOCKE IST UMGEGOSSEN WORDEN IN LEll'ZIG 151
1A11R CHRISTI 1781. FEC1T CHRISTIAN FRIEDRICH SIEBER.
An ihr licsst man beiderseits die Namen des IMtrons, des Pfarrers, Schul-
meisters u. s. w., ausserdem ist ein stark erhabener Crucilixus an der Glocke zum
Schmucke angebracht.

Hohenleina.
Der Name kommt her von detn Leinebache, welcher an dem Orte vorüberhiesst
und unweit entspringt; der Ort ist ein 10,5 km südöstlich von Delitzschgelegenes
Pfarrkirchdorf mit ganz unregelmässiger Anlage der Gehöfte. Die dem h. Lau-
rentius geweiht gewesene Kirche liegt nördlich im Dorfe auf einer geringen
Anhöhe. Sie ist eine Anlage von ziemlicher Grösse aus der Uobergangszeitp)
jedoch mehrfach besonders um 15U0 so stark umgebaut, dass sie dieser Zeit an-
zugehören scheint. Die unteren Theile des von Norden gen Süden im Grund-
risse oblongen Uiurmcs sind noch romanisch, oben jedoch hat die Spätgothik
einiges Mauerwerk hergestellt und nach ihr die Barockzeit eine dem oblongen
Grundriss entsprechende oblonge „welsche Haube" aufgesetzt, die von zwei spitx-
helmigen Laternen in reizvoller Weise bekrönt wird. Auf einem Felde an der
Südseite des Thurmes oben steht:
V . D - M I AB -
]_ __!
Das Schiff stellt sich als dreijochig mit hüftlosen Pfeilern dar. Fenster mit
einem Pfosten und unbedeutendem Maasswerke liegen nur an der Südseite, die
an der Nordscite sind später zugemauert worden. An der Südseite des ersten
Ostjoches befindet sich der Eingang, welcher neben dem Pfeiler liegt und überbaut
ist. Der Haupteingang liegt an derselben Seite im westlichsten Joche und vor
') Nach Gundermann^ handschriftlicher Chronik Eilenburgs soll sie 1206 — 1208 erbaut
sein, welcher Zeit die ältesten Bauformen völlig entsprechen.
 
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