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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0078
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Kreis Delitzsch.

Materiale, Bruchstein und Eisenstein ausgeführt worden. Doctt lässt sieh von der
romanischen Architcktui , die hinsichtlich des Materiales auch nur höchst ci))fach
gewesen sein kann, nichts ]nehr sehen. Der Eingang liegt jetzt westlich in einer
angebauten Vorhalle.
Bemerkenswert!) sind nur die Glocken; von ihnen hat die mit einem Durch-
messer von 0,67 m emo schlanke Eorm und oben nur vier platte Kiemen ohne
Inschrift und allerlei Xierrath zwischen diesen. Sic gehört muthmaasslich erst
deni 15. Jahrhundert.au.
Eine zweite Glocke von 0,67 ni im Durchmesser hat um den Hals ebenfalls
vier Kiemen von nicht eben sauberer Ausführung. Zwischen denselben liest man
diese Minuskolschrilt:
O (Medaillon, dessen Kclicf nicht kenntlich ist) HHHH + ihn + )!t + fffH
K .t! + tnnrn + flrlf + aut) + tjerodt.
Die dritte Glocke hat 0,88 DL im Durclunessci'. An ilirem Halse steht:
GEGOSSEN VON CH. FR. ED. KOBITZSCH IN TORGAV DEN
9. APRIL 1859. No. 59. D
An der Glocke steht einerseits über Christi Kelicf'brustbihlo:
EHHE SEI GOTT IN DER HOEHE FRIEDE AVF ERDEN VND
DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN.
andererseits findet sich ein Relief, welches eine ziemlich kokette weibliche Figur
mit Giesskanne und Blumenkorb darstellt — der Sinn derselben ist. nicht wohl
verständlich — und ferner sieht man zwei Medaillonköpfe: darüber steht:
GOTT VND SEINEM HAVSE GEWEIHT VON DEN BEIDEN DA-
SIGEN EHELEVTEN IOHANN GEORGE APITZ VND FRAV IO-
IIANNE CHRISTIANE APITZ GEB. SCHOETTGE.
Döbern.
Kirchdorf, Filial von Löbnitz, liegt 0.5 km nördlich von Delitzsch (ntul -IR
km südöstlich von .Bitterfcld). Die wendische Anlage lässt sieh noch erkennen.
Oh der Name Döbern mit Doberan identisch ist, muss dahingestellt sein. Die
Kirche liegt etwas hoch mitten im Dorfe. Ihr lang gestrecktes Schilf schliesst
östlich dreiseitig. An Stelle eines Ihurmes sieht man im Westen einen Dachreiter.
Das Baumaterial bildet Bruchstein und Raseneisenstein; am Chor aber ist nur
Backstein in nicht sonderlich gutem Verbände und mit vollen Fugen bemerklich.
Hier findet sich auch ein Sockel mit einem Yiertelstabgesimse; da, wo das Schilf
beginnt, endet er plötzlich, und dem Schilfe fehlt der Sockel durchweg. Der jetzige
Hingang liegt im Westen, vormals jedoch gab es zwei Portale^ die sich einander
in der Nord- und Südwand gegenüber lagen. Aus einer Inschrift am Schlosse
der jetzigen Thür geht hervor, (lass die Vermauerung der alten Eingänge 1746
und die Anlage des jetzigen Portales 1740 gesehen ist. Unzweifelhaft gehören
also die ältesten Mauerstücke dieses Gotteshauses der romanischen Zeit an, in
welcher die Kirche wohl auch thurmlos gewesen sein wird, aber statt der jetzigen
Ostpartie, welche vor das Ende des 15. Jahrhunderts keineswegs gesetzt werden

0 Diese Nunttnerirung der Glocke einer Werkstatt findet siel) mehrfach in diesem
Kreise; sie ist durchaus modern und ein Ausfluss des iabrikartigen Betriebes.
 
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