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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0162
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Kreis Delitzsch.

ähnliche Grabstein seiner 1563 gestorbenen Frau. Merkwürdig ist auch das Grab-
mal Adolphs von Schönfeld vom Jahre 1707. An der Südwand sieht man hoch
auf einer Säule das gemalte Bildniss des Entschlafenen mit einer wappenumgebenen
Inschrifttafel und mit Kriegstrophäen; ferner das Epitaphium des 1724 gestorbenen
Hans Erig von Schönfeldt, welches sich rechts neben der Kanzel beßndet und aus
verschiedenfarbigem Marmor mit Vergoldung besteht, sowie allegorische Figuren
und Wappen zum Schmucke hat. Die Yertheilung der Massen ist nicht schlecht.
An den drei Glocken von 1,25 m, 1,0 m und 0,80 m steht, dass sie 1881
durch Gebr. Ulrich in Apolda umgegossen sind und auf sievertheilt die Bibelstelle:
EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE — FRIEDE AVF ERDEN - VND
DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN.
Auf Hof-Löbnitz ist zwar der südliche Theil des Westflügels des Schlosses
abgebrochen, auch in dem mit Kreuzgewölben überdeckten Erdgeschosse vieles
beseitigt, so namentlich die Kapelle, in welcher Luther gepredigt haben soll, aber
man erkennt doch besonders an einem westlich ausgebauten, achtseitigen Wcndel-
treppenthurme, an den beiden flachbogig überdeckten Fenstern, in denen ehemals
noch theilende Pilaster gestanden haben mögen, dass der Bau aus dem 16. Jahr-
hundert, wohl aus der Mitte desselben, stammt. In einem Saale des ersten Ober-
geschosses werden zwei angeblich von Cranach (dem Jüngeren?) gemalte und
etwas wiederhergestellte Gemälde aufbewahrt, das Weltgericht und die Aufersteh-
ung darstellend mit Familienbildnissen. Die hgurenreichen Gruppirungen sind
nicht völlig verständlich, doch gut gemalt, besonders was die Bildnisse anbetrifft.
Der Ilof L öbnitz stellt ein schlossartiges, anmuthig zwischen Park und Wirthschaftshof
gelegenes Gebäude dar. Es gehört im wesentlichen dem 16. Jahrhundert an, wie die
baulichen Formen erkennen lassen, z B. ein achtseitiger Treppenthurm in "Westen, wie
deren ursprünglich vier vorhanden gewesen sind, ferner die Fensterumrahmungen, die zwar
einfach aber in der Weise der Renaissancczcit gebildet sind. Im Erdgeschosse wird östlich
ein Wirthschaftsraum noch als ehemalige Kapelle gezeigt. Gewölbe fehlen; zwei Holz-
säulen mit Sattclhölzcrn in den Formen des 16. Jahrhunderts tragen die Decke. Ferner
fällt auf ein Saal des ersten Obergeschosses mit breiten, in Flachbogcn überdeckten Fenstert),
die ehemals wohl durch Pfosten gctheilt waren, ln diesem Raume bewahrt die Familie
von Schönfeldt eine Anzahl merkwürdiger Gegenstände der Kunst und Wissenschaft auf.
Es sei davon nur erwähnt ein Oelbild, das Weltgericht darstellend, auf dem die Personen
Familienbildnissc sind, und ein anderes Oelbild, gleichfalls mit Familienbildnissen, die
Auferstehung darstellend. Beide Bilder gehören zusammen und sind angeblich von Cranach
(doch wohl dein Jüngeren?). Die Malerei ist nicht ohne Werth; namentlich sind die
Bildnisse gut; doch sollen diese Gemälde bereits restaurirt sein.

Lössen.
Kirchdorf, Filial von Wolteritz; die Kirche, die südöstlich von ihm frei im Felde
9 km südlich von Delitzsch liegt, ist eigentlich das Uebcrbleibscl eines Dorfes
Namens Buschenau. Es befand sich in diesem Dorfe die Burg der Freiherren
von Stein zum Pflug; dieselben trieben Strassenraub, sodass die Leipziger Bürger
Burg und Dorf wohl schon im 13. Jahrhundert zerstörten.
Der Thurm zeigt gutes Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung (romanisch?)
und seine Südwand steht mit der der Kirche bündig, während die nördliche
Kirchenwand vorspringt. Das etwas schmälere Sanctuarium schliesst östlich gerade.
Der Eingang auf der Südseite hat einen mit spätgothischen Beschlägen reich be-
 
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