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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0080
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Kreis Delitzsch.

und ist von Bruchsteinen mit Backsteinen erbaut worden und zwar so, dass die ganze
Westpartiebis zum Chöraus Backsteinen besteilt, welche die gleiche Technik zeigen,
als die am Chor zu dem Filial Beerendorf. Der Grundriss stellt übrigens ein ein-
faches Rechteck dar, weil der Chor östlich gerade schliesst. Ein Thurm fehlt, an
seiner Stelle ist dem Schüfe westlich ein Dachreiter von Fach werk aufgesetzt. An
dei' Nordseite des Chores ist eine Rittergutsstube, Capelle genannt, .wohl erst in
der Barockzeit herausgebaut. Der Chor der Kirche, die überhaupt vor das 16. Jahr-
hundert in keinem Theile zurückgeht, ist scheinbar erst am Ende dieses Jahr-
hunderts angebaut worden, weil aussen und innen Grabsteine in die Wände ein-
gelassen sind, die nicht vor das 17. Jahrhundert zurückgehen: indessen sollte eine
Sacramcntsnische im Chor nördlich vermuthen lassen, dass noch die späte Gothik
an der Erbauung Theil habe. Aus spätgothischer Zeit stammt noch der jetzige
Taufstein, den wir in Nr. 47 abgebildet haben. Man muss gestehen, dass es eine
der besseren Leistungen ist, die diese Zeit in solchen Stücken hervorgebrachl hat.
lieber einem zu unterst quadratischen, dann achteckigen Fusse setzt sich plötzlich
stark ab der Stiel, welcher mit zwei weiten Kehlen sich dem eigentlichen Gefässc
verbindet. Dieses hat jede seiner acht Seiten, die senkrecht stehen, zu Klceblatt-
hügon ausgomcisselt. Sind nun auch die Einzelheiten roh, so hat doch das Stück
im Grossen gute, etwas schwere Verhältnisse. Jm Steine befindet sich jetzt ein
zinnernes Taufbecken von beträchtlicher Grösse; der Rand desselben, achtseitig
begrenzt, ist mit grossen, flachrunden Knöpfen verziert, eine Weise, die in der
Gegend mehrfach bemerkt wird. Das Becken ist inschriftlich 1664 gemacht worden.
Die Glocke von 0,5S m Durchmesser hat um den Hals nur einen Schmuck
von zwei Riemen ohne Inschrift; sie wird dem 15. Jahrhundert angehören.
Die Glocke von 0,65 m im Durchmesser hat um den Fiats vier Riemen,
zwischen denen in oblongen Feldern die Reliefs von Aposteln (?) und der Ma-
donna. mit dom Kinde zu sehen sind. Eine Inschrift lehlt, doch kann die Glocke
nur dem Aufango des 16. Jahrhunderts oder frühestens dem Ende des 15. zuge-
sctiricben werden.

Eilenburg,
eine Stadt von etwa RI,000 Einwohnern an der Muhle gelegen, ist Station der
Eisenbahn Ualle-Sorau-Gubcn und Eilenburg-Leipzig.
ln Bezug auf den Namen setzen wir hierher folgende Schreibweisen: lliIburg
;ürbs 0S1) llburg (civitas 1016) (beide beim Thietmar) Ilileburc (Gencal-Wettin)
lleburgh (1)26 im Chrom mont. seren.) Ueburck(1201) Julburg (in derMcissnischon
Chronik) Ylburg, llinburg, llingenburg, Ilingsburg, Eulenburg, (neu) Eilenburg.
Den Erklärungen, welche den Namen mit „Eulen" oder „eilen" in Verbindung
bringen, schenken wir hinsichtlich ihrer augenfälligen Unwahrscheinlichkcit keine
Beachtung; dass ein Graf Bo, Ilbo, Udo den ersten Thurm der Burg soll
erbaut haben, ist Fabel. Wir möchten die Vernmthung aussprechen, dass der
Name aus „heiliger Borg" entstanden sei. Die ältesten Schreibweisen fühlen
darauf und die Annahme, dass die Sorben den steil und ziemlich hoch aus der
Ebene sich erhebenden späteren Burgberg, der weithin in der Gegend isolirt. da-
steht, schwerlich alsCpfcrpiatz unbenutzt gelassen haben werden. Als die Sachsen
nach der Unterwerfung des Landes auf der heiligen Stelle dann eine Burg, viel-
 
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