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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0081
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Eilenburg.

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leicht auch eine Kapelle erbauten, wurde aus dem heiligen Berge eine heilige
Burg. Nach dieser Burg nun, soviel wenigstens steht, nach der Endung des
Namens Eilenburg' unzweifelhaft fest, hat dann die Stadt, ihre Benennung erhalten,
bis mag dennoch immerhin wahr sein, ja es ist um so erklärlicher, dass anfänglich
der Name Eilenburg nur auf dasBurgwardium gegangen ist, während der wendische
Ort am Busse des Berges Bucowitz geheissen habe. Ob nun dieses Dorf, welches
von der Burg nördlich im Thale und mithin gerade so lag, dass es von der ältesten
Befestigungsanlage (siehe weiter unten) völlig beherrscht wurde, 930 von Heinrich 1.
das Stadtrecht erhalten hat, muss unentschieden bleiben, ebenso ob die Stadt zur
Zeit des Kaisers Otto HI. und mit seiner Unterstützung unter dem Grafen Friedrich,
welcher damals die Burg inne hatte, höher gegen Mittag gelegt, worden ist. b
Wahrscheinlich wäre das schon, denn dieser Graf Friedrich, ein Sohn Dietrichs,
der in Zörbig sass, und der Bruder Dedos 11., des Grafen von Merseburg, soll
mit Hilfe des Kaisers und seines Vetters Dietrichs H. (Sohn Dedos II.) das Schloss
erbaut und bewohnt haben, als er auch das von Otto 111. zur Grafschaft erhobene
Eilenburg durch Erbschaft erhalten hatte. Uebrigens wird schon vor seinem
Regierungsattfango 9'33 und der Erbauung des Schlosses 990 Eilenburg beim
Thictmar im Jahre 9S1 als Stadt (siehe oben) benannt, nämlich als mit den Städten,
die Giseier, der verschlagene Bischof von Merseburg, bei Erlangung des erz-
bischöflichen Stuhls in Magdeburg an dieses Erzbisthum brachte, indem er das
Disthum Merseburg aufhob, auch Eilenburg unter die geistliche Aufsicht Magde-
burgs kam, bis 1015 die Wiederherstellung des Merseburger Bisfhnms und die
Rückgabe Eilenburgs an dieses geschah. Die Stadt bezw. die Grafschaft., anfänglich
wohl noch zum Osterlande gerechnet (siehe die Einleitung derKreisbeschrcibung),
später aber zur Markgrafschaft Meissen gehörig, nimmt theil an deren Geschichte.
Wir erwähnen nur, das Conrad der Grosse etwa um 1150 die Stadt Eilenburg
gegen Süden mit Wall und Graben gesichert haben soll, und dass die Befestigung
von dessen Sohne Otto dem Reichen völlig hergesteilt sei. Der Markgraf Friedrich
mit (1er gebissenen Wange hat in Eilenburg sein Hoflager gehalten. Bevor er
mündig wurde, hatte über ihn der König Wenzel von Böhmen seit llI39 die Vor-
mundschaft geführt, woher es wohl kam, — auf welche Weise ist zwar noch nicht
Idar gelegt — dass im 14. Jahrhundert „sonderbahre Herren von Ylcnburg" aui-
kommen, welche Schloss und Stadt vom böhmischen Könige als Reichsafterlehn,
die Herrschaft aber über das dazugehörige Land von den Markgrafen zu Meissen
innehatten. 1310 wird ein Ulrich, Graf und Herr von Eilenburg Naumburgischcr
Bischof. Doch starben diese Herren etwa 1370 aus, und nun setzte der böhmische
König einen seiner Günstlinge hierher, Andreas vonDuba. Wie es ihm und seinen
Nachfolgern erging, wird in der Einleitung der Burgbeschreibung'gesagt werden;
hier genügt anzuführen, dass 1404 die Grafschaft Eilenburg wieder erblich unter
Wilhelm dem Einäugigen an das sächsische Fürstenhaus kam und bei der Ländcr-
thcilung 1435 der cmestinisehen Linie des Hauses zuficl. aber 1543 an die alber-
tinischc Linie gelangte, indem die Stadt, mit Leissnitz und Golditz gegen Sagau
und Bribus vertauscht ward.

') Dass die Stadt anfangs oder überhaupt jemals Millenau oder Muldenau genannt
worden sei, ist wohl nur eine Erfindung Simon's der diese Angabe macht.
 
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