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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0187
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Spröda.

181

Die letztgenannten vier Figuren sind etwa in halber Lebensgrösse gehalten und
haben wohl vordem einem Schnitzaltare angehört, der vermuthlich eine Arbeit
aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts war; denn die Figuren, noch in S-Linien-
haltung, sind von guten Verhältnissen, ihre Gewänder haben guten Faltenwurf
und die Auffassung ist realistisch; leider sind sie neu bemalt worden.
Der Taufstein ist ein überreich mit Kartuschen zwischen gesimstragenden
Hermen von unschöner Bildung geziertes Werk. Diese Kartuschen tragen den
Namen und das Geburts(und Sterbe) jahr der Donatoren (?). Der Deckel ist zum
Aufziehen eingerichtet. Auf ihm stehen unten im Kreise Engelsfiguren, sie halten
der eine eine capitelllose Säule, der andere eine Waage, der dritte eine Schlange,
der folgende ein Lamm, der fünfte einen nicht mehr erkennbaren Gegenstand,
der sechste einen Kelch(?), der siebente ein ägyptisches Kreuz, dem letzten fehlt
jetzt der Gegenstand. Ueber diesem ist ein zweiter Kreis von Engeln in kleinerem
Maassstabe. Die Figürchen sitzen auf Postamenten in theatralischen Haltungen.
Es foigt darüber ein Kreis, dem die 12 Apostelstatuen, wieder im Maassstabe
kleiner gehalten, bilden. Christus, wieder in grösserem Maassstabe, ragt aus ihrer
Mitte hervor; über seinem Kopfe ist eine Glorie, und wieder etwas höher sind
Wolken, über welchen als Halbhgur Gott-Vater mit der Weltkugel sich befindet;
vor ihm hängt die Taube herab. Die ganze Arbeit ist schon wegen der Ueber-
ladung nicht schön, jedoch nicht uninteressant und in gleicher Weise selten er-
halten.
Ein Kelch der Kirche von vergoldetem Silber zeigt einen sechsblätterigen
Fuss mit einem Signaculum in Form einer vierseitigen Tafel, auf welcher ein
Crucifixus mit Maria und Johannes sich ßndet. Der Stilus ist sechsseitig, der
Nodus von plumper Form und mit Zierrathen in Peter Flötner-Manier auf den
Feldern geschmückt; an den Noduszapfen steht: 1HESUS. Die Cuppa ist schlicht.
Ausser Namen findet sich an dem Kelche und zwar unter dem Fusse Anno 1589
als die Entstehungszeit angebracht.
Die Glocke von 1,12 m im Durchmesser ist von guter Form; oben wird sie
von sechs Riemen umzogen, zwischen denen unkenntliche Reliefs undMünzen(?)-
abdriieke als Zierrathe dienen. Die Zeit des Gusses wird das 13. Jahrhundert sein.
Die Glocke von !,17 m im Durchmesser wird oben von vier Schnüren ohne In-
schrift umzogen; auch sie gehört muthmasslrch dem 13. Jahrhundert an. Die
Glocke von 0,60 m Durchmesser hat diese Schrift:
GOTT SEGNE SIETZSCH 1874 ALLES WAS ODEM HAT LOBE DEN
HERRN-
Der Giesser hat sich nicht genannt; es ist Ulrich in Laucha.

Spröda.
Pfarrkirchdorf, 6,5 km östlich von Delitzsch gelegen, lässt wendische Anlage
nicht erkennen. Die Kirche am Westende des Dorfes ist 1733 erbaut; jedoch
scheint man die Wände eines thurmlosen romanischen Schiffes nur gegen Osten
verlängert und mit gerader Wand geschlossen zu haben, wie die Verschiedenheit
des Mauerwerks erkennen lässt. Der jetzige Thurm ist ein durch Pfeiler im
 
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