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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0207
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Zschernitz.

20 t

in gerader Linie gebiidet ist, ziemhch scharf statthndet, ebenso der am Schlagringe,
welcher zu der ziemlich schlanken Form weit ausladet. Um den Hals
zwischen zwei Riemen liest man diese in den Mantellehm stark eingeritzte
Majuskelschrift:
+ o Rex - GLORte vei n ctvm p^ae osn x
Die Bedeutung der letzten Buchstaben ist nicht klar, die Verwechselung von
mundnwieinvemifür veni ist häufiger. Die Entstehungszeit wird die erste Hälfte
des 14. Jahrunderts sein.
Die Glocke von 0,50 m Durchmesser wird oben von vier Riemen umzogen,
hat aber keine Inschrift. Sie mag mit der vorigen gleichzeitig sein.
Die Glocke von 0,97 m Durchmesser hat zwischen sechs Reihen mit spät-
gothischen Blättern folgende zierliche Minuskelschritt um den Hals. Erste Reihe:
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Zweite Reihe,
tm.t MO! UM uitc Büro B06 $ürr(! mnitf. Anüf Dni IR 0000° LXXXVH
An der Glocke finden sich wieder die rund und länglich eingerahmten und
blumenbesetzten Reliefs, welche wir schon an anderen Glocken des Kreises
fanden: agnus dei, der h. Georg den Drachen tödtend, Maria mit dem Kinde in
der Mondsichel stehend.
Das Schloss des Rittergutes besteht aus einem wohl unter Benutzung eines
schon vorhandenen Schlosses in der Zeit der Erührenaissance erbauten Nordflügels
und einem weitläuftigcn im IS. Jahrhundert angebauten Südflügel, welch'letzterer
kein Interesse bietet. Der Nordflügel hingegen zeigt einen etwa quadratischen
Hof, den unten eine Flachbogenarkade auf dorischen Säulen mit Quaderpostamenten
umgiebt. Die Säulen sind zwar sehr gedrungen, aber doch von guten Verhält-
nissen. Der Bogengang wird von flachen Kreuzgewölben überdeckt und ist jetzt
durch Einbauten sehr beeinträchtigt. Der runde Treppenthurm in der Nordwest-
ecke hat ein plumpes Kuppeldach mit Laterne und schlanker Zwiebelspitze er-
halten. Auch der Thurm an der Südseite des Hofes, welcher unten quadratisch
und dann achtseitig ist, hat jetzt ein Kuppeldach mit Laterne und Zwiebclspitzo.
Neben diesem Thurme führt ein Portal in den Hof von Süden her, welches mit
seitlichen Nischen und Sitzen, vielgliederiger glatter Archivolte und wappen-
geschmücktem Schlussteine ausgebildet worden ist. In dem Thurme befindet sich
gegen Süden eine spitzbogige Thür mit spätgothischer Profilirung, wie denn in
diesem Theile des Renaissancebaues überhaupt noch andere spätgothische Stücke
- Fenster, Gewölbe mit Rippen, Thüren — liegen, Reste des ältesten Schloss-
gebäudes. Im Hofe sowie auch gegen Osten an der Aussenseite des Schlosses
giebt es Erkner aus Backsteinen mit Voluten und anderen Renaissanceformen.
Zschernitz.
Pfarrkirchdorf, mit einem Rittergute, 5 km östlich von Landsberg gelegen,
zeigt keine wendische Dorfanlage. Die Kirche liegt im Orte westlich und ist ein
anfänglich spätromanischer Bau. Thurm und Schiff von gleicher Breite sind aus
Bruchsteinen mit Eckquadern erbaut. Ob die beiden je etwa 2 m hohen Strebe-
 
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