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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0101
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Eilenburg.

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sich jederseits auf eine Nische mit einem Sitze aufset.zend. Die Arbeit dürfte
ebenfalls von dem Meister des Portals Leipzigerstrasse Nr. 2 gemacht worden sein.
Audi Leipzigerstrasse Nr. 59 ist ein nennenswerthes Renaissanceportal mit seitlichen
Nischen und Sitzen, und mit einem Wappen am Schlusssteine des Bogens, dessen
Archivolte mit Eierstab und Perlenschnur verziert ist. Torgauerstrasse Nr. 28 hat
ein Portal wie Leipzigerstrasse Nr. 2 ebenso Torgauerstrasse Nr. 23, nur dass diesem
später Voluten zugefugt sind. Das Haus hat Consolen. Torgauerstrasse Nr. 21
sieht man ein Portal aus späterer Zeit. Das Eckhaus des Marktplatzes und der
Breitenstrasse hat ein in letzterer gelegenes Portal der Frührenaissance. Die viel-
gtiedrige, glatte Archivolte setzt sich auf Kriegerköpfe, die an Kämpferstelle sitzen
und als Baldachine für die Nischen dienen. Die Sitze sind etwas puffenförmig
mit Einschnitten gebildet. Ein Portal in dem Hause, welches dem Westgiebel
des Rathhauses gegenüber steht, nnd zwar in der zwischen beiden Hebäuden
durchführenden Gasse belegen, hat starke Sitze vor flachen Nischen mit Baldachinen
und eine llachrelihrte Archivolte, auf deren Schlusssteine 1 R steht.
1622

Freiroda.
Pfarrkirchdorf, 11,5 km südwestlich von Delitzsch gelegen, hat zwar jetzt
eine grosse, breite Strasse, an welcher die Gehöfte sich entlang ziehen, lässt
aber doch noch die ringartige Anlage einer ursprünglich wendischen Gründung,
die gegen den deutschen Namen sprechen würde, erkennen. Die Kirche liegt
mitten im Dorfe; sie schliesst östlich dreiseitig mit Strebepfeilern an den Ecken;
der Chor ist ein wenig schmäler als das Schilf. Der Thurm ist besonders in seinen
Fenstern 1616 verändert. Sein Satteldach ist gegen Norden und Süden abgewalmt.
Ob sein rohes Mauerwerk bereits in der Uebergangszeit, der die anfängliche Kirche
angehört, entstanden, oder ob es mit dem jetzigen Chore in der spätgothischen
Periode hergestellt ist, kann nicht sicher ersehen werden. Im Inneren ist er der
Kirche durch einen weiten Bogen verbunden. Seine Verhältnisse im Grundrisse
sind auffällig, da er in der Richtung von Norden nach Süden fast doppelt so viel
als von Osten nach Westen misst. An dem südöstlichen Strebepfeiler des Chores
bemerkt man eine spätgothische Sonnenuhr. Auch der auf der Südseite belegene
Eingang in die Kirche und der aus dem Chor in die nördlich angebaute Sacristei
haben spätgothische Proßlirung und spitzbogige Oeffnung. Das Hauptportal wird
von einem Thürflügel mit interessanten spätgothischen Beschlägen geschlossen.
Die Sacristei überdeckt ein spitzbogiges, rippenloses Kreuzgewölbe. Iti der Nord-
wand dieses Raumes liegt eine Piscina.
Der Altar hat eine Mensa mit fünf Weihkreuzen, ist also ohne eigentliches
Sepulcrum in der Mensa; dasselbe mag unter derselben befindlich gewesen sein
und nach vorn, d. h. gegen Westen sich geöffnet haben. Der alte Taufstein
ist jetzt im Pfarrgarten als Blumentopf im Gebrauche. Er gehört in die spät-
romanische Zeit und wird wohl noch von der ersten Kirchenanlage herstammen.
Sein Gefäss ist etwa halbrund und wird am oberen Rande von einem Rundbogen-
f'riese umzogen, der oben mit einem Plättchen (oder Rundstabe) abschliesst. Die
Rundbogen des Frieses sind etwas mehr als halbkreisförmig, eine Bildung, wie
sie sich auch an anderen Taufsteinen dieser Gegend (z. B. in Tiefensee, s. die dazu
 
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