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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0155
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Liemehna.

149

Häuschen unweit nutgehängt hat. Die Thür ist der Westwand 1751 eingebrochen
und dafür aisdann die ursprüngliche in der Südwand vermauert worden. Auch der
Choranbau wird, da er in Bruchsteinen mit Backsteinen
vermischt ausgeführt ist und dreiseitig schliessp am
Ende des 15. oder Beginn des 16. Jahrhunderts an-
gebaut sein. In Nr. 104 geben wir eine Skizze des
in Rochlitzer Sandsteine schlicht ausgeführten Tauf-
steines, der mit dem Choranbaue gleichzeitig sein mag.
Erwähnt sei auch die einfarbige Altardecke, vorn
mit dem Wappen des Donators, des Grafen von Hohen-
thal, in Plattstich geschmückt, aus dem Jahre 1798.
Die eine in dem Häuschen hängende Glocke hat
E05 m im Durchmesser, ist oben von vier Reifen
umzogen und hat zwischen diesen folgende Minuskel-
umschrift :


0 f(!ft - Htfdlüf - ortl pr !!0bi$ - ! r !t t (vielleicht der Titulus
inri?) tiHHO - &Ht - !lP - tf(C - Hm - U -

Dieser Inschrift nach scheint das Gotteshaus dem h. Nicolaus geweiht gewesen
zu sein.

Liemehna.
Pfankirchdorf, 10 km westlich von Eilenburg gelegen, zeigt keine wendische
Dorfform. Hier war der Verfasser der Eilenburg Achen Chronik, Jeremias Simon,
der sich kaiserlich gekrönter Poet nennt, Pfarrer. So wenig werthvoll vieles von
dem ist, was er auch über dieses Dorf im Pfarrarchiv hinterlassen hat, z. B. die
Erklärung des Namens Liemehna als „liebe Maria'*, so wollen wir hierher doch
einige seiner Verse setzen, welche über die Geschichte der hoch im Nordosten des
Dorfes liegenden Kirche berichten:
So ists durch Gottes Huld und Beistand nun geschehen,
Dass man das Gotteshaus erbaut kaun wieder sehen,
Nachdem es öd' und wüst gestanden zwanzig Jahr
und Eins, eh wieder es zum Stand gerichtet war.
Den als man 1000 zahlt 600, dreissig neun,
Da wurde diese Kirch sammt Pfar(e)rhaus und Scheun (1639)
Urplötzlich angezündt von einer Mauspartei, so wie
man giebet vor, auf fuhr, gelauert früh:
Nachdem die Dörfer schon durch wilde Kriegesfeuer
fast meistentheils dahin, da war das Lacheu theuer;
Wie auch das liebe Korn . . . (hier folgten Angaben
über Kornpreise, Pestilenz u. s. w.)
Als aber Gott der Herr liess wieder hervorblicken
die goldne Friedenssonn, da fing man auch zu schicken (1648)
Sich zur Haushaltung an, da wurden alle Jahr,
die Güter wiederum besetzet hier und dar — 1649, 1650
Weil dann der Gottesdienst nicht in der Kirch verrichtet
Kunnt werden, sintemal dieselbe war zernichtet
Da stund ein Holderbusch, da war ein Nesselstrauch:
In Summa alles sah da sehr erbärmlich aus
 
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