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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0177
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Radefeld.

171

DVRCHS FEVER BIN ICH GEFLOSSEN GOTTFRIED STEIN ZV
LEIPZIG HAT MICH GEGOSSEN ANNO 1686.
Ausserdem stehen an der Glocke noch Namen.
Die Glocke von 0,69 m Durchmesser hat oben diese Schrift:
EHRE SEI GOTT IN DER HOEHE
an ihr ist einerseits ein Sonnenauge reliehrt, andererseits liest man:
GEGOSSEN VON GEBRVEDER VLR1CH ZV APOLDA & LAVCHA 185!.
Die dritte Glocke hat 0,56 m Durchmesser und oben diese Schrift:
GOTT SEGNE PRIESTER.
an ihr steht:
GEGOSSEN VON GEBRVEDER VLRICH IN APOLDA VND LAVCHA i854.
Radefeld.
Pfarrkirchdorf, 11 km südlich von Delitzsch, lässt jetzt eine wendische Anlage
nicht mehr erkennen. Die Kirche liegt mitten im Dorfe. Der Thurm ist spät-
romanisch; die SchalHöcher seiner Glockenstube werden von einer Säule getheilt,
die zwei kleine Rundbögen trägt. Letztere haben eine Laibungsstärke von 0,20 m
und sind unter dem sie überdeckenden Flachbogen der eigentlichen Schallochs-
öffnung so gestellt, dass sie hinter der Aussenkante der einen Meter starken Wand
0,30 m zurück, mithin nicht, genau in der Wandmitte liegen wie in Hayna und
anderen Kiichen des Kreises. Jeder dieser kleinen Bögen ist aus einem Steine ge-
arbeitet und setzt sich einerseits auf ein abakusloses Würfelkapitell von sehr langer
fast kelchartiger, jedenfalls die Gothik ankündigender Form. Das Schilf ohne be-
sonders gekennzeichnetes Sanctuarium schliesst dreiseitig ohne Strebepfeiler und
wird dem 15. oder 16. Jahrhundert angehören. An der Nordseite ist eine Sacristei
ausgebaut. Zwei Joche eines spitzbogigen, rippenlosen Kreuzgewölbes überdecken sie.
Die Glocke von 1,0 m Durchmesser wird oben von sechs Riemen ohne In-
schrift umzogen; darunter ist viermal dasselbe viereckige Relief angebracht, welches
einen Crucihxus mit Maria und Johannes höchst undeutlich darstellt. Muthmass-
lich fällt der Guss gegen Ende des 14. oder zu Anfang des 15. Jahrhunderts.
Die Glocke von 0,58 m Durchmesser hat um den Hals diese Minuskelschrift:
$<m(tu6 nitü!t!M6 bdrhara tnnrid 1!)$
aus welcher man vielleicht schliessen darf, dass der h. Nicolaus Patron der Kirche
war. Unter der Inschrift zieht sich ein dreiblätteriger Bogenfries her. Der Guss
scheint gegen Ende des 15. Jahrhunderts geschehen zu sein.
Die Glocke von 0,85 m Durchmesser hat oben zwischen zwei Riemen diese
Schrift inMin uskeln:
-}- fon$o!or (= consulor) t)itm (Ko ntortua pdto notim! nuo nt on° (%tt
Reibitz.
Kirchdorf, Filial von Sausedlitz, 8,2 km nordöstlich von Delitzsch gelegen,
lässt auf wendische Gründung nicht schliessen. Die im Dorfe gelegene Kirche hat
geraden Ostschluss und im Westen einen Dachreiter. Das Mauerwerk ist über-
 
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