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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0198
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192

Kreis Delitzsch.

Wöllnau.
Kirchdorf, Filial von Bathaune, 10 km nordöstlich von Eilenburg gelegen,
zeigt keine wendische Dorfform. Die Kirche liegt südlich im Dorfe und besteht
aus einem Schiffe mit schmälerem, gerade schliessenden Altarraume; beide sind
durch einen kleinen Bogen verbunden. Der Ostgiebel trägt einen mit Schindeln
gedeckten Dachreiter für die Glocken. Ein kleines, altes Fenster hat sich in der
Ostwand erhalten und lässt darauf schliessen, dass der Bau in frühgothischer Zeit
entstanden ist. Das Material der Wände ist Raseneisenstein. Der Eingang findet
jetzt von Westen her durch eine Vorhalle statt. Nur der in letzterer stehende
Taufstein ist beachtenswerth. Derselbe ist eine spät(?)gothische Arbeit. Ueber
der Schräge eines achtseitigen Fusses steht ein achtseitiger Schaft, der wieder
mittels Schräge zu dem achtseitigen Gefässe sich erweitert. Die Seiten dieses
tragen einen Spitzbogenfries, der auf ganz sinnreiche Weise gemeisselt ist durch
Vertiefung der Bogenzwickel.
Die Glocke von 0,66 m Durchmesser hat oben diese Schrift:
DVRCH DAS FEVER BIN ICH GEFLOSSEN GEORG SCHESLER ZV
LF1PZIG HAT MICH GEGOSSEN ANNO 1660.
Auserdem stehen an der Glocke noch Namen.
Die Glocke von 0,75 m Durchmesser hat oben diese Schrift:
MICHAEL WEINHOLD IN DRESDEN ANNO 1701 MICH GEGOSSEN
ES LEBTEN ZVR ZEIT nun folgen an der Glocke Namen.
Wölpern*
Kirchdorf, Filial von Weltewitz, 4 km westlich von Eilenburg gelegen, hat
unverkennbar wendische Dorfanlage. Westlich von dem Platze mit einem Teiche,
um den sich die Höfe im Kreise gruppiren, liegt die Kirche. Sie ist ehemals die
Hauptkirche gewesen, doch im dreissigjährigenKriege wie das Dorf überhaupt sehr
verwüstet worden. 1662 soll sie nach Simons Angabe neu aufgebaut und am 7. Feb.
1664 eingeweiht worden sein. Der Thurm, dessen obere Theile 1839—1840 in Back-
steinen aufgebaut sind, steht im Süden mit dem Schiffe bündig. Die unteren Thurm-
stücke und die Westtheile des Schiffes können in romanische Zeit gehören, die
andere Schiffhälfte mit geradem Ostschlusse. in dein drei spitzbogige Fenster und
auf dem ein zu Pfeilern und spitzbogigen Nischen aufgelöster Giebel von Back-
steinen einem älteren niedrigeren Bruchsteingiebel vorgebaut ist, wird dem Ende
des 15. oder Anfänge des 16. Jahrhunderts angehören. Im Norden ist eine Sacristei
mit Tonnengewölbe und darüber eine Kirchstube angebaut.
Im Inneren der Kirche ist an der Ostwand ein Epitaphium, welches das
Relief einer weiblichen Figur in der Tracht des 16. Jahrhunderts nebst vier Wappen
zeigt. Unter dem Kalkanstriche erkennt man kaum, dass die Arbeit gut ist. Aus
den Anfangsworten der Inschrift: ANNO DOMINI MDLIX geht die Entstehungs-
zeit hervor.
Auf dem Kirchenboden findet sich ein aus zwei Theilen bestehender, drei-
viertellebensgrosser Körper Christi ohne Kopf, Arme und Unterschenkel, er ist
gut und zwar am Ende des 15. Jahrhunderts gearbeitet. Ferner befindet sich dort
 
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