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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0171
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Ober-Glaucha.

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Die andere Glocke hat 0,88 m im Durchmesser und ausser den Worten der
vorigen Glocke noch :
SOLI DEO GLORIA
und als Schmuck einen Crucihxus mit darunter stehenden Namen.

Ober-Glaucba.
Ein nach Nieder-Glaucha eingepfarrtes Dorf mit einer besonderen Kapelle.
Das Dorf, 10 km nördlich von Eilenburg, ist nicht wendisch angelegt. Die Kapelle,
welche dem h. Georg geweiht, ist, liegt südlich im Dorfe und besteht aus einem
mit achtseitigem, schindeleingedecktem Dachreiter versehenen Schiffe und einem
schmäleren, gerade geschlossenen Altarraume. Muthmasslich ist das Material
Backstein, doch wegen neuer starker Ueberputzung nicht zu ermitteln. Nördlich
im Altarraume sieht man eine kleine Sacramentsnische. Die Figuren des ehe-
maligen Schnitzaltares der Kapelle befinden sich im Besitze des Pfarrers; es sind:
Jacobus der Aeltere mit Muschel, Maria mit dem Kinde in der Mondsichel, Pau-
lus (?) mit dem Schwerte und Buche, Anna selbdritt und das Relief der Predella,
den h. Georg darstellend, der zu Pferde sitzend im Begriffe steht, die Königstochter
von dem Lindwurm, dem sie ausgesetzt war, zu befreien. Der Kunstwerth dieser
Sculpturen geht nicht über die Mittelmässigkeit hinaus.
Von den Glocken wird die mit dem Durchmesser von 0,48 m die älteste
sein; sie hat eine hohe Haube, eine schlanke Form und ladet unten weit aus.
Vier Reifen um den Hals bilden ihren Schmuck. Sie gehört vielleicht in das
Ende des 13. oder in den Anfang des 14. Jahrhunderts.
Die Glocke von 0,40 m Durchmesser hat oben zwischen zwei Reifen diese
Minuskelschrift:
An - tun - üf - (HG - !%!!! - $0t - urrs - (nicht leserlich) H ])))!(
An der Glocke von 0,78 m Durchmesser steht oben in zwei Reihen diese
Minuskelschrift; erste Reihe:
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zweite Reihe:
Max mca oox nttc ntoo ooo a& oatra ocnitc
Darunter hängen spätgothische Blumen (Lilien) einzeln herab; an der
Glocke sind zum Schmuck angebracht ein Christuskopf, von einem Heiligenschein
umstrahlt, in einem runden Kranze von vier Lilien, der h. Georg, den Lindwurm
tödtend, in einem länglichen Medaillon mit Lilien besetzt, die Madonna mit dem
Kinde in der Mondsichel stehend, ebenfalls von einem länglichen Felde umgeben, und
mehrere andere kleine Reliefs. Der Giesser ist, wie leicht zu erkennen, derselbe,
welcher mehrere dieser Gegend in dieser Zeit verfertigt hat.
Ein Steinkreuz rohester Art unweit des Dorfes wird mit der Anwesenheit
Tetzeis, der hier Ablass feil geboten haben soll, in Verbindung gebracht, mag in-
dessen wohl nur ein Mordkreuz sein.
 
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