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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0112
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Kreis Delitzsch.

Die Glocke von 0,63 m im Durchmesser hat die Inschrift, die wahrlich in
jener Zeit am Platze war:
DA PACHEM DOMIXE IN IMEBVS N08TR1B IOHANX HILGER. F. AXXO MDCXYI1I.

Die andere Glocke von 0,57 m itn Durchmesser hat
oben zwei Reife, ist übrigens jedoch ohne jeden Schmuck
und ohne Inschrift; sie ist muthmasslich mit der ersten Glocke
gleichzeitig.
Auf dem Gutshofe hat eiu Thurm Interesse, welcher
unten den in Nr. 6^ dargesteilten Grundriss zeigt. Man er-
kennt, dass sein unterstes Geschoss mit einem korbbogen-
förmigcn Tonnengewölbe überdeckt ist. Die beiden Eingänge
dürften erst in einer Zeit eingebrochen sein, als man, uni
den Kaum benutzen zu können, das Gewölbe herstellte.
Der verschiedenen Erdhöhe wegen bildet dieses unterste Ge-
schoss eigentlich den Keller, über dem dann ein ebenfalls
mit flachem Tonnengewölbe überdecktes Erdgeschoss liegt.
Der Thurm steht auf einem Bruchsteinfundamente, ist-
aber übrigens ganz aus dunkelrothen Backsteinen ausgeführt. Im Inneren des
untersten Geschosses bemerkt man diesen
Steinverband. Am Aeusseren jedoch ist von
unten bis zu dem an den Schmalseiten ab-
gewalmtcn steilen Satteldache stets dieser wohl ältere Verband zur Anwendung


gekommen und zwar haben die Steine unten das
in nebenstehender Skizze angegebene Format. Der
Thurm, dessen Mauerwerk von Simsen nicht unter-
brochen wird, sondern gradlinig emporgeht, auch keine
Fenster äusserlich bemerken lässt, hat unzweifelhaft Vertheidigungszwecken ge-
dient. Vormals hat an seiner Ostseite ein Anbau existirt, wie sein Mauerwerk
daselbst, in welchem auch eine weite, flachbogig überdeckte Nische ausgespart ist,
erkennen lässt. Dass er, den man in den nachbarlichen Dörfern als AVendenthurm
bezeichnet, nicht aus der AVendenzcit, sondern erst aus der gothischen Periode
herstammen kann und zwar unserer Aleinung nach etwa dem 14. Jahrhundert an-
gehört, lässt die Technik erkennen, die schwerlich über ein Jahrhundert älter ist
als jene, die wir am Südthurmc der Eilenburger Schlossruine kennen gelernt
haben. Andere Gebäude oder Gebäudereste des alten Castelles sind nicht mehr
vorhanden, nur der Schlossgraben gegen Osten nnd Süden hat sich erhalten.


Hayna,
im Volksmunde Ilahne genannt, Pfarrkirchdorf, 11 km südlich von Delitzsch ge-
legen, ist wohl ursprünglich von wendischer Anlage, denn an der Ostseite des
Ortes bilden die Gehöfte einen Kreis um einen Platz mit einem Teiche. Indessen hat
sich das Dorf über diesen ursprünglichen Bezirk derartig ausgedehnt, dass die von
 
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