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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0111
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Gruna.

10o

in dem damals eine dem h. Alexander gewidmete nnd vom Magdeburger Erz-
bischof Tagino eingeweihte Kirche stand, zubringen mussten. Später trat'den Kaiser
Tlnetmars Neide, der Cappellan Dietrich abermals in Crona fThietmarVI.pag.3F5).
Wir müssen es dahin gestellt sein lassen, ob wirklich der alte Ort aut' der Stelle
unseres Dorfes lag; Ueberreste haben sich nicht erhalten und die Dorfanlage
zeigt keine wendische Art.
Die Kirche liegt nordwestlich im Dorfe dicht am Muldedamme. Sie ist da-
selbst 1715 wieder aufgebaut. Einem rechteckigen Schiffe ist im Osten ein
schmälerer Thurm vorgebaut, welcher sich oben in das Achteck übersetzt und mit
einer laternenbekrönten Zwiebelspitze abschliesst. Der ganze Bau ist in Back-
steinen und zwar in regelrechtem Kreuzverbande ausgeführt. Durch den Eingang
westlich gelangt man in das Innere, wo einige Epitaphien zunächst zu erwähnen
sind, ln der Südwestecke stellt ein solches einen Ritter mit Rüstung unter
einem von Pilastern getragenen Bogen dar. Es ist ein Mitglied derer von
Spieged und die etwas handwerksmässig anfgefasstc und ausgeführto Arbeit gehört,
wahrscheinlich dem Jahre 1551 an, doch ist die Jahreszahl nicht mit Sicherheit zu
lesen. Daneben ist das Epitaphium der Erau von Spiegel! vom Jahre 150) an-
gebracht. Dieselbe ist im Mantel und einem das Gesicht halb verhüllenden Rissen-
tuchc dargestcllt; sie legt die Hände betend zusammen, ln der Nordwc steckeist
auf einem dritten Steine ein Ritter handwerklich dargestcllt, eine Arbeit von 1GA),
und auf einem vierten ein solcher aus noch späterer Zeit mit Pluderhose, grossem
Kragen u. s. w. Doch ist die Arbeit gut, aber wie alle anderen Epitaphien schlecht
zu sehen. Auf der Empore an der Südseite liegt ein Triptychon, dessen Flügel
äusserlich mit der Anbetung der Könige bemalt sind. Nach der Oollnung der-
selben hat man diese Anordnung:


Im linken Flügel steht die h. Anna mit dem Christkinde und seiner Mutter
auf den Armen. Im eigentlichen Schreine stellt dann zuerst der h. Nikolaus in
bischöflicher Tracht und mit einem Buche, auf welchem Steine liegen. Er wird
der Titelheilige der alten Kirche gewesen sein, da er rechts neben der Maria mit
dem Kinde steht, welche die Schreinmitte wie gewöhnlich inne hat. Zur anderen
Seite der Madonna steht eine Heilige mit einem Schwerte mul Buche, Beigaben,
aus denen sie nicht sicher zu bezeichnen ist; wir vermuthon trotz des fehlenden
Rades, in ihr die h. Catharina. Im rechten Flügel steht, die h. Barbara mit
einem Kelche. Die Schnitzerei ist gut und die Formen sind edel, wenngleich man
das Stück nicht hervorragend bezeichnen darf. Es gehört nruthmasslich schon dem
16. Jahrhundert an.
 
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