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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0217
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Kunstgeschichtliche Uehersicht.

[\j icht überall lässt sich im Kreise die Gehöftegruppirung zu einem Dorfe
aut wendische Einflüsse zurückführen. Zwar wird sie ursprünglich bei alle
den Dörfern vorhanden gewesen sein, die vormittelalterlichen Ursprungs sind, aber
erkennen lässt sie sich nur ganz zweifellos in Cletzen, Gollme, Naundorf bei Halle,
Pehritzsch und Wölpern; übrigens ist sie mein* oder minder auch noch zu sehen
in Denndorf, Drodau, Crensitz, Döbern, Freiroda, Guetz, Gerbisdorf, Hayna, Hohen-
roda, Klitschmar, Kölsa, Krippehna, Lindenhain, Mocherwitz, Paupitsch, Priestäblich,
Rödgen bei Eilenburg, Selben, Sietzsch AVeltewitz, Zschepen und Zwebendorf. Die
anderen Dörfer, von denen sicherlich die meisten ebenfalls wendische Anlage hatten,
lassen solche überhaupt nicht mehr erkennen.
Von den Kirchen des Kreises, die naturgemäss die ältesten Bauwerke sind,
lässt sich keine mit Sicherheit vor die romanische, kaum in die frühromanische Zeit
setzen, ein Beweis, dass erst im 11. und 12. Jahrhunderte dieVerchristlichungdet
Bewohner dieser Gegend zu einem unverhohlenen baulich monumentalen Ausdrucke
gelangte. Diese Zeit ist höchst merkwürdig, da der Ausdruck der revolutionären
Bewegung, nämlich der völlig zur Herrschaft gekommenen christlichen Religion,
damals eine solche Stärke zeigt, wie man ihn kaum zu irgend einer anderen Zeit
wieder findet. Im Laufe weniger Jahrzehnte entstand durch die ganze Gegend
hin in jeder kleinen Gemeinde ein Gotteshaus so unverwüstlich, wenn auch nicht fein
durchgebiidet, dass es an vielen Orten bis zur Stunde allen Stürmen der Jahrhunderte
trotzen konnte, und dass fast an allen Kirchen noch mehr oder minder deutliche Spuren
aus jenen Tagen zu sehen sind. Wir nennen Battaune ohne Altarraum und im
16. Jahrhundert umgebaut, Behlitz auf romanischen Resten im 15. Jahrhundert
erneuert, Benndorf, eine ausgebildete romanische Anlage vom Ende des 12. Jahr-
hunderts ohne Thurm, Brinnis mit einem Chor von 1418 und 1830 überhaupt erneuert,
Cletzen entwickelte Anlage, Creuma, wo die unteren Thurmtheile wohl noch in
das 12. Jahrhundert gehören, während das Schiff im 17. Jahrhundert entstanden
sein wird, Delitzsch hat in seiner Stadtkirche zwar kein Stück mehr, welches nach-
weislich in so frühe Zeit zurückgeht, aber der Thurm gehört nicht zu dem im
15. Jahrhundert erbauten Schiffe, sondern muss bis nahe an die romanische Epoche
zurückreichen, obgleich sich erst 1325 die erste Erwähnung des Gotteshauses findet,
Doberschütz ist später verbaut, Döbern mit frühgothischem Chore und im 16. Jahr-
hundert verändert, Eilenburg hat romanische Reste in der Marien- (bezw. Berg-)
kirche, die sich übrigens jedoch als eine dreischifüge, spätgothische Hallenkirche
darstellt und eine Thurmbedachung von 1828 hat, Freiroda stammt aus der Ueber-
gangszeit und aus spätgothischer Epoche, Glesien hat ein romanisches Schiff mit
einem Chore des 16. Jahrhunderts, Gollme ist auf romanischer Gründung in-
schriftlich 1471 erbaut, sein Thurm entstand 1741, Grebehna ist spätromanisch und
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