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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0016
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10

Ktcis Delitzsch.

Benndorf.

Kirchdorf, Filhd von Paupitxsch, 3,5 km nördlich von Delitzsch gelegen
ist ein sogenanntes Sackdorf'' d. h. seine Anlage bildet nur eine, hier etwas
gebogene Strasse, die durch ein Gehöft geschlossen wird, sodass man nur
da aus dem Dorfe herauskommen kann, wo man eingetreten ist. Im Lib.
bonor. Merseb. (s. N. M. 2,388) wird der Ort Bennendorph geschrieben. 1402
kaufte der Rath der Stadt Delitzsch von Heinrich und Hans von Ende den Satteihof
Benndorf. Am 15. August 1682 brannte das Dorf, durch Blitz entzündet, fast ganz
nieder. Die Kirche liegt im Dorfe östlich etwas hoch. Sie ist eine zwar nicht
grosse, aber im Ganzen gut erhaltene romanische Anlage der ausgebildeton Art.
Allerdings fohlt, weil die Gemeinde auch in alter /eit nicht gross gewesen sein
mag, ein ursprünglicher Thurm. Man hat dafür in späterer /eit dem Schilfe
westlich einen Fachwerksdachreiter aufgebaut. Der Altarraum mit halbrunder
Apsis, welcher schmäler als das Schilf ist, wird mit diesem jetzt nicht mehr durch
einen halbrunden Bogen verbunden, wohl weil in der an sich schon kleinen Kirche
die niedrige Bogen Öffnung den Blick aut den Altar bex. auf die Kanzel be-
einträchtigte. Die Apsis hat statt der üblichen drei Fenster nur eins gegen Osten.
Die Fenster im Altarraume und Schilfe sind in späterer /eit vergrössert worden
!)is auf das kleine über dem jetzigen Eingänge auf der Südseite, welches um
sprünglich ist. Der Bau ist in Findlingen, die mit kleinen Steinen verzwickt sind,
erbaut, nur die Ecken bestehen aus Sandstein in nicht eben grossen Stücken ;
auch die Fenstergewände sind aus diesem Materiale gemacht. Obwohl die Mauern
ein rohes Aussehen haben, so sind sie doch mit Sorgsamkeit hejgestellt; die
Dauerhaftigkeit giebt davon Zeugniss. Diese gute Technik sowie die Grundriss-
anordnung lassen auf eine Entstehung am Ende des 12. Jahrhunderts mit Sicherheit
sch dessen.
Im Inneren lallt die cigenthümliche fächerartige Ziegelstein verziere ng
im Pflaster auf, Nr. 8. Wir erinnern uns dieselbe Musterung auch in anderen

Kirchen dm Gegend gesehen zu haben

vermögenabor mit Gewissheit nicht
Me etwas naclrlässig ausge-

anxugeben, ob
führten Rillen wirklich ein schmückendes Muster
zur Belebung des Fussbodens haben abgeben
sollen oder ob etwa diese gemusterte Seite des
Steines nicht als die Unterseite zu betrachten ist,
sodass die Rillen eine festere Lagerung des Pflaster-
steines auf seiner Bettutig zum Zweck hätten.
Auch die /eit der Herstellung dieser nicht kleinen
Steine lässt sich nicht sicher angeben; cs steht zu
vermuthen, dass sie nicht vor dem 17. Jahrhundert
liegt. — Die vor dem Altäre bctindliche Steinplatte
ist die Mensa des ursprünglichen Altares, welche
man am Sepulcrum erkennt.
Von den beiden Glocken ist die kleinere mit dem für eine Kirchcnglockc
überaus geringen Durchmesser von 6,22 m ausser Gebrauch, weil sie gesprungen
ist, Sie hat weder um den Hals Reifen noch sonst irgend welchen Schmuck.



Xr.8.
 
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