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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0152
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Kreis Delitzsch.

Lamm im Gewände haitend. Nach Oetf'nung der Flügel stellt sich uns dieser
Anblick von geschnitzten, farbigen Figuren dar:

c-t


Die Namen der Heiligen stehen in dem flacherhabenen Heiligenscheine jeder
Figur an der Rückwand. Links im Flügel stösst die h. Margaretha dem Drachen das
untere Ende eines Kreuzes ins Maul, Oatharina neben ihr hält ein Schwert. Im
Schreine steht Moritz mit Fahne und Schild ; die Mitte nimmt der h. Martin ein — war
also die Zwochauer Kirche diesem Heiligen geweiht?—, der als Ritter gekleidet für
einen Krüppel ein Stück seines Gewandes abschneidet. Es folgt der h. Antonius mit
einem Schweine, einem beglückten Kreuze und einem Buche. Im rechten Flügel steht
der h. Johannes der Täufer mit einem Lamme und der h. Apostel Philippus, andern
den Götzen stürzenden Kreuze kenntlich. Die glänzende, unschöne Färbung dieser
Statuen ist neu, ebenso sind die Beigaben vielfach neu, auch haben gewisse Stücke,
z. B. der plastische Schmuck der Gewänderkanten, schwinden müssen. Jedoch
auch ohne die Veränderungen würde die Schnitzerei nicht bedeutend sein, sondern
nur eine Dutzendwaare einer jener Fabriken, die diese Altäre herstellten. Dass
einige Gesichter z. B. das des h. Martin, charakteristisch geschnitzt sind, wird
dadurch nicht ausgeschlossen. Die Gemälde sind keineswegs besser, haben aber
trotz vieler Zeichenfehler doch oft Wahres iiu Ausdruck.
Ueber die Räume des zweiten Obergeschosses kann zum Schluss nur gesagt
werden, dass jenes Nordostzimmer mit der Heiz- bezw. Kochvorrichtung die Wohn-
stube gewesen sein muss, der Südostraum aber die Kammer gewesen sein wird
Man hat auffälligerweise nichts Anstössiges darin gefunden, die Bewohner zu
diesem Geschosse ständig durch die obere Kapelle gehen zu lassen. Der Putz
des Inneren, meint Stapel 8. 54, sei hier nicht, wie unten, durchgängig grober
Kalkmörtel, sondern „zum Theil nur Lehm, aber wie hin und wieder noch einige
Spuren zeigen, mit feinem Stuck überzogen gewesen." Ich habe nur Lehmputz
ohne Stuck gefunden. Der Dachboden bietet nur die technisch nicht uninteressante
Gonstruction des Gespärres, welche 1662 gemacht sein soll, „was auch", wie Stapel
8.55 richtig angiebt, „mit der Art der Zimmerarbeit daran übereinstimmt."
Laue.
Kirchdorf, Filial von Spröda , mit einem Rittergute, liegt 4,5 km nordöstlich
von Delitzsch. Die ältere Namensform ist Luhu und Law. Die Gehöfte gruppiren
sich nicht in wendischer Art. Die Kirche ist gemäss einer Inschrift über dem
Portale an der Westseite des Thurmes 1739 erbaut worden und zwar im östlichen
Theile des Dorfes. Eine gerade Wand schlicsst das Schilf im Osten, an der Nord-
seite ist für den Gutsbesitzer ein Kirchstübchen herausgebaut. Aus Resten einer
 
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