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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0165
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Mörtitz.

159

sind,ist:

Ich glaube hier sicher annehmen zu dürfen, dsss das ältere Backsteinmauerwerk
nicht, wie das dieser Gegend aus dem 15. und 16. Jahrhundert, für eine Butzver-
kleidung bestimmt gewesen ist, sondern dass es an sich in richtiger Constructions-
und Ornamentationsweise die Kunstformen geliefert hat. Und mögen dieselben
auch noch so gering an Zahl und noch so einfach gewesen sein, so verdienen sie
doch in erster Linie berücksichtigt zu werden. An diesem Baue hat sich die
Höhe des Hauptgesimses des alten Sanctuariums — das jetzige ist erhöht —,
welches Sims niedriger als das des breiteren Schifies lag, eine Stromschicht er-
halten. Bald über ihr befindet sich ein Absatz, welcher den Beginn der jetzt feh-
lenden Gesimsglieder kennzeichnet. Man bemerkt in der Nord- und Südwand die
vermauerten, alten, rundbogigen Po tale. Im Inneren, welches 1737 erneuert ist,
bemerkt man an der Nordwand des Chores eine Sacramentsnische. Unter dem
Altäre liegt die geschnitzte Figur einer Heiligen. Die zwar stark beschädigte, aber
gute Sculptur wird erst dem 16. Jahrhundert angehören. Ein Crucihxus auf dem
Kirchenboden gehört der Hochrenaissance an ; er ist dreiviertellebensgross und vor-
züglich in den Verhältnissen. Ein vergoldeter Kelch von Silber hat auf seinem
runden Fusse folgende Schrift:
C
MSHG-S
M
P
und unten im Kreise:
1692 JESV CHRISTO LIBERATORE SUO CALICEM HVNC
GRADIDUDINES ERGO DICAT ATQUE DEDICAT.
Der kleine Nodus hat sechs Zapfen.
Die Glocken dieser Kirche hängen in einem besonderen Fachwerkshäuschen
nahe am Dorfe. Die von 0,93 m Durchmesser hat oben zwischen vier Schnüren
diese Minuskclschrift:
+ amto + &Mtii!ti + miliMimo + uu + !u + nuc + marin + Gräfin + pirna +
Die andere Glocke misst 0,69 m im Durchmesser: an ihr steht ausser Namen:
GEGOSSEN VON C- A- JAVCK IN LEIPZIG i846.

Naundorf bei Halle.
Bfarrkirchdorf, 9 km südwestlich von Landsberg (7,5 km östlich von Halle)
gelegen, hat eine unverkennbar wendische Gruppirung der Gehöfte. Die Kirche
liegt nordöstlich im Dorfe und scheint dem Kirchensiegel nach dem h. Petrus, der
h. Ursula und dem h. Paulus geweiht gewesen zu sein. Sie ist eine Anlage aus
der spätromanischen Zeit, an deren Altarraum unter Benutzung der romanischen
Fenstergewände am Ende des 15. Jahrhunderts ein dreiseitiger Schluss gesetzt ist-
Das Schitl zeigt ziemlich grosse romanische kenster; die Ecken des Schiffes an
der Ostseite sind cantonirt.. In Nr. Iu7 geben wir die AbbiPPang dos Haupt-
gesimses; man sieht, dass die Kehle mit dem sehr frei gearbeiteten Rundstabe
unter einer Platte schon stark an guthische Art gemahnt. Der Thurm, im Erd-
 
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