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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0180
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Kreis Delitzsch,

Engelskopf sich befindet; zwei Seiten haben die erwähnten Wappen. Der barocke
entere Theil passt nicht schlecht zu dem oberen Stücke.
An der Westwand des Schiffes im Inneren befindet sich ein Epitaphium, welches
eineHAVS FRAV im Relief darstellt, deren Gesicht fast ganz von dem Rissentuche
verdeckt ist. Die Figur ist stehend mit zusammengelegten Händen dargestellt.
Die inschrifthch von 1565 stammende Arbeit, leider durch Bänke fast verdeckt,
ist gut.
Ein anderes Epitaphium ist das der genannten Eheleute von Miltitz; es be-
findet sich an der Nordwand und ist in Holz ausgeführt. Zu unterst steht die
Inschrift in einer Kartusche. An der Sockelmitte des Ganzen ist die Familie im
Gebete knieend nicht übel reliefirt. Ueber ihr befindet sich das Hauptbild, welches
von je swei Säulen, die wieder Wappen zwischen sich haben, seitlich eingefasst wird
und die Auferstehung des Heilandes darstellt. Im bekrönenden Aufbau zwischen
hermenartigen Pilastern sieht man Jonas im Fischrachen, endlich im Tympanon
des Giebels Gott-Vater. Die ganze Arbeit streift an das Barocke, ist aber noch
von gutem Stile und gut erhalten.
Die Glocke von 0,62 m im Durchmesser hat zwischen vier Reifen um den
Hals diese Majuskelschrift, die durch Ausgraben des Mantellehms entstanden ist
und weil der Schreiber von rechts nach links schreibend nicht auskam, also be-
ginnt:
+ RoBiGmAl'LEBB SAD VA B1TAVHA BENIGHA
VAS DS
Er musste das VAS DEVS unter die Reifen setzen, hat statt LOG nur HO
geschrieben und SKFHIA statt SKSHA. Diese Glocke hat eine schlanke, gefällige
Form, die unten weit ausladet; an ihr sieht man eine runde Buckelverzierung, die
vielieickt das Glockengiesserzeichen ist. Als Entstehungszeit darf man die Mitte
des 14. Jahrhunderts annehmen.
Die Glocke ven 1,02 m Durchmesser hat oben zwischen vier Riemen folgende
nach Wachsmodellen geformte Majuskelsclnift:
+ VAS DEVS HOC PEEbS SRLVA SIT AVRA BEMGGA
Entstanden wird diese Glocke im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts sein.
Eine dritte Glocke misst 0,64 m im Durchmesser und wird oben von vier
unsauberen Riemen umzogen, zwischen denen zwei nicht zu erkennende Medail-
lons angebiacht sind. Sie gehört wohl auch in die Mitte des 14. Jahrhunderts.

Scholitz.
Kirchdorf, Filial von Lindenhain, 1,10 km östlich von Delitzsch auf einer An-
höhe gelegen, deren höchsten Punkt die Kirche einninnnt. Die ursprüngliche An-
lage gehört wohl iu die Uebergangszeit und sie bestand aus dem thurmlosen
Schiffe mit östlichem Altarraume. Man sieht noch die kleinen, spitzbogigen Fenster
und an der Südseite den vermauerten, rundbogigen Eingang; auch das Material,
grosse Eisensteinstücke und Findlinge, entsprechen der romanischen Weise dieser
 
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