Hayna.
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jener muthmasslich ersten Dorfform westlich gelegene Kirche jetzt in der Mitte
der Hänser steht.
Dieses Gotteshaus ist von spätromanischer Gründung und zwar stammt der
Thurm und das Schiff noch von dieser ersten Anlage her. Das rohe Mauerwerk
dieser Stücke zeigt Eckquaderung und stellenweise noch die romanische Fugen-
technik. Die Schalhocher der Glockenstube werden durch eine in der Mitte der
Wandstärke stehende und zwei kleine Rundbogen von der Capitälstärke tragende
Säule getheilt. Die Capitäle haben meist die Würfelform und sind nur roh be-
arbeitet; unsere Zeichnung Fig. 63 u. 61 giebt das Bild einiger derselben.
Das beachten swerthcste Stück aus roma-
nischer Zeit ist das an der Südseite befind-
liche Portal, welches in der Anordnung seiner
Theile und selbst in der Bildung vieler Or-
namente sich eng an das der Kirche zu
Naundorf bei Halle, welche Kirche wir weiter
unten beschreiben und deren Portal wir
im Bilde wiedergeben, anschliesst; das Ge-
wände hat also zwei Absätze, in denen
Säulen stehen. Das Tympanon umzieht eine
dem Gewände entsprechende Archivohe mit
zwei Rundstäben. Die Details sind, da zu
verschiedenen Zeiten ein Kalkanstrich wieder-
holt ist, fast unkenntlich; jedoch sieht man, dass die Basen Eckblätter haben, die
tief ausgearbeiteten Capitäle nach den Abakusecken Träger emporwachsen lassen,
unverkennbare Anzeichen der bevorstehenden Gotliik. Der Abakus stellt sich als
umgekehrte attische und zwar ziemlich schwere Basis dar. Das von einem Blätter-
kranze eingerahmte Tympanon hat eine von dem Naundorfer abweichende Ver-
zierung; zwar sieht man auch hier zwei Rosetten, eine fünfblätterige und eine
dreiblätterige, aber die Mitte wird von einem Kreise, in dem sich ein Kreuz be-
findet und über dem als Bekrönung eine stilisirte Lilie mit einigem wegen der
Tünche nicht mehr gut erkennbaren Blattwerke steht. Ohne Zweifel haben diese
Zierrathe symbolische Bedeutung, das Kreuz mit Lilie soll an den unverschuldeten
Tod Christi gemahnen (an das Mainzer Rad ist hier wohl nicht zu denken). Wenn
nun der Meister, welcher dieses Portal hergestellt hat, auch das zu Naundorf ver-
fertigt zu haben scheint, so können wir doch nicht unerwähnt lassen, dass dieses
Haynaer Portal schon entwickeltere Formen zeigt als jenes und dass es daher
wahrscheinlich ist, der Meister sei bei Herstellung dieses Portales schon einige
Jahrzehnte älter gewesen, oder aber einer seiner Schüler habe diese Arbeit im
engen Anschlüsse an die Art des Meisters ausgeführt.
Statt des romanischen Sanctuariums mit Concha hat man wohl im 15. Jahr-
hundert den jetzigen dreiseitig schliessenden Chor mit Strebepfeilern am Aeusseren
und einem Nctzgewölbe im Inneren angebaut. Das roh ausgeführte Mauerwerk
besteht in Backsteinen mit grauem Sandsteine, weicher in Verzahnung die
Ecken einfasst. An der Nordseite liegt die Sacristei; sie ist von zwei Kreuz-
gewölben überdeckt und hat einen Sacramentsschrein.
du der Mensa des Altares bemerkt man ein entleertes Sepuicrum und auf
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jener muthmasslich ersten Dorfform westlich gelegene Kirche jetzt in der Mitte
der Hänser steht.
Dieses Gotteshaus ist von spätromanischer Gründung und zwar stammt der
Thurm und das Schiff noch von dieser ersten Anlage her. Das rohe Mauerwerk
dieser Stücke zeigt Eckquaderung und stellenweise noch die romanische Fugen-
technik. Die Schalhocher der Glockenstube werden durch eine in der Mitte der
Wandstärke stehende und zwei kleine Rundbogen von der Capitälstärke tragende
Säule getheilt. Die Capitäle haben meist die Würfelform und sind nur roh be-
arbeitet; unsere Zeichnung Fig. 63 u. 61 giebt das Bild einiger derselben.
Das beachten swerthcste Stück aus roma-
nischer Zeit ist das an der Südseite befind-
liche Portal, welches in der Anordnung seiner
Theile und selbst in der Bildung vieler Or-
namente sich eng an das der Kirche zu
Naundorf bei Halle, welche Kirche wir weiter
unten beschreiben und deren Portal wir
im Bilde wiedergeben, anschliesst; das Ge-
wände hat also zwei Absätze, in denen
Säulen stehen. Das Tympanon umzieht eine
dem Gewände entsprechende Archivohe mit
zwei Rundstäben. Die Details sind, da zu
verschiedenen Zeiten ein Kalkanstrich wieder-
holt ist, fast unkenntlich; jedoch sieht man, dass die Basen Eckblätter haben, die
tief ausgearbeiteten Capitäle nach den Abakusecken Träger emporwachsen lassen,
unverkennbare Anzeichen der bevorstehenden Gotliik. Der Abakus stellt sich als
umgekehrte attische und zwar ziemlich schwere Basis dar. Das von einem Blätter-
kranze eingerahmte Tympanon hat eine von dem Naundorfer abweichende Ver-
zierung; zwar sieht man auch hier zwei Rosetten, eine fünfblätterige und eine
dreiblätterige, aber die Mitte wird von einem Kreise, in dem sich ein Kreuz be-
findet und über dem als Bekrönung eine stilisirte Lilie mit einigem wegen der
Tünche nicht mehr gut erkennbaren Blattwerke steht. Ohne Zweifel haben diese
Zierrathe symbolische Bedeutung, das Kreuz mit Lilie soll an den unverschuldeten
Tod Christi gemahnen (an das Mainzer Rad ist hier wohl nicht zu denken). Wenn
nun der Meister, welcher dieses Portal hergestellt hat, auch das zu Naundorf ver-
fertigt zu haben scheint, so können wir doch nicht unerwähnt lassen, dass dieses
Haynaer Portal schon entwickeltere Formen zeigt als jenes und dass es daher
wahrscheinlich ist, der Meister sei bei Herstellung dieses Portales schon einige
Jahrzehnte älter gewesen, oder aber einer seiner Schüler habe diese Arbeit im
engen Anschlüsse an die Art des Meisters ausgeführt.
Statt des romanischen Sanctuariums mit Concha hat man wohl im 15. Jahr-
hundert den jetzigen dreiseitig schliessenden Chor mit Strebepfeilern am Aeusseren
und einem Nctzgewölbe im Inneren angebaut. Das roh ausgeführte Mauerwerk
besteht in Backsteinen mit grauem Sandsteine, weicher in Verzahnung die
Ecken einfasst. An der Nordseite liegt die Sacristei; sie ist von zwei Kreuz-
gewölben überdeckt und hat einen Sacramentsschrein.
du der Mensa des Altares bemerkt man ein entleertes Sepuicrum und auf